Elser als alleiniger Täter? Ein neues Buch über das Attentat von Georg Elser auf Adolf Hitler
Handelte Georg Elser bei seinem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler alleine oder hatte er Hintermänner? Längst ist sich die Fachwelt einig: Ersteres ist der Fall. Taucht die Frage trotzdem wieder einmal auf, dann meist als Nebenaspekt eines anders gelagerten Sachverhalts. Einen solchen beschreibt Martin Bauer in seinem Buch „Kommissaren auf der Spur“. Viele Jahre wurde Georg Elser wegen seines Versuchs, Hitler am 8. November 1939 mit einem Sprengsatz im Münchner Bürgerbräukeller zu töten, verunglimpft statt gewürdigt. Das änderte sich erst im Laufe der Zeit, und mittlerweile erfährt Elser längst die ihm für seinen Widerstand gegen den Nationalsozialismus gebührende Anerkennung.
Georg Elsers Leben und Handeln bis ins Detail bekannt
Bis ins Kleinste durchleuchtet ist inzwischen das Leben des „kleinen Mannes aus der Provinz“, der sich gegen die Gewaltherrschaft auflehnte. Gleiches gilt für Hintergründe, Vorbereitung und Ablauf seiner Tat. „Alles ausermittelt“ könnte man sagen. Nichtsdestotrotz thematisiert Bauer die Kontroverse 84 Jahre nach dem Attentat von Neuem.
Allerdings ist das nur eine Geschichte hinter der eigentlichen Geschichte. Bauer, beim Polizeipräsidium Heilbronn als Kriminalhauptkommissar mit der Bearbeitung von Wirtschaftsdelikten betraut, geht es nämlich darum, die Historie der nach dem Krieg ins Leben gerufenen Kriminalhauptstelle Nordwürttemberg zu beschreiben. Sie wurde später der Landespolizeidirektion Stuttgart I zugeordnet. Das Interesse des 61-Jährigen erwachte, als er im Auftrag der Großnichte eines gewissen Karl Strengert dessen Familiengeschichte ordnete. Dieser Kriminalkommissar stand einst in Diensten besagter Kriminalhauptstelle und war im Sommer 1950 auf ein Ersuchen der Generalstaatsanwaltschaft München hin damit befasst, Nachermittlungen zu den Geschehnissen im Bürgerbräukeller vorzunehmen. Im Mittelpunkt stand die bereits genannte Frage: War Elser Alleintäter?
Auch Georg Elsers einstige Freundin vernommen
Strengert, wie Elser 1903 geboren, vernahm mehrere Zeugen – vier ehemalige Kriminalbedienstete sowie Maria Daberger, geb. Schmauder, eine frühere Freundin Elsers aus Schnaitheim. In seinem Abschlussbericht vom 23. August 1950 kam Strengert aufgrund der auszugsweise wiedergegebenen Gespräche zu dem Ergebnis, Elser sei „ein Einzelgänger und Sonderling, in seinem Beruf aber ein sehr geschickter Handwerker gewesen“. Schlussendlich bestätigte sich damit laut Bauer, was die Geschichtsforschung ihrerseits längst belegt hat: Es gab keine Hintermänner, keine Verstrickung des britischen Geheimdienstes und des NS-Renegaten Otto Strasser.
Keine neuen Erkenntnisse
Bauers Leser bekommen also erwartungsgemäß keine neuen Erkenntnisse geliefert. Wohl aber einen interessanten Beleg dafür, wie lange nach dem Attentat noch offiziell der Frage nachgegangen wurde, ob die These von der Alleintäterschaft zu halten sei. Das gilt vor allem für jene, die sich wie der Autor selbst zuvor noch nicht eingehend mit Georg Elser beschäftigt hatten.
Martin Bauers Buch „Kommissaren auf der Spur“ ist erschienen im Verlag Books on Demand (Norderstedt), ISBN: 978-3-7578-1155-6.