Lustig und blutig

Gab es so noch nie und nirgends: Was Heidenheims Opernfestspiele für 2025 planen

Die Spielzeit 2025 der Heidenheimer Opernfestspiele wird sich um einen Doppelabend mit Puccinis „Gianni Schicchi“ und der „Elektra“ von Richard Strauss drehen.

Nicht selten hat man in unseren Tagen ja den Eindruck, dass reden über die Zukunft wichtiger ist, als die Gegenwart zu gestalten. Reden wir also über die Zukunft: Was machen Heidenheims Opernfestspiele 2025? Die Antwort haut natürlich rein. Denn sie lautet: etwas, was noch nie da war. Auch Marcus Bosch wüsste nicht, dass es das schon einmal gegeben hätte. Insofern halten wir jetzt einfach gleich mal fest, dass im Jahr 2025 die Heidenheimer Opernfestspiele eine Neuproduktion auf die Bühne bringen werden. In dieser Konstellation hat noch niemand auf dieser Welt so etwas im Opernhaus oder auf auf einem Festival präsentiert – jedenfalls nach menschlichem Ermessen. Es wird einen Doppelabend mit zwei Einaktern geben. Einen Doppelabend mit einmal Puccini und einmal Strauss. Einen Doppelabend mit „Gianni Schicchi“ und „Elektra“.

Jetzt aber. Doppelabende kommen durchaus schon mal vor im Opernbetrieb. Und wenn, dann werden in aller Regel – und zweimal blutig – Leoncavallos „Bajazzo“ und Mascagnis „Cavalleria rusticana“ serviert. In Heidenheim gab’s das 2014 zum 50. Geburtstag der Festspiele. Man hat auch schon, zweimal blutig, Manuel de Fallas „La vida brede“ und die „Cavalleria“ zusammen erleben können. Oder, zweimal lustig, Donizetti hoch zwei mit „Le convenienze ed inconvenienze teatrali“ plus „I pazzi per projetto“. Aber „Gianni Schicchi“ und „Elektra“, lustig und blutig? Darauf muss einer erst mal kommen.

Langgehegter Wunsch

Wie also ist der Heidenheimer Opernfestspieldirektor darauf gekommen? Der sagt: „In meinem Kopf schwirrt schon seit langer Zeit der Wunsch herum, im Rittersaal, in diesen Mauern einmal ‚Elektra‘ zu machen. Ich stelle mir das einfach toll vor. Es ist ein ganz starkes Theaterstück, und deshalb hatte ich es für nächstes Jahr nun ganz oben auf die Liste gesetzt. Dann habe ich mich lange mit der Frage beschäftigt, was man dazu spielen könnte, denn bei Tageslicht hat ‚Elektra‘ keinen Sinn. Erst um 21 Uhr anzufangen, wäre auch eine Möglichkeit gewesen. Wie und warum mir 'Gianni Schicchi' dann plötzlich in den Sinn kam, weiß ich gar nicht mehr so recht. Allerdings gefiel mir die Idee dann immer besser, denn die musikalische Sprache bei Puccini ist ja gar nicht so weit weg von Strauss. Beide waren sie Theatermusiker durch und durch, und dann hatte ich noch den Gegensatz von lachen und weinen vor meinem geistigen Auge. Nun freue ich mich schon auf das Projekt, wie noch auf kein anderes.“

Drinnen und draußen

Also: „Gianni Schicchi“ und „Elektra“. Eine Regisseurin dafür hat Marcus Bosch auch schon: Vera Nemirova. Im Adressbuch des deutschen Regietheaters ist das, auch von internationaler Warte aus betrachtet, eine ganz große Hausnummer. Und von ihr stammt gleich die Idee, bei solch ohnehin ausgefallener Grundlage noch eine weitere ungewöhnliche Zutat hinzuzufügen. „Wir nehmen das Publikum mit“, sagt Marcus Bosch. Und das darf man ruhig wörtlich nehmen. Denn Vera Nemirovas Konzept sieht vor, „Gianni Schicchi“ grundsätzlich drinnen, also im Festspielhaus zu geben. „Bei schönem Wetter wandeln wir dann alle gemeinsam hinüber in den Rittersaal. Ich fand das gleich interessant, war aber zunächst etwas skeptisch, ob das überhaupt lösbar sein könne“, erzählt Bosch und lacht: „Aber die Regisseurin sagt, dass es lösbar ist.“

Beide Opern übrigens kommen ohne Chor aus. Man könnte das auch als den vom Gemeinderat gewünschten Sparbeitrag in finanziell klammen Zeiten interpretieren. Für Marcus Bosch ist es ganz grundsätzlich „ein Theatercoup“, der sicherlich auch in der Opernwelt außerhalb Heidenheims einiges Aufsehen erregen wird. „Dass das alles auch ein gewisses Wagnis darstellt, ist mir dabei schon bewusst, aber ich habe die Hoffnung, dass sich unser Publikum nach unserer ‚Butterfly‘ in grundsätzlicher Begeisterung befinden und deshalb grundsätzlich interessiert auch an unserem Projekt für 2025 zeigen wird.“

Die berühmte Puccini-Arie schmeichelt in „Gianni Schicchi“ den Ohren der Zuhörer

„Gianni Schicchi“ ist der dritte Teil von Giacomo Puccinis „Trittico“ und wurde gemeinsam mit „Il tabarro“ und „Suor Angelica“, den beiden anderen Teilen, am 14. Dezember 1918 an der Metropolitan Opera in New York uraufgeführt. Der gerissene Titelheld rettet in dieser von einigen Zeilen aus Dantes „Göttlicher Komödie“ inspirierten, sehr lustigen Geschichte nicht nur ein verzweifeltes Liebespaar, sondern schmiedet auf Kosten einer scheinheiligen Trauerfamilie auch sein eigenes finanzielles Glück. Übrigens: Wer meint, mit „Gianni Schicchi“ nichts anfangen zu können, wird vielleicht überrascht sein, zu hören, dass die nur selten aufgeführte Oper die vielleicht berühmteste Puccini-Arie überhaupt beinhaltet. Es handelt sich um „O mio babbino caro“, ein Bravourstück für lyrischen Sopran.

Eine der meistgespielten Opern von Richard Strauss wiederum ist die am 25. Januar 1909 in Dresden uraufgeführte „Elektra“. Es geht um griechische Mythologie. Aber es geht auch ohne, denn die Handlung ist selbsterklärend, wenn man die Vorgeschichte kennt: Nach der Rückkehr Agamemnons aus dem Trojanischen Krieg wurde dieser von seiner Frau Klytaimnestra und deren Geliebtem Aegisth ermordet. Klytaimnestras und Agamemnons gemeinsame Tochter Elektra hat daraufhin ihren kleinen Bruder Orest außer Landes in Sicherheit gebracht. Dort wird er zum Rächer seines Vaters erzogen. Am Hof von Mykene hält Elektra als Einzige die Erinnerung an den Mord an ihrem Vater aufrecht und wartet auf den Tag der Vergeltung. Der beginnt, wenn die Musik einsetzt.

Der Hunnenkönig Attila hat seinen Auftritt in der dritten Oper der Saison 2025

Welche die in diesem Falle ja sogar dritte Oper der Saison sein wird, ist hingegen keine Überraschung, weil man sich, was in der Serie mit frühen Opern des Giuseppe Verdi an die Reihe kommen wird, gerade noch so an den Fingern zweier Hände abzählen kann. Es ist „Attila“, Verdis neunte. Selbstverständlich spielt in dieser der Attila die Hauptrolle, den man auch „Die Geißel Gottes“ nannte. Und zu Beginn der Oper hat der Hunnenkönig seinem Ruf schon wieder einmal alle Ehre gemacht und gerade eine Stadt namens Aquileia in Schutt und Asche gelegt. Und wenn nicht ohnehin alle Verdis ein Fall für Heidenheim wären, dann wäre es dieser also auf alle Fälle. Premiere haben bei den Heidenheimer Opernfestspielen wird der Doppelabend mit „Gianni Schicchi“ und „Elektra“ am Freitag, 4. Juli, 2025. Sechs Vorstellungen sind vorgesehen. Auch der Bühnenbildner ist bereits bekannt und trägt einen auf deutschen und internationalen Bühnen bestens beleumundeten Namen: Harald B. Thor. Dieser war übrigens 2018 schon einmal in Heidenheim, für „Nabucco“.

Der Bühnenbildner war schon mal da

Premiere haben bei den Heidenheimer Opernfestspielen wird der Doppelabend mit „Gianni Schicchi“ und „Elektra“ am Freitag, 4. Juli, 2025. Sechs Vorstellungen sind vorgesehen. Auch der Bühnenbildner ist bereits bekannt und trägt einen auf deutschen und internationalen Bühnen bestens beleumundeten Namen: Harald B. Thor. Dieser war übrigens 2018 schon einmal in Heidenheim, für „Nabucco“.

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