Frauenanteil in den Gemeinderäten: nicht bunt genug
Natürlich sollte es bei der Besetzung eines politischen Gremiums nicht ums Geschlecht gehen, sondern um Kenntnisse und Fähigkeiten, Ideen und Gestaltungswillen. Das klappt ehrlicherweise mal mehr, mal weniger. Aber niemand braucht eine festgelegte Frauenquote für Gemeinderäte. Und dennoch muss man sich schon die Frage stellen, wie es sein kann, dass Frauen in den Entscheidungsgremien auf lokaler Ebene (und nicht nur dort) derartig unterrepräsentiert sind.
Eine Erhebung des Bundesfamilienministeriums hat ergeben, dass sich Frauen und Männer generell beim ehrenamtlichen Engagement die Waage halten, die Frauen sogar noch ein kleines bisschen engagierter sind. Und das in allen möglichen Bereichen – vor allem aber im Bereich Betreuung. Gibt es also auch im Ehrenamt immer noch eine klassische Rollenverteilung?
Die Gemeinderäte kommen nicht nur im Kreis Heidenheim wenig bunt daher. Es ist ein Bild, das sich durch ganz Deutschland zieht, mit Ausnahmen zwar, aber doch relativ stringent. Das gilt derweil nicht nur für den Frauenanteil, sondern auch in Bezug auf die Altersstruktur, auf die Familienmodelle, auf die soziale Herkunft oder auf den Migrationshintergrund. Die Gesellschaft sieht anders aus als es ein Blick in die Ratssäle suggerieren würde. Dabei wäre es nicht nur wünschenswert, sondern unerlässlich, dass die Entscheidungen, die in diesen Gremien getroffen werden, auf vielen unterschiedlichen Blickwinkeln, Erfahrungen und Meinungen fußen.
Was also tun? Gute Frage. Bis zu nächsten Kommunalwahl bleibt zwar noch etwas Zeit, doch es ist absehbar, dass auch in diesem Jahr wieder etliche Fraktionen und Gruppierungen Schwierigkeiten haben werden, ihre Listen überhaupt vollzubekommen. Dabei bietet die Mitgliedschaft im Gemeinderat die Möglichkeit, an der Gestaltung des eigenen Lebensumfelds aktiv mitzuarbeiten, sich einzubringen, mitzuentscheiden. Diese Chance steht jedem und jeder offen.
„Politik braucht Frauen“ heißt das Programm im Ostalbkreis. Und das stimmt: Die Politik braucht die Erfahrungen, die Ideen und die Meinungen der Frauen. Zur Wahl stellen müssen sie sich aber schon selbst.