Beim Herz-Kreislauf-Stillstand zählt jede Minute. Ohne Blutfluss beginnen Gehirnzellen nach nur drei bis fünf Minuten unwiederbringlich abzusterben. Der Rettungsdienst trifft im Durchschnitt jedoch erst nach sechs bis acht Minuten ein. In diesem Zeitfenster leisten Ehrenamtliche oftmals lebensrettende Erste Hilfe – so auch in der Region Heidenheim. Sogenannte Helfer vor Ort organisieren sich seit einigen Jahren zusätzlich über eine App.
Konkret läuft das wie folgt ab: Wird ein Notruf abgesetzt, schickt die DRK-Leitstelle einen Rettungswagen los. Gleichzeitig sendet sie die Standortdaten des Notfalls an die ersten drei Helferinnen und Helfer im Gebiet des Unglücksfalls. Diese haben dann die Option, den Einsatz anzunehmen oder abzulehnen. Die erste Person, die zusagt, wird anschließend zum Standort navigiert und kann dort mit der Wiederbelebung beginnen.
Neue App für Ersthelfer in der Region Heidenheim
„Das Prinzip hat hier in den vergangenen Jahren gut funktioniert“, erzählt der Geschäftsführer des DRK Rettungsdienstes Heidenheim-Ulm, David Richter. Er zeigt sich nicht nur von dem Erfolg des Ersthelfer-Programms, sondern auch von dessen Notwendigkeit überzeugt. „Obwohl die meisten Rettungskräfte nach durchschnittlich sechs bis acht Minuten vor Ort sind, sollte man idealerweise bereits drei bis fünf Minuten nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand mit der Reanimation beginnen.“ Das könne der Rettungsdienst jedoch oftmals schlicht nicht leisten. Umso elementarer seien Helfer vor Ort – und die Ersthelfer-App.
Bislang setzte das DRK Heidenheim-Ulm dabei auf den App-Anbieter First AED. Seit Anfang 2020 waren dort rund 160 Helfer registriert, etwa 1850 Mal wurde über die App Alarm geschlagen. Knapp 680 Einsätze konnten die Ersthelfer für sich verzeichnen, in rund 44 Prozent der Fälle sind sie dabei vor dem Rettungsdienst vor Ort eingetroffen. Insgesamt an die 300 Reanimationen leisteten die Ehrenamtlichen. Mit den Resultaten der Ersthelfer-App ist das DRK zufrieden, mit dem App-Anbieter hingegen nicht.
Am besten wäre es, wenn es eine landes- oder bundesweit eingesetzte Ersthelfer-App geben würde.
David Richter, Geschäftsführer des DRK Rettungsdienstes Heidenheim-Ulm
Aus finanziellen, aber auch aus datenschutzrechtlichen Gründen sind die Rotkreuzler jetzt im Dezember zum Betreiber Corhelper gewechselt. Dieser wird unter anderem im Ostalbkreis, im Rems-Murr-Kreis sowie in mehreren Landkreisen in Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern verwendet.
Neben Corhelper gibt es noch fünf weitere vergleichbare App-Anbieter, die in mehreren Regionen Deutschlands zum Einsatz kommen. Wer die Corhelper-App installiert hat und zufällig zu Besuch in Hessen ist, könnte also theoretisch auch dort um Hilfe gebeten werden. „Am besten wäre es, wenn es eine landes- oder bundesweit eingesetzte App geben würde“, so Richter.
Ehrenamtliche überbrücken Zeit mit Erster Hilfe
Für Bürgerinnen und Bürger in Not ändert sich durch den Systemwechsel des DRK nichts. Ein Notruf wird auch weiterhin regulär über die Nummer 112 abgesetzt. Wichtig ist dem DRK unter anderem, dafür zu sensibilisieren, dass in einem Unglücksfall bisweilen zuerst Privatpersonen vor der Haustür stehen, ehe hauptamtliche Rettungskräfte eintreffen.
Ersthelfer müssten keine Rotkreuz-Mitglieder sein, entsprechende Qualifikationen wie beispielsweise eine Helfer- oder Sanitätsausbildung werden vorher jedoch geprüft. Häufig verfügen die Helfer über einen eigenen Notfallrucksack und einen Defibrillator. Alarmiert werden sie übrigens ausschließlich bei Herz-Kreislauf-Stillständen – denn hier zählt bekanntlich jede Minute.
Ersthelfer-App mit eingebautem Metronom
Die App Corhelper verfügt unter anderem über eine Metronom-Funktion. Im sogenannten Reanimationsmodus wird Ersthelfern ein optisches und akustisches Metronom zur Verfügung gestellt, welches den Rhythmus der Thoraxkompressionen vorgibt.