Wo geht’s denn nun hin für das Latein? Im Heidenheimer Gemeinderat vom 27. Februar wurde beschlossen, dem Wunsch des Max-Planck-Gymnasiums nachzugehen, den Latein-Zug des Gymnasiums mit einem neuen Italienisch-Zug zu ersetzen. Während die Entscheidung über den Antrag beim Stuttgarter Regierungspräsidium noch auf sich warten lässt, stellt sich die Frage, wie es um die Fremdsprache an Heidenheimer Gymnasien steht und weshalb sie als dritte Fremdsprache am MPG gestrichen wurde:
Sind Heidenheimer Latein-Scheu?
In der Vergangenheit war es Schülerinnen und Schülern am MPG möglich, neben Französisch ab der achten Klassenstufe Latein als dritte Fremdsprache zu wählen. So ergab sich der Latein-Zug. In den kommenden Jahren soll es lediglich noch möglich sein, Latein als zweite Fremdsprache ab der sechsten Klasse zu wählen. Da der Latein-Zug in den vergangenen Jahren nicht zustande kam, möchte man fortan Italienisch als dritte Fremdsprache anbieten.
„Auch bei uns ist in den vergangenen Jahren die dritte Fremdsprache nicht zustande gekommen“, erklärt Ingeborg Fiedler, geschäftsführende Schulleiterin der allgemeinbildenden Gymnasien in Heidenheim und Schulleiterin des Schiller-Gymnasiums, das neben dem MPG das einzige Gymnasium ist, das Latein lehrt. Dort sei es wiederum Lateinschülern möglich, ab der achten Klasse Französisch als dritte Fremdsprache zu wählen. Fiedler sieht dabei nicht das Problem bei der Sprache an sich: „Ich vermute, dass das Problem eher generell darin zu sehen ist, dass eine dritte Fremdsprache für Schüler schon eine hohe Belastung darstellt – egal, ob das Latein, Französisch oder Italienisch ist.“
Ich vermute, dass das Problem eher generell darin zu sehen ist, dass eine dritte Fremdsprache für Schüler schon eine hohe Belastung darstellt.
Ingeborg Fiedler, Schulleiterin des Schiller-Gymnasiums.
Sowohl am Max-Planck-Gymnasium als auch am Schiller-Gymnasium ist Latein als Zweitsprache immer noch hoch im Kurs. „Im jetzigen Jahrgang der Sechstklässler haben wir sogar zwei Lateingruppen“, sagt Fiedler. Auch Annemarie Mayr-Kälble, Schulleitung des MPG, kann das für ihre Schule behaupten: „Auch bei uns ist es so, dass Latein immer noch von einem guten Drittel unserer Schülerschaft als zweite Fremdsprache gewählt wird.“ Laut der Schulleiterin des MPG trifft das in einigen Klassenstufen sogar auf die Hälfte der Schülerinnen und Schüler zu.
Wofür ist Latein zu gebrauchen?
Dass Latein nur für seltene Studiengänge genutzt wird, ist für Fiedler nur ein Mythos: „Man benötigt zum Beispiel ein Latinum, um eine moderne Fremdsprache studieren zu können. Wer also Englisch- oder Französischlehrer werden will, muss immer noch ein Latinum haben.“ Laut der Schulleiterin ist Latein eine gute Grundlage für einige Studienfächer und sinnvoll für Schülerinnen und Schüler, denen moderne Fremdsprachen aufgrund der Aussprache nicht besonders liegen.
Auch bei uns ist es so, dass Latein immer noch von einem guten Drittel unserer Schülerschaft als zweite Fremdsprache gewählt wird.
Annemarie Mayr-Kälble, Schulleiterin Max-Planck-Gymnasium
In der Regel ist Latein auch für Sprachwissenschaften wie Germanistik und Anglistik sowie römische Sprachen von Bedeutung. Auch viele Studiengänge der Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften benötigen Latein als Basis. Dazu gehören Geschichte, Kulturwissenschaften, Theologie oder Biologie. Zudem müssen Jura- und Medizin-Studierende in manchen Bundesländern Vorkenntnisse in Latein haben, allerdings kommt es dabei auf den Studienstandort an.
Am Heidenheimer Max-Planck-Gymnasium wartet man derweil weiter auf die Entscheidung des Regierungspräsidiums in Stuttgart. Mit Italienisch als Ersatz könnte man die Lücke schließen, die Latein als dritte Fremdsprache hinterlassen hat. Ob dieses Angebot dann besser angenommen wird oder es wie von Fiedler beschrieben an der dritten Fremdsprache allgemein liegt, bleibt abzuwarten.