Leserbrief

Fossilbranche redet neue Techniken schlecht

Leserbrief zu den Zulassungszahlen im Automobilbereich und zum Beitrag „Geschäft mit den E-Autos stockt“:

Das Geschäft mit E-Autos in Deutschland stockt, und das ist bedauerlich. Für die Klimaziele, für die lärm- und abgasgeplagten Anwohner entlang der Straßen, und letztlich auch für die Autokäufer selber, die der fehlende Mut zum Umstieg auf E-Autos dauerhaft ordentlich Geld kosten wird. Nach vielen Kostenuntersuchungen der Automobilclubs, der Autozeitungen oder von Forschungsinstituten liegen die Gesamtkosten (Wertverlust, Betriebskosten, Wartungskosten) vieler Modelle schon heute unter denen von vergleichbaren Benzinern oder Dieseln, und ab 2025 wird das die Regel sein.

Die Aussage von Kfz-Innungsobermeister Öxler, „für Normalverbraucher ist ein E-Auto nicht rentabel“, ist eine durch solch solide Untersuchungen widerlegte und in den Raum geworfene, pauschale Falschbehauptung, mit der Kaufinteressenten verunsichert und abgeschreckt werden. Auch mit seinen weiteren Aussagen zu Ladezeiten in Urlaubszeiten und seinem Hinweis auf „neue amerikanische Studien“ und angeblich teurere Wartungs- und Werkstattkosten (die Erfahrungen der E-Autofahrer und diverse Kostenvergleiche in Deutschland sagen das Gegenteil) stößt er in das Horn der E-Autoskeptiker.

Und die Zeitung setzt dem keine Fakten entgegen. Völlig unerwähnt im Artikel bleibt der enorme Kostenvorteil der E-Autos bei den laufenden Betriebskosten. Ich zum Beispiel fahre mit einem Mix von selbst erzeugtem Solarstrom und aus dem Netz bezogenem Strom im Jahresschnitt für 4 Euro je 100 Kilometer. Hätte ich noch meinen Benziner (Verbrauch: 6 Liter pro 100 Kilometer) wären es 10,80 Euro. Bei meiner Fahrleistung von 20.000 Kilometern jährlich spare ich also 1360 Euro jährlich an Energiekosten. Bezöge ich nur Netzstrom, wäre der Vorteil immer noch 760 Euro.

Und Wartungskosten sind nach 40.000 Kilometern noch gar keine angefallen, es war noch keine Wartung fällig. Es gibt eben bei E-Autos keinen Wechsel von Motoröl, Ölfilter, Zündkerzen, Auspuff, Luftfilter und Abgassensoren.

Ein Grund, weshalb der Verkauf von E-Autos in Deutschland stockt (in Europa steigen die Anteile), ist vor allem der, dass sich die ganze seither gutverdienende Fossilbranche (Autobauer, Werkstätten, Ölkonzerne, Tankstellen) erfolgreich gegen den Wandel zur E-Mobilität wehrt durch Schlechtreden der neuen Techniken, bei denen sie im Gegensatz zur Verbrennerautotechnik nicht mehr führend ist, weil sie sich zu lange an das seither gut funktionierende Geschäftsmodell geklammert hat.

Herbert Diess, Ex-VW-Chef, sagte kürzlich dazu: „Was wir jetzt erleben, ist eindeutig Populismus.“ Er habe deshalb vollstes Verständnis für verunsicherte Kunden, die jetzt doch wieder am E-Auto zweifeln. Man müsse nur aufpassen, dass man dann eben die Zukunft nicht verliert.
Wolfgang Eber, Heidenheim