Digitale Stadtentwicklung in Heidenheim

Auf die Minute genau: Wann kommt in Heidenheim der Bus?

Die Stadtverwaltung Heidenheim hat ihre weiteren Pläne für die Entwicklung zur "Smart City", einer modernen und digitalen Stadt, vorgestellt. So sind unter anderem digitale Echtzeitanzeigen an Bushaltestellen geplant. Welche Ideen noch realisiert werden sollen:

Auf die Minute genau: Wann kommt in Heidenheim der Bus?

So wie es eine „analoge“ Stadtentwicklung gibt, also Planung und Bau von Gebäuden, Plätzen und Straßen, existiert seit zwei Jahren für Heidenheim die Idee, eine solche Stadtentwicklung auch digital zu betreiben. In dem interkommunalen Modellprojekt „Smart City“ hat Heidenheim zusammen mit Aalen Projekte und Strategien entwickelt, um an einem Bundesprogramm zur Förderung der digitalen Modernisierung von Kommunen teilnehmen zu können. Und das Ganze unter direkter Beteiligung derjenigen, die in diesen „intelligenten Städten“ leben, den Einwohnerinnen und Einwohnern.

Denn zu den ersten Aktionen, mit denen das Projekt „Smart City“ damals gestartet war, gehörte das Verschicken von 20.000 Fragebögen, 2348 erhielt man ausgefüllt zurück. Die daraus gewonnenen Daten wurden zur Basis für Pilotprojekte und das Stadtentwicklungskonzept. Im Sommer wurde das dann vom Bundesbauministerium als förderfähig eingestuft, „schneller als erwartet“, wie man stolz mitteilt. „Smart City“ sei nicht nur Schlagwort, „sondern eine Vision für eine lebenswerte, nachhaltige, intelligente und effiziente Zukunft“, sagte Heidenheims Oberbürgermeister Michael Salomo bei der Präsentation der Strategie und der Umsetzungsvorhaben am Montagabend im Lokschuppen.

Verlässlichere Angaben der Busankunft

Das große Thema Mobilität scheint ein ideales Anwendungsgebiet zu sein, auf dem eine Stadt, die sich „smart“ nennen möchte, ihre Intelligenz unter Beweis stellen kann. Denn gerade hier bemisst sich, wie umweltbewusst, kostensparend und benutzerfreundlich solche Infrastrukturen sein können. Für Heidenheims öffentlichen Nahverkehr sind deshalb beispielsweise Echtzeit-Fahrplaninformationen direkt an der Bushaltestelle geplant, wie es sie in einigen Städten schon länger gibt. Könnten sich Fahrgäste darauf verlassen, dass sie direkt an der Haltestelle verlässliche Informationen erhalten, in wie vielen Minuten der nächste Bus kommt, „würde man viel öfter auf den Bus umsteigen, anstatt dann doch das eigene Auto zu nehmen“, ist Heidenheims Smart City-Managerin Pia Dudel überzeugt.

Durch Sensoren Wartezeiten vermeiden

Möglich sind auch Anwendungen wie Bodenfeuchtemessungen gekoppelt mit automatischen Bewässerungssystemen in städtischen Grünanlagen für einen schonenderen Umgang mit der Ressource Wasser oder Sensoren in den Türen öffentlicher Gebäude wie dem Rathaus, der Bibliothek oder Museen. Mit den daraus gewonnenen Daten lassen sich dann Besucher- oder Kundenaufkommen intelligent planen, um den Andrang und damit verbundene Wartezeiten zu vermeiden. Zudem lassen sich so beispielsweise die Reinigungszeiten für öffentliche Toiletten an die Nutzung dieser Anlagen anpassen.

"Smart City macht das Leben einfacher"

Pia Dudel, Smart City-Managerin der Stadt Heidenheim

Den konkreten Wert der intelligenten Stadt umschreibt Heidenheims Smart City-Managerin, Pia Dudel so: „Smart City macht das Leben einfacher, leistet einen Beitrag zum Umweltschutz und lässt uns gemeinsam in eine digitale Zukunft steuern“. Strategisch umgesetzt werden soll das durch den Aufbau einer innovativen und resilienten Städtedatenstruktur, eine Vernetzung von Stadträumen und der Entwicklung einer nachhaltig klimabewussten Stadt. In der nun zu Ende gegangenen Pilotphase sei es dabei insbesondere wichtig gewesen, „Hardware- und Softwarekomponenten zu testen, auszuprobieren, wie diese Technologien funktionieren“, so Dudel. Denn auch für sie und ihr Team seien in diesem Zusammenhang viele Dinge neu gewesen.

Am Montagabend hat die Stadtverwaltung Heidenheim im Lokschuppen ihre weiteren Pläne für die Entwicklung zur intelligenten Stadt vorgestellt. René Rosin

Sichtbarster Ausdruck dieser Pilotphase war in den letzten Monaten sicherlich das „smarte“ Stadtmöbel, das seit einiger Zeit an der Kreuzung Olgastraße Ecke Marienstraße in der Georges-Levillain-Anlage steht. Dabei handelt es sich nicht nur um eine übergroß überdachte Sitzgelegenheit, diese „Möbelstücke“ könnten durch ihre verbaute Technik zum Knotenpunkt für die digitale Welt werden. Sie verfügen über eine Solaranlage zur autonomen Stromversorgung und besitzen einen WiFi-Hotspot oder Ladestationen für Handys. Mittels der verbauten Sensoren, mit denen sich umfangreiche Umgebungsdaten erfassen und verarbeiten lassen, geben sie beispielsweise Aufschluss über die aktuelle CO2-, Feinstaub- oder Lärm-Belastung.

An der Georges-Levillain-Anlage werden an einer digitalen Tafel verschiedenste Daten angezeigt, die mittels im Stadtgebiet verteilter Sensoren erhoben werden.
An der Georges-Levillain-Anlage werden an einer digitalen Tafel verschiedenste Daten angezeigt, die mittels im Stadtgebiet verteilter Sensoren erhoben werden. Rudi Penk

Außerdem ist an dem smarten Sitzmöbel ein großer Bildschirm angebracht, auf dem Daten angezeigt werden, die mittels im Stadtgebiet verteilt installierter Sensoren erhoben werden. Dazu gehören beispielsweise Informationen zum Fülllstand der städtischen Mülleimer, zur Belegung von Fahrradboxen, zur Personenfrequenz an bestimmten Orten innerhalb des Stadtgebietes, die Zahl von Fahrten entlang wichtiger Straßen aufgeschlüsselt nach Fahrzeugklassen , der Pegelstand der Brenz oder aktuelle meteorologische Daten. „Und wenn sie eine E-Ladesäule suchen, können sie über die digitale Parkraumüberwachung die nächste freie finden“, so Pia Dudel.

Steuerung der Verkehrsströme

Diese gesamte Infrastruktur und der personelle wie finanzielle Aufwand, den man mit dem Projekt „Smart City“ betreibt, soll sich natürlich nicht selbst genügen oder bloße Datenspielerei sein. Auch wenn das Geld dafür - es handelt sich immerhin um 17,5 Millionen Euro, die sich Heidenheim und Aalen teilen - natürlich erst einmal vom Bundesbauministerium kommt. Die beispielsweise aus einem digitalen Parkraummanagement oder der Fahrzeugzählung gewonnenen Daten können zukünftig für eine effizientere und umweltschonendere Steuerung der Verkehrsströme genutzt werden. Was Luftverschmutzung und Lärmbelastung verringert und effektiv Geld sparen kann. Der OB sieht zudem in den dabei erhobenen Daten eine potentielle Einnahmequelle für die Stadt.

Erster Schritt: Automatische Bewässerung

Die oben beschriebenen Pilotprojekte werden jetzt in den Serienbetrieb überführt. „Uns schwebt vor, dass wir im Rahmen des Umbaus des Rathausvorplatzes die Bodenfeuchtemessung und automatische Bewässerung umsetzen werden“, so Pia Dudel über die erste konkrete Maßnahme. Solche Projekte lassen sich besonders gut in Quartieren realisieren, wo die benötigte Infrastruktur im Rahmen von sowieso stattfindenden Baumaßnahmen mit verlegt werden kann. Mit einer intelligenten Ortseingangsbeschilderung oder dem Echtzeit-Fahrplaninformationssystem wird man aber wohl nicht vor 2026 oder 2027 rechnen können.