Nachruf

Engagierter Verleger und verantwortungsvoller Unternehmer: zum Tod von Hans-Jörg Wilhelm

Im Alter von 79 Jahren ist der Verleger der Heidenheimer Zeitung, Hans-Jörg Wilhelm, am Sonntagabend überraschend verstorben. Ein Nachruf:

Der Verleger der Heidenheimer Tageszeitungen, Hans-Jörg Wilhelm, ist am Sonntag plötzlich und unerwartet verstorben. Bis zuletzt war Hans-Jörg Wilhelm seiner Heidenheimer Zeitung eng verbunden.

Als Hans-Jörg Wilhelm 1973 zur Heidenheimer Zeitung kam, nach Lehre und Betriebswirtschaftsstudium als junger Diplom-Kaufmann, sah die Zeitungslandschaft noch anders aus. Die elektronische Datenverarbeitung hielt in den Zeitungshäusern Einzug und Hans-Jörg Wilhelm arbeitete sich als Autodidakt in diese neue Materie ein. Seither sind die neuen Medien im Pressehaus stets präsent.

Aber auch weitere technische Entwicklungen führten in den Zeitungshäusern im Laufe der Jahrzehnte zu mehreren grundlegenden Umwälzungen. Dank Hans-Jörg Wilhelm hatte die Heidenheimer Zeitung fast immer die Nase vorn, wenn es darum ging, Neues auszuprobieren. Während Anfang der 1970er-Jahre die Artikel noch auf der Schreibmaschine getippt wurden, arbeitete man 2013, als er die Geschäftsführung in die Hände seines Sohnes Martin legte, schon mit einem starken Fokus auf die Erstveröffentlichung von Artikeln im Internet.

Nicht nur technisch, sondern auch strukturell hat sich im Zeitungswesen in den vergangenen fünf Jahrzehnten vieles verändert. Hans-Jörg Wilhelm übernahm 1982 in fünfter Generation seiner Familie die Verlagsleitung mit drei Lokalausgaben: der Heidenheimer Zeitung, dem Brenztalboten und der Heidenheimer Neuen Presse. Als die Wirtschaftskrise 2008 auch die Verlage mit voller Wucht traf, tat Hans-Jörg Wilhelm alles, um die Folgen von seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fernzuhalten. Dabei war es ihm besonders wichtig, mit einer gemeinsamen Redaktion für beide damalige Lokalausgaben die redaktionelle Arbeit zu stärken und eine intensive Berichterstattung aus dem gesamten Landkreis weiterhin zu ermöglichen. Seine charakterliche Integrität und seine verantwortungsvolle Führung dankte ihm die Belegschaft durch eine hohe Identifikation mit dem Unternehmen und teils sehr langer Betriebszugehörigkeit.

Vorsitzender der Stiftung „Freiheit der Presse“

Die Freiheit des Journalismus war ihm ein hohes Gut, das er jederzeit gegenüber Kritikern im direkten Gespräch verteidigte, für das er sich auch bundesweit einsetzte: Hans-Jörg Wilhelm war Vorstandvorsitzender der Stiftung „Freiheit der Presse in Deutschland“, die den renommierten Wächterpreis verleiht. Damit werden Journalisten und Journalistinnen ausgezeichnet, die mit ihrer Arbeit als Wächter von Freiheit und Demokratie wirken.

In der Geschichte des Heidenheimer Zeitungshauses spielte die Verbindung zur Stadt und Kreis zu allen Zeiten eine große Rolle. Das Wohl und Wehe der Bürger lagen ihm immer am Herzen. Das in den 1970er-Jahren von seinem Vater Karl-Heinz Wilhelm ins Leben gerufene Notrufsäulen-Netz erweiterte Hans-Jörg Wilhelm mit dem Aufbau eines flächendeckenden Defibrillatoren-Netzes.

Vielfältiges gesellschaftliches Engagement

Sein gesellschaftliches Engagement vor Ort war zudem vielfältig. An erster Stelle ist die Weiterführung der Karl-Heinz-Wilhelm-Stiftung zu nennen. Das Wirken dieser Stiftung hat Hans-Jörg Wilhelm vor zwei Jahren mit der Kreissparkasse Heidenheim deutlich ausgebaut, indem sie in Zusammenarbeit mit der Kreissparkasse Heidenheim die Aktion „Unsere Hilfe zählt“ übernahm. Unterstützt werden Projekte aus den Bereichen Kunst, Kultur, Sport und Altenhilfe.

Jahrelang engagierte sich Hans-Jörg Wilhelm als Vorsitzender des Heidenheimer Dienstleistungs- und Handelsvereins, im Bezirksrat der AOK und als Mitglied der IHK-Vollversammlung. Ein Anliegen war ihm zudem die ehrenamtliche Tätigkeit im Sporthilfe-Kuratorium des Heidenheimer Sportbundes (HSB). 1990 rief er das Degen-Fechtturnier um den Alb-Schäfer-Pokal ins Leben, den er dafür jedes Jahr stiftete.

Mit dem Ehrenring der Stadt Heidenheim ausgezeichnet

Von der Stadt Heidenheim wurde Hans-Jörg Wilhelm bei seinem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben mit der Verleihung des Ehrenringes ausgezeichnet. Der damalige Oberbürgermeister Bernhard Ilg lobte ihn für seine Weitsicht und Experimentierfreude und würdigte ihn als „eine der bedeutenden Unternehmerpersönlichkeiten der Stadt“.

Ausgleich zu seiner anspruchsvollen beruflichen Tätigkeit fand Hans-Jörg Wilhelm immer im Sport, sei es beim Fechten, beim Tennisspielen oder beim Segeln. Mit seiner Frau Ursula war er oft im Ferienhaus am Comer See, werkelte dort wie auch in Heidenheim gerne im Haus und im Garten. Auch künstlerisch war Hans-Jörg Wilhelm tätig, zu Weihnachten verschickte er gerne Karten mit von ihm geschaffenen Linolschnitten. 2006 stiftete er ein Buntglasfenster für die Oggenhausener Dorfkirche, dessen Motiv er selbst entwarf. Es zeigt das trostspendende biblische Motiv des verlorenen Sohnes, der zurück in die Arme des Vaters gefunden hat.

Hans-Jörg Wilhelm hinterlässt neben seiner Frau und den beiden erwachsenen Söhnen auch zwei Enkelkinder.

Unter trauer.hz.de gibt es die Möglichkeit, eine digitale Gedenkkerze zu entzünden.