Siggi Schwarz rockte im Heidenheimer Lokschuppen
Der Lokschuppen wurde zum Rockschuppen: Am Freitag wurde dort gerockt, was das Zeug hält. Und wer brachte die rund 400 Besucher dazu, kräftig zu den Hits aus ihrer Jugend abzugehen? Das war kein geringerer als Siggi Schwarz, der damit zu einer weiteren Feier seiner 50-jährigen Bühnenpräsenz einlud. Und er hatte einiges mitgebracht: Seine Band natürlich, jede Menge Gitarren, sogar Gitarristennachwuchs war dabei und jede Menge „Rock Heroes“, Helden des Rock also – unter dieses Motto hatte Siggi Schwarz den Abend gestellt.
Dass seine Helden auch diejenigen des Publikums waren, und dass er mit seiner Programmauswahl exakt den Publikumsgeschmack getroffen hatte, das zeigte sich bereits bei „Here I go again“: Sofort war das Publikum dabei, mitzuschwingen und mitzusingen, lauthals und kräftig, bei diesem Tribute an den kürzlich verstorbenen „Whitesnake“-Gitarristen Bernie Marsden, den Siggi Schwarz wie gewohnt mit vollem Einsatz und voller Leidenschaft zollte. Bernie Marsden war auch einer derjenigen, dem Siggi Schwarz in seinem Rock-und-Gitarren-Leben persönlich begegnet ist. Dazu gehört auch Chris Thompson der Manfred Manns Earth Band, der mit Siggi Schwarz schon einige Male auch in Heidenheim aufgetreten ist. Er war an diesem Abend zumindest virtuell dabei, als Siggi Schwarz den guten alten Davy mal wieder on the road schickte.
Cream-Weiß und Dunkellila
Und Siggi Schwarz hatte weitere Helden der Rockgeschichte parat, die größten womöglich. Paul McCartney dürfte wohl unbestritten dazu gehören, sein „Live and let die“, der oscarprämierte Bond-Song, wurde vom Publikum begeistert aufgenommen und ging mächtig in die Beine. Auch Beatles-Kollege George Harrison dürfte seinen Platz im Rock-Olymp haben, in diesem Konzert hatte er ihn auch: Mit „While my guitar gently weeps“ huldigte Schwarz nicht nur dem stillen Beatle, sondern auch gleich Mister Slowhand Eric Clapton, der der weinenden Gitarre ein extra Solo bescherte – und Siggi Schwarz brachte dies wunderbar virtuos in Erinnerung. Und wenn wir schon bei Eric Clapton sind: Mit Creams „White Room“ zeigte der altehrwürdige Lok-Rock-Schuppen seine Fähigkeit, sich in einen weißen Raum zu verwandeln, in dem das Publikum ganz wie in Jugendzeiten bestens seine Rocklaune auslebte.
Dunkellila hat er aber auch drauf, der Lockschuppen, und Siggi Schwarz ohnehin: Ritchie Blackmore ist ebenfalls einer der „Rock Heroes“, die Siggi Schwarz, wie er erzählte, in seinem Gitarrenspiel geprägt haben. Und diese Leidenschaft war bei Deep Purples „Highway Star“ auch zu spüren und sie sorgte dafür, dass der Stern ordentlich glänzen konnte. Und wenn das Publikum schon auf die Autobahn geschickt wurde, dann war der Abzweig zu derjenigen zur Hölle nicht weit. Die berühmten Riffe kamen aber an diesem Abend nicht von Siggi Schwarz, sondern vom Gitarrennachwuchs: Thorben Stäbler und Dario Feicht, bei Siggi Schwarz in Gitarrenunterricht, hatten ihren ersten Auftritt auf der Bühne und präsentierten stolz mit den Großen zusammen ihr Können auf der E-Gitarre. Und eine „Foxy Lady“ gab es auch noch beim Nachwuchs: Die 12jährige Loimushka Vogel, ebenfalls Schülerin bei Siggi Schwarz und ebenfalls zum ersten Mal auf großer Bühne, hatte sich Jimi Hendrix gewünscht – der also offenbar auch bei der jüngsten Generation unvergessen ist – und präsentierte dessen „Foxy Lady“.
Der Nachwuchs durfte glänzen
Der Nachwuchs wurde eifrig beklatscht und gefeiert – und das galt nicht nur dem Können der jüngsten Gitarristen, sondern auch Siggi Schwarz‘ Einsatz für den Nachwuchs und diese zauberhafte Idee, sie mitauftreten zu lassen. Auch seine Bandkollegen Matthias Bäuerlein und Steve Coby am Schlagzeug, Keyboarder Max Hunt, Bassist Dave Osteen und Sänger Markus Engelstädter gingen einfühlsam auf ihre künftigen Nachfolger auf der Rockbühne ein und ließen sie glänzen.
Und im Übrigen glänzten sie selbst: Egal, ob sie das Publikum rund um Jimi Hendrix Wachturm rocken ließen, oder die Zuhörer in die zeitlose Ballade „Comfortably numb“ von Pink Floyd geradezu magisch hineinzogen, so dass die Schwarzmagierin von Peter Green, „Black Magic Woman“, ein leichtes Spiel hatte – das Publikum war über die drei Stunden mit all den Rock-Leckerbissen glücklich und wurde keinesfalls müde, seine Begeisterung tanzend und singend zu zeigen. Und kannte selbstverständlich seinen Einsatz: „Galileo“ tönte es mit Leibeskräften, als Markus Engelstädter das Mikro ins Publikum hielt und es lieferte auch zuverlässig die weiteren Textzeilen von „Bohemian Rhapsody“, das Lied, mit dem Marcus Engelstädter abermals seine großartige Stimme unter Beweis stellen konnte.
Ins Schwarze getroffen
Andere Rockstars wechseln bei Konzerten ihr Outfit, Siggi Schwarz wechselt die Gitarren. Nicht nur, weil er sie hat, sondern auch weil er weiß, welcher Hit mit welcher Gitarre gespielt wurde: So traf er denn auch beispielsweise bei „Layla“ – derjenigen von Eric Clapton, bei der Männer ganz ohne Vulgarität auf die Knie gingen – mit seiner Les Paul exakt den Ton des Urhebers.
Mit diesem Abend traf Siggi Schwarz erneut genau ins Schwarze: „Ein großer Abend, was für ein Spaß“, sprach er dem Publikum aus dem Herzen. Der Rock’n’Roll werde niemals sterben, versprach er – und bei der Leidenschaft, die er an den Tag legt, will man das gerne glauben. Und für Nachwuchs an der Gitarre ist ja auch gesorgt. So wird der Lokschuppen auch künftig Rockschuppen sein können.
Die Feier geht weiter
Nach dem Auftritt mit den Nürnberger Symphonikern und den "Rock Heroes" jetzt ist die Feier des 50-jährigen Bühnenjubiläums von Siggi Schwarz noch nicht vorbei. Am 16. Dezember veranstaltet er den traditionellen "X-Mas-Rock", dann mit seiner All-Stars-Band. Und wo? Im Lokschuppen natürlich, der dann ganz sicher wieder zum Rockschuppen werden wird.