Atemwegsinfektionen und Corona

Erkältungswelle im Landkreis Heidenheim rollt deutlich früher als sonst

Alle sind krank – täuscht dieser Eindruck – oder ist etwas dran? Fixe Zahlen zu Corona, wie noch während der Pandemie, gibt es nicht mehr. Eine Einschätzung, wie es um den Krankenstand in Sachen Atemwegsinfektionen im Landkreis Heidenheim bestellt ist, ist dennoch möglich. So ist die Lage:

Alles hustet, alles schnupft: egal, ob im Job, beim Einkaufen oder öffentlichen Veranstaltungen. Gefühlt ist derzeit jeder Zweite krank und hat sogar Corona. Doch stimmt diese gefühlte Wahrheit mit tatsächlichen Zahlen für den Landkreis Heidenheim überein? So einfach wie noch während der Pandemie, lässt sich diese Frage mittlerweile nicht mehr beantworten, denn Covid19-Fälle werden nicht mehr lückenlos zentral erfasst. Dennoch gibt es Hinweise darauf, dass es sich bei der aktuellen Erkältungswelle im Landkreis tatsächlich um eine Welle handelt und dass ein guter Teil davon auf Corona-Infektionen zurückzuführen ist.

Dies beobachtet beispielsweise Dr. Jörg Sandfort, niedergelassener Allgemeinarzt in Steinheim, der während der Corona-Pandemie Vorsitzender der Kreisärzteschaft im Landkreis Heidenheim war. Seiner Einschätzung nach gibt es derzeit zum einen eine „unerwartet frühe“ Infektionswelle insgesamt. Während in normalen Jahren Atemwegsinfekte und Erkältungskrankheiten meist erst ab Ende November deutlich zunahmen, beobachte er dies heuer in seiner Praxis bereits seit Ende der Sommerferien.

Erwachsene sind stärker betroffen als Kinder und Jugendliche

Betroffen von der Erkältungswelle seien überwiegend Erwachsene, unter Kindern und Jugendlichen hingegen sei das Infektionsgeschehen auf normalem Niveau. Zwar sehe auch er unter den Patienten solche, die mit Corona infiziert seien. Zugleich verweist er aber darauf, dass es inzwischen den Menschen selbst überlassen sei, sich zu testen, weswegen die Dunkelziffer bzw. die Zahl der nicht per Test verifizierten Corona-Infektionen deutlich höher liegen könne. In seiner Praxis würden beispielsweise keine Tests mehr gemacht, stattdessen die Patienten auf ihre Symptome hin behandelt, quasi ob mit oder ohne Corona. Vom Verlauf her seien sowohl die eindeutigen Corona- als auch die anderen Atemwegsinfektionen meist mild und beschränken sich auf die typischen Symptome wie Schnupfen, Atemwegsbeschwerden, Gliederschmerzen oder Kopfschmerzen.

Das sagt das Heidenheimer Gesundheitsamt

Im Heidenheimer Gesundheitsamt hat man zwar auch keine exakten Zahlen mehr zu Corona-Infektionen. Dennoch werden weiter Fälle ans Amt übermittelt – und hier zeige sich eine deutliche Entwicklung, heißt es auf HZ-Anfrage. Seit Juli würden vermehrt nachgewiesene Covid-19-Erkrankungen gemeldet. Dies habe sich auch in den Folgemonaten fortgesetzt. Einen deutlichen Anstieg habe man dann im Oktober verzeichnet.

Wie sich die Entwicklung in Bezug auf akut respiratorische Erkrankungen (ARE), wozu auch Covid-Infektionen gezählt werden, bundesweit darstellt, berichtet das Robert-Koch-Institut wöchentlich in einem Lagebericht. Hier heißt es für die 43. Kalenderwoche: Die ARE-Aktivität liege weiterhin auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Das Infektionsgeschehen werde dabei seit Juli 2024 hauptsächlich durch Rhinoviren (Schnupfen) und SARS-CoV-2 bestimmt. Die echte Grippe (Influenza) spielt laut RKI bisher noch keine Rolle. Dies bestätigt auch Jörg Sandfort für seine Patienten. „Typischerweise beginnt die Influenza-Saison im Januar“, so der Arzt.

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