Veraltete Technik: Gibt's den Zuschlag für die Modernisierung?
Sportlicher Ruhm verblasst nie, Bausubstanz schon: Bis zum heutigen Tag bekommen viele Fußballfans vor Freude feuchte Augen, wenn sie daran denken, wie Deutschland 1954 erstmals Weltmeister wurde. Tränenblind vor Erschütterung nähme hingegen mancher von ihnen bei einem Blick auf die Technik des Heidenheimer Waldbads zur Kenntnis, dass diese teilweise ebenfalls seit jenem Sommer vor 69 Jahren in Betrieb ist.
Aus Sicht der Stadtverwaltung ist es höchste Zeit, daran etwas zu ändern, weshalb sie im vergangenen Jahr die Aufnahme in ein Förderprogramm des Bundes mit dem Titel „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ beantragte. Allerdings vergeblich: Im Dezember 2022 wählte der Haushaltsausschuss des Bundestags unter 990 Projekten 148 aus, das Heidenheimer Vorhaben war nicht darunter.
Veranschlagte Baukosten deutlich gestiegen
Einen erneuten Anlauf hat jetzt der Gemeinderat auf den Weg gebracht. Er sprach sich einstimmig für einen abermaligen Antrag aus. In einer zweiten Tranche stehen für 2025 bis 2028 insgesamt 400 Millionen Euro zur Verfügung. Geändert haben sich aus Heidenheimer Sicht mittlerweile die Rahmenbedingungen. Im vergangenen Jahr hatte Matthias Heisler, Leiter des Fachbereichs Familie, Bildung und Sport, dem Gemeinderat gegenüber die Gesamtkosten für die Modernisierung des Bades auf 6,75 Millionen Euro taxiert. Mittlerweile stehen 10,5 Millionen Euro im Raum. Das liegt zum einen an den allgemeinen Baukostensteigerungen, zum anderen findet sich in den Unterlagen jetzt auch ein Sprungbecken.
Geändert hat sich allerdings auch der Höchstbetrag der Förderung. Lag er zunächst noch bei drei Millionen Euro pro Vorhaben, so sind es nun sechs Millionen, wie Thomas Dambacher, Leiter des Geschäftsbereichs Bildung, Sport und Bäder, den Stadträtinnen und Stadträten erläuterte. Im Erfolgsfall übernimmt der Bund bis zu 45 Prozent der Gesamtsumme, den Rest hat die jeweilige Kommune zu tragen. Im Fall des Waldbads wären das folglich 4,725 bzw. 5,775 Millionen Euro.
Instandhaltungskosten fürs Waldbad wachsen
Dambacher zufolge haben die Instandhaltungs- und Reparaturkosten in der jüngeren Vergangenheit deutlich zugenommen. Auch die Versorgung mit Ersatzteilen gestalte sich zunehmend schwierig. Die Anlage entspreche in weiten Teilen nicht mehr den aktuellen Anforderungen und Normen. Konkret betrifft das die Heiz- und Schwimmbadtechnik samt eines dafür erforderlichen Gebäudes, das geflieste, seit einiger Zeit gesperrte obere Kinderplanschbecken, die längst noch nicht klimaneutrale Wärmeversorgung und die Außenanlagen.
Mit deren Umgestaltung hätte schon 2022 begonnen werden sollen, aufgrund des letztlich erfolglosen Bemühens, in den Genuss der Fördergelder zu kommen, blieb es bislang aber bei Pflanzungen auf der Ostseite der Schwimmbecken. Mithilfe der nun erhofften Zuschüsse sollen auch bestehende Lücken im Wegenetz geschlossen, Barrierefreiheit hergestellt und Spielgeräte erneuert werden.
Stadträte befürworten neuen Antrag
Hans-Peter Neff (SPD) sprach sich dafür aus, erneut einen Förderantrag zu stellen, „denn eine Sanierung mit Zuschuss ist natürlich immer besser“. Anschauliche Worte für die Notwendigkeit der vorgestellten Maßnahmen fand Andreas Antoniuk (Grüne): „Das Wasser wird dort praktisch mit einem großen Tauchsieder erwärmt. So etwas bedeutet einen gewaltigen Energieverlust.“
Verwaltung benötigt einen Plan B
Was geschieht, falls die Stadt abermals leer ausgeht und kein Geld aus dem großen Fördertopf erhält? „Für diesen Fall brauchen wir einen Plan B“, stellte Thomas Dambacher seitens des Rathauses klar. Allein für die dringendsten Sanierungen im technischen Bereich würden in den kommenden Jahren etwa sechs Millionen Euro benötigt, um das Bad zukunftsfähig zu halten. Die Heizung, so prognostizierte er, „wird mittelfristig nicht mehr funktionieren“. Um den kleinen Gästen in der nächsten Saison einen Spielbereich bieten zu können, hält es die Verwaltung für sinnvoll, die Sanierung der Dschunke aus der Gesamtmaßnahme herauszulösen und zeitlich vorzuziehen. Die erforderlichen Mittel finden sich im städtischen Nachtragshaushalt für das Jahr 2023.
Größere Sanierungsarbeiten fanden zuletzt zwischen 2015 und 2017 statt. Sie betrafen damals den Umkleidebereich und die Sanitäranlagen. Bereits Anfang der 1990er-Jahre wurden die alten Beton- zu Edelstahlbecken umgebaut.