Leserbrief

Eine Generation, die anpackte

Leserbrief zum Beitrag "Kanone auf Schloss Hellenstein ist wieder da" (Ausgabe vom 24. Juli):

Eine Generation, die anpackte

Den Bericht zu lesen, war mir eine große Freude. Dies führte dazu, nach dem mehr als 40 Jahre alten Bericht “Kanone wurde repariert” vom 12. Mai 1982 in meinen Unterlagen zu suchen. Damals vermisste ich die Kanone auf dem Schloss, die ich bei jedem Besuch als Kind erkletterte. Ich fand sie dann beschädigt und in Teile zerlegt im Zehntstadel, dem heutigen Museum wieder. Die Räder und die Lafette waren teilweise verfault bzw. gebrochen, die Metallteile der Räder waren nicht mehr zu gebrauchen.

Mein Freund “Schorsch” Mayer und Mitarbeiter beim damaligen Schlossfest waren ebenfalls der Meinung, dass die Kanone wieder im Schlosshof platziert werden müsse. Mayer war schon immer ein Mann der Tat gewesen, und es war in kurzer Zeit ein Team für die Renovierung gefunden. Bauamtsleiter Max Kunze übernahm den Transport der Lafette zu meinem Onkel Matthäus Keller, Wagner in Mergelstetten, der für die Holzarbeiten zuständig war. Stadtförster Martin Schlierer stellte aus seinem Forstbetrieb Eichen zur Verfügung. Die Firma Mayer sorgte für Beschläge und Reifen. Hülsen für die Räder und Naben wurden in der alten Schmiede von Paul Mayer gefunden.

Wir haben gemeinsam mit Freunden die Lafette wieder aufgebaut. Die Reifen wurden im Glühofen geglüht und von Karl Keller und Georg Straub traditionell heiß aufgezogen. Es war für alle Beteiligten eine große Freude, als die Kanone auf dem Schlosshof am alten Platz an der Mauer stand. Dabei entstanden keine Kosten. Das heißt: kurze, unbürokratische Wege, ein funktionierendes Netzwerk, und jeder stellte seine Arbeitszeit und das Material kostenlos zur Verfügung. Dann wurde die Kanone von Helga Wintergerst (HZ) fotografiert. Alle waren mit Begeisterung dabei, und ich bin stolz auf unsere Generation, die nicht sagte: man sollte, man könnte, man müsste. Sondern: Man machte!
Hans Althammer, Mergelstetten