Elektronische Kunst: Wer dieser sechs Künstler erhält den „Preis für Kunst und Technik“?
Wir leben im Goldenen Zeitalter des Passivrauchens. Vorbei ist die Ära, in der man sich in kargen Ecken zwischen Raucher kuscheln musste, um deren blauen Dunst zweitverwerten zu dürfen. Ermöglicht wird die vollautomatisierte Rauchpause der Zukunft durch eine Installation mit dem Titel „Verdampfer“. Wo es das Werk des Künstlers Fabian Kühfuß zu bestaunen gibt. Schon bald in Heidenheim, im Voith-Training-Center, wo Kühfuß und fünf weitere Künstlerinnen und Künstler für den „Preis für Kunst und Technik“ nominiert sind.
Vergeben wird dieser Preis am Freitag, 17. November – insgesamt erst zum zweiten Mal und generell alle zwei Jahre. Hinter der Auszeichnung stehen der Heidenheimer Kunstverein, die Firma Voith und die Hanns-Voith-Stiftung, die das Preisgeld stiftet. Während bei der Premiere im Jahr 2021 das Thema Kinetik im Fokus des Preises stand, befassen sich die Arbeiten der Nominierten dieses Jahr mit elektronischer Kunst. Das Leitmotiv des Kunstpreises machen damit weiterhin Arbeiten aus, die einen Dialog über das Verhältnis der Gesellschaft zur Technik anregen, es reflektieren und auch kritisieren. Mit der Veranstaltung im Voith-Training-Center knüpft die Stiftung an eine von Hanns Voith begründete Besonderheit der Lehrlingsausbildung an, nämlich ihrer Verbindung mit einer Kunsterziehung.
Werke von zwei verstorbenen Pionieren elektronischer Kunst
Darsha Hewitt, Fabian Kühfuß, Jan Neukirchen, Björn Schülke, Tina Tonagel und Simon Weckert bilden die Gruppe der in diesem Jahr eingeladenen Kunstschaffenden. Alle sechs beschäftigen sich mit elektronischer Kunst, die zunehmend mit digitalen Mitteln arbeitet. Unabhängig davon, wer am Ende den Kunstpreis mit nach Hause nimmt, werden die Werke der Gruppe einen Monat lang im Voith-Training-Center zu sehen sein. Ergänzt wird das Ganze von zwei Pionieren elektronischer Kunst.
Ausgewählte Werke von Walter Giers und Peter Vogel, beide vor einigen Jahren verstorben, sind ebenfalls Teil der Ausstellung. „Beide haben in ihren Werken verborgene Aspekte der Elektronik verwendet, die auf einmal als ästhetische Elemente genutzt werden“, erläutert der Kunstvereinsvorsitzende Dr. Hans Peter Schiffer. Ihre Kunst, ebenso wie die der Nominierten, erhalte dadurch immer gleichzeitig eine Funktion – „wenn auch nicht unbedingt die ursprünglich technische Funktion“, so Schiffer.
Fünfköpfige Jury trifft die Auswahl für „Preis für Kunst und Technik“
Was genau die Künstlergruppe in Heidenheim präsentiert, soll an dieser Stelle noch nicht im Detail verraten werden. Nur so viel vorweg: Besucherinnen und Besucher können sich unter anderem auf Rasenmäher-Motorhauben, einen fragwürdigen Wischmopp, in physische Form übersetzte Diskussionen, algorithmisch betriebene Klangobjekte und eben vollautomatische E-Zigarren freuen. Entgegen so mancher Befürchtung – oder Erwartung – kommen die Arbeiten voll und ganz ohne Künstliche Intelligenz aus. „Der KI-Gedanke hat sich in zeitgenössischer Kunst noch nicht umgesetzt“, erzählt Schiffer. Was nicht heißen muss, dass er in naher Zukunft nicht auch beim „Preis für Kunst und Technik“ berücksichtigt werden könnte.
Im Hier und Jetzt trifft eine Jury diese Auswahl. Sie besteht aus Philipp Ziegler (Chefkurator des Zentrums für Kunst und Medien), Professor Rolf Bier (Akademie der Bildenden Künste), Marco Hompes (Leiter des Heidenheimer Kunstmuseums), Anja Zittlow (Leiterin der Voith-Unternehmenskommunikation) sowie Dr. Hans Peter Schiffer.
Kunstverein Heidenheim zelebriert 50-jähriges Bestehen
Ebenfalls hier und jetzt darf der Kunstverein nicht nur eine baldige Preisträgerin oder einen Preisträger bejubeln, er zelebriert zudem das 50-jährige Bestehen des Vereins. Diese Feier soll sich im Türmle und in Verbindung mit der Elektrokunst-Ausstellung abspielen. Was genau der Kunstverein plant, wird kommende Woche an dieser Stelle zu lesen sein.
Ausstellung im Voith-Training-Center bis 17. Dezember
Der „Preis für Kunst und Technik“ wird am Freitag, 17. November, ab 19 Uhr im Voith-Training-Center in Heidenheim verliehen. Die dazugehörige Ausstellung „Kunst elektrisiert – Sechs Positionen elektronischer Kunst“ wird bis Sonntag, 17. Dezember, zu sehen sein. Geöffnet ist sie mittwochs ab 16 Uhr sowie samstags ab 11.30 Uhr, jeweils in Zusammenhang mit einer Führung.