Millionenprojekt in Mergelstetten

Einwände gegen Schwenk-Versuchsanlage können jetzt eingebracht werden

Der Zementhersteller Schwenk will zusammen mit drei anderen Firmen eine Versuchsanlage zur Gewinnung von reinem CO2 in Mergelstetten errichten. Das Genehmigungsverfahren läuft jetzt.

Einwände gegen Schwenk-Versuchsanlage können jetzt eingebracht werden

Das Zementwerk Schwenk will zusammen mit drei anderen Unternehmen auf dem Firmengelände in Mergelstetten eine Versuchsanlage bauen, mit der die Gewinnung von reinem CO₂ aus den Abgasen der Zementherstellung getestet werden soll. Für die Anlage, die Anfang 2024 in Betrieb gehen soll, hat jetzt das immissionsschutzrechtliche Genehmigungsverfahren begonnen, für das das Regierungspräsidium in Stuttgart zuständig ist. Bis zum 20. Juni können Einwendungen von Bürgerinnen und Bürgern schriftlich vorgebracht werden. Der Antrag von Schwenk zur Errichtung der Pilotanlage im Oxyfuel-Verfahren kann bis einschließlich Freitag, 20. Mai, beim Regierungspräsidium Stuttgart und im Rathaus Heidenheim (5. Stock, Zi. 513, ohne vorherige Terminvereinbarung) eingesehen werden.

Kamin mit 66,2 Metern

Laut dem Antrag von Schwenk soll in Mergelstetten südlich des bestehenden Zementwerks eine Drehofenanlage für das Oxyfuel-Verfahren gebaut werden, die einen 66,2 Meter hohen Schornstein bekommen soll. Außerdem gibt es eine Sauerstoffanlage zur Versorgung des Drehofens mit einer Lagermenge von maximal 340 Tonnen und die CO₂-Abscheideanlage, in der bis zu 120 Kubikmeter CO₂ gelagert werden können. Für die Vormontage und Baustelleneinrichtung soll eine Schotterfläche von ca. 10.000 Quadratmetern genutzt werden, wozu die bereits vorhandene Fläche noch um 4000 Quadratmeter erweitert werden muss.

Zum Beginn des Beteiligungsverfahrens hat Schwenk bereits ein Gutachten zur Luftreinhaltung, ein Schallschutzgutachten, ein Konzept zur Verhinderung von Störfällen, ein Brandschutz- und Explosionsschutzkonzept sowie den artenschutzrechtlichen Fachbeitrag vorgelegt. Sofern Einwendungen erhoben werden, entscheidet das Regierungspräsidium, ob ein Erörterungstermin stattfinden muss. Sollte dies der Fall sein, findet er am Dienstag, 19. Juli, um 10 Uhr im Congress Centrum statt.

Baugenehmigung ist eingeschlossen

Nach Auskunft des Regierungspräsidiums schließt die immissionsschutzrechtliche Genehmigung auch die Baugenehmigung für das Projekt ein, wenn dem Vorhaben keine öffentlich-rechtlichen Vorschriften entgegenstehen. Belastbare Aussagen zum zeitlichen Rahmen des Verfahrens können laut Regierungspräsidium zum jetzigen Zeitpunkt nicht getroffen werden, da die Verfahrensdauer auch maßgeblich von der Qualität und Quantität der eingereichten Einwendungen abhänge.

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Für die Errichtung der 130 Millionen Euro teuren Pilotanlage haben sich vier Zementhersteller zum Konsortium CI4C (Cement Innovation for Climate) zusammengeschlossen. Buzzi Unicem-Dyckerhoff, die Heidelberg Cement AG, die Schwenk Zement KG und Vicat wollen damit die problematische Ausscheidung von Kohlendioxid bei der Zementherstellung angehen.

Die Idee hinter dem Verfahren ist es, reines CO₂ zu gewinnen, das wiederum für die Herstellung von synthetischen Kraftstoffen verwendet werden kann. Dazu muss im Verbrennungsprozess des Kalksteins statt Luft reiner Sauerstoff zugeführt werden. Schwenk hatte im Juli 2021 zu einer Informationsveranstaltung über das Projekt in Mergelstetten eingeladen. Die Antworten auf die Fragen zur Anlage, die damals vor Ort gestellt worden sind, kann man auf der Internet-Seite www.catch4climate.com nachlesen.

Studie für ein zweites Projekt

Neben der Gewinnung von CO₂ soll in Mergelstetten ab 2028 auch synthetisches Kerosin hergestellt werden: Der Flughafen Stuttgart, Schwenk und SkyNRG haben eine Durchführbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, um zu klären, wie klimaschonendes synthetisches Kerosin aus „grünem“ Wasserstoff und prozessbedingtem Kohlendioxid (CO₂) aus der Zementproduktion hergestellt werden kann. Dafür gibt es eine Million Euro Fördergeld vom Land Baden-Württemberg. In der Versuchsanlage könnten rund 50.000 Tonnen synthetisches Kerosin pro Jahr hergestellt werden. Zum möglichen geplanten Standort dieser Anlage gibt es von Schwenk noch keine Informationen, auch nicht zu den Kosten.

Pilotanlage nur auf Zeit

Die Oxyfuel-Pilotanlage soll nur so lange betrieben werden, bis die Forschungszwecke erfüllt sind. Für einen wirtschaftlichen Betrieb sei die Kapazität der Versuchsanlage zu gering, so Schwenk. Die Zementhersteller könnten dann bestehende Standorte auf das Oxyfuel-Verfahren umrüsten oder neue größere Oxyfuel-Anlagen errichten. Neben dem Oxyfuel-Verfahren werden in der globalen Zementindustrie nach Auskunft von Schwenk auch andere technische Alternativen erprobt, um das Ziel der CO₂-Neutralität der Zementindustrie zu erreichen. Welche dieser technischen Innovationen sich am Ende durchsetzen wird, könne heute nicht gesagt werden. Das Oxyfuel-Verfahren lasse aber die niedrigsten Betriebskosten der konkurrierenden Verfahren erwarten.