Beim Grillen auf Fleisch zu verzichten, war für mich lange Zeit gar nicht so abwegig – durchgezogen habe ich es aber trotzdem nie. Neben den verschiedenen Salaten lag immer eine Putenbrust oder eine rote Wurst mit auf dem Teller. Das war halt einfach so. Ohne Fleisch war es eben doch kein richtiges Grillen. Und zu den hervorragenden Spareribs von Papas bestem Kumpel konnte ich auch nie nein sagen. Tatsächlich habe ich im Laufe meines Lebens aber immer wieder mit dem Gedanken gespielt, Fleisch komplett wegzulassen. Spätestens als ich bei einem gemeinsamen Familienessen plötzlich mit Tränen in den Augen und voller Mitleid für das tote Tier vor meinen Essen saß, dachte ich, es sei um mich geschehen. Aber nur nach kurzer Zeit war auch hier das Durchhaltevermögen wieder weg – es schmeckte mir ja trotzdem gut.
Der Gedanke daran, jemals Nudeln ohne Parmesan oder eine Pizza ohne Käse zu essen, war allerdings völlig absurd und unvorstellbar. Generell habe ich eher zu den Menschen gehört, die Nudeln mit so viel Parmesan gegessen haben, dass von der eigentlich Mahlzeit fast nichts mehr zu sehen war. Und Schokolade? Definitiv nur Vollmilch. Zartbitter war mir viel zu herb und ja, eben zu bitter.
Fleisch? Ja, aber nur doppelt untersucht
Vor gut einem Jahr hat sich das jedoch geändert und andere Essensgewohnheiten schlichen sich nach und nach in meinen Alltag ein. Bevor ich jetzt allerdings mit dieser Geschichte weitermache, möchte ich etwas klarstellen: Jedem Menschen ist es selbst überlassen zu essen und zu trinken, was er oder sie möchte. Mein Ziel ist es nicht, irgendjemanden zu belehren oder zu bekehren. Es steht jedem frei, sich zu entscheiden, was man für sein eigenes Wohlbefinden und den Gaumenschmaus als lecker und gut empfindet. Und das ist auch völlig in Ordnung so. Hier geht es lediglich darum, wie ich – ganz nebenbei – die vegane Ernährung für mich entdeckt habe.
Aber zurück zum Thema. Man muss wissen, dass ich nie die begeisterte Fleischesserin war. Eher im Gegenteil. Pingelig. Was immer ging, war Mamas Lasagne oder Omis Maultaschen und der Kalbsbraten. Aber bei allem anderen war eigentlich vorher schon klar, dass das Fleisch doppelt geprüft werden muss. Sind alle Sehnen weggeschnitten? Besteht auch ja keine Gefahr, auf ein Stückchen Knochen oder Knorpel zu beißen? Falls doch, konnte ich nur noch die Beilagen essen. Also wie gesagt, der Verzicht auf Fleisch war eigentlich nur eine Frage der Zeit. Nach einem einschneidenden Lebensereignis im vergangenen Jahr hatten sich schließlich sehr viele Dinge im Alltag verändert. Auch die Essgewohnheiten.
So kam es dazu, dass Fleisch kaum noch auf meinem Speiseplan stand. Auch der Gedanke, dass ich keine Tiere mehr essen möchte, wurde immer präsenter. Nachdem ich im August 2023 beim 2Takt-Festival gewesen war, auf dem es nur vegetarisches und veganes Essen gab, habe ich gemerkt, dass mir Fleisch absolut nicht fehlt und ich es in meinem Leben nicht mehr brauche und möchte. So habe ich nach dem Festival für mich den endgültigen „Absprung“ geschafft und verzichte seitdem komplett auf Fleisch.
Auf Käse wollte ich in meinen Leben aber nicht verzichten. Ebenso wenig wie auf Kuhmilch im Kaffee. Ich hatte zwar immer wieder verschiedene Milchalternativen ausprobiert, aber alle als nicht gut empfunden. Jetzt weiß ich allerdings, dass es nur eine Frage der Zeit ist. Da der Mensch bekanntlich ein Gewohnheitstier ist, habe ich mich einfach nur an den neuen Geschmack im Kaffee gewöhnen müssen. Mittlerweile? Finde ich meinen Kaffee mit Anti-Muh-Milch hervorragend. Aber wieder einen Schritt zurück.
Anfangs nur ein Versuchsmonat
Anfangs war ich noch stur und wollte nicht einsehen, dass eine Pizza auch ohne Käse schmeckt. Oder anstatt Tonnen von Parmesan auch einfach Sonnenblumenkörner und geriebene Cashewkerne über die Nudeln gestreut werden können. Da ich aber ungern über etwas urteile, ohne mir selbst ein Bild davon gemacht zu haben, habe ich es einfach probiert. Im Januar hab ich mich dem „Veganuary“ angeschlossen und den ganzen Monat komplett vegan gelebt. Zeitgleich informierte ich mich auch mehr über den Veganismus und die Auswirkungen davon auf Mensch, Tier und Umwelt.
Als mein Versuchsmonat zu Ende war, gab es allerdings nichts, das mir wirklich gefehlt hatte und ich unbedingt wieder essen wollte. Weder Schokolade noch meinen geliebten Parmesan. Auch körperlich habe ich mich fitter und gesünder gefühlt. Wenn ich jetzt also Lust auf ein Schnitzel habe, ess ich eins – aus Sellerie. Habe ich Lust auf Chili, gibt es eben Chili sin Carne mit roten Linsen. Und auch wenn ich Tofu anfangs für eine weiße, geschmacklose Substanz gehalten habe, konnte ich vom Gegenteil überzeugt werden. Räuchertofu angebraten, mit Salz und Pfeffer gewürzt, einem Klecks Tomatenmark und abgelöscht mit dunklem Balsamicoessig, ist es ein wahrhaftiges Geschmackserlebnis. Ich für meinen Teil bin froh, diesem Weg eine Chance gegeben zu haben und bin gespannt, wo die kulinarische Reise noch hingehen mag.
So geht's weiter bei der HZ-Sommerserie
Der nächste Teil der Sommerserie erscheint am Donnerstag, 29. August. Ganz nebenbei begleitete HZ-Mitarbeiter Jan Beigelbeck die Produktion eines Livestreams der Heideköpfe und warf während eines Baseball-Heimspiels einen Blick hinter die Kulissen.