Trauungen & Co.

Freie Redner: Wie sechs Freunde Momente unvergesslich machen wollen

Sie geben Hochzeiten, Trauerfeiern und Kinderwillkommensfesten einen feierlichen Rahmen: Die „Momentemacher“ gestalten im Landkreis Heidenheim freie Zeremonien – und bieten damit eine Alternative zum kirchlichen Rahmen.

Wie es im Leben so ist: Die besten Dinge ergeben sich, bahnen sich ihren Weg. Eins kommt zum anderen und schwups, ist man im Idealfall da, wo man immer sein wollte oder tut eben dies, was man schon immer tun wollte. Wohl wissend, dass man selbiges manchmal auch erst merkt, wenn man angekommen ist.

So ist das auch bei den „Momentemachern“ – wie sich sechs Freunde aus dem Kreis Heidenheim nennen. Sie bieten freie Zeremonien für Trauerfeiern, freie Trauungen und Kinderwillkommensfeiern an. Ihr Versprechen: ein festlicher Rahmen, persönlich, individuell – ohne kirchlichen Hintergrund.

Stefanie Göttl ist Ideengeberin und Herz der Gruppe

Freie Zeremonien sind in größeren Städten gefragt und gang und gäbe. Der Schwund in den kirchlichen Gemeinden zeigt sich auch hier. Und auch im Kreis Heidenheim scheint die Nachfrage nach kirchlichen Alternativen vorhanden zu sein – zumindest spürten das die Redner der „Momentemacherei“, wie die Gruppe offiziell heißt.

Ist Ideengeberin und Herz der „Momentemacherei“: Stefanie Göttl.

Stefanie Göttl ist Ideengeberin und Herz des Ganzen. Die Zweifachmama hatte den Bedarf zunächst im privaten Umfeld bemerkt, sowohl sie als auch ihre Freunde waren öfters für freie Zeremonien angefragt worden. Hier wurden erste Erfahrungen gesammelt. Eins ergab das andere – so kam die Marketingmanagerin auf die Idee, aktiv zu werden und freie Zeremonien anzubieten, sich zu professionalisieren und mit anderen zusammenzuschließen. So ist vor gut einem Jahr die „Momentemacherei“ entstanden, „ein ganzer Tisch voll kreativer Köpfe“, wie Stefanie Göttl sagt.

Besondere Lebensereignisse unvergesslich machen

Der Name ist Programm: Die Redner wollen besondere Lebensereignisse unvergesslich machen, den schönsten Tag im Leben mitgestalten – oder Trost spenden auf dem letzten Weg. Für die passende Rede ist Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl gefragt. Teammitglied Marita Kasischke sagt: „Man muss immer erstmal abklären, was sich der Kunde wünscht, man muss spüren, wie er tickt und was passend ist.“ So entstehen dann ganz romantische, traditionelle – oder auch humorvolle Traureden. Oder eben bewegende Abschiedsreden, die auch heiteres Erinnern zulassen. Immer im Fokus: der Mensch.

Vor Ort geht es dann um Rhetorik und ums Präsentieren. Ihnen spielt in die Karten: Fast alle Mitglieder sind Naturtheatergewächse und können von Bühnen- und Theatererfahrung profitieren. Zudem haben sie alle einen entsprechenden beruflichen Hintergrund. Nervosität gehört dennoch immer dazu, aber das, so sagt Rednerin Marita Kasischke, „erzeugt auch den nötigen Fokus“.

Neben der Liebe geht es auch um Trauer

Es ist ein Herzensjob – darüber sind sich wohl alle einig. Marita Kasischke sagt über Hochzeiten: „Klar, es ist immer ein schöner Rahmen, es ist romantisch, alle freuen sich“ – davon könne man lange zehren. „Wir alle lieben die Liebe“, sagt sie.

Stefanie Göttl übernimmt häufig die andere Seite und begleitet Trauerfeiern. Dass gerade hier so viel Bedarf ist, hätte sie anfangs nicht gedacht. Für sie ist wichtig: „Trauer ist nicht nur schwarz, Trauer kann auch gelb sein, man muss auch lachen dürfen.“ Es gehe darum, den Rahmen aufzubrechen, Neues zuzulassen und Abschiede so zu gestalten, wie es den Menschen entspricht. „Das wird zum Glück auch bei uns im ländlichen Raum salonfähig“, so Stefanie Göttl.

Zehrt das nicht? Stefanie Göttl verneint. Klar, die Schicksale bewegen sie, lassen sie nicht kalt. Sie erfährt in ihrer Arbeit aber auch ganz viel Erfüllung. Und der Blick auf die Endlichkeit relativiert den Blick auf die Gegenwart.

Alternative zum kirchlichen Rahmen

Ob nun Hochzeit oder Trauerfall: Die „Momentemacher“ bieten einen neutralen Rahmen jenseits von Kirche und Glaube. Doch sie verstehen sich keinesfalls als Konkurrenz, sondern als Alternative zur Kirche. Zumal: „Menschen, die uns engagieren, hatten sich bereits vorher aus welchen Gründen auch immer gegen die Kirche oder den kirchlichen Rahmen entschieden“, sagt Stefanie Göttl.

Die sechs Freunde sind meist mehr als freie Redner, sie begleiten die Menschen für eine gewisse Zeit sehr eng. Da ist man Seelentröster und Mutmacher, Motivator und Fürsprecher, Trauerbegleiter und Vermittler. „Wir sind oft für eine Zeit die beste Freundin“, sagt Stefanie Göttl. Auch am Tag selbst halten die Redner die Fäden in den Händen, schauen, dass alles läuft.

Das kommt an. Die Anfragen nehmen zu. Aktuell sind alle Teammitglieder nebenberuflich als Texter und Redner aktiv, doch Ideen und Entwicklungspotenzial gibt es zuhauf. Ehe-Erneuerungsversprechen, Kommunikationstraining – das Sammelsurium ist groß. Und die Motivation sowieso.

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