Elmar-Doch-Haus

Gastronomie in historischen Gebäuden? So machen es Heidenheims Nachbarn

Streit, Geld und Zeit: Ein Blick in Nachbarstädte zeigt, wie viel diese in die Ansiedlung von Gastronomie oder den Umbau von ähnlichen Gebäuden wie dem Heidenheimer Elmar-Doch-Haus stecken.

Ende des Monats endet die Bewerbungsfrist für Gastronomen, die das Elmar-Doch-Haus bewirten wollen. Die Stadt Heidenheim hat europaweit nach Bewerbern gesucht. Aus diesen sollen in einem zweiten Schritt drei bis fünf ausgesucht werden, mit denen es in eine zweite Bewerberrunde geht. Geht die Rechnung auf, könnte vor oder spätestens nach der Sommerpause feststehen, wer der künftige Wirt des Elmar-Doch-Hauses sein wird.

Im Vorfeld gab es viele und lange Diskussionen: Macht ein Umbau des Elmar-Doch-Hauses im Zentrum Heidenheims zu einem Gastro-Betrieb Sinn? Verzettelt sich die Stadt da nicht zeitlich und finanziell? Und warum soll die Stadt überhaupt in finanzielle Vorleistung gehen für einen künftigen Gastronomen? Ursprünglich sollte das Elmar-Doch-Haus umgebaut werden, damit es von der Stadtverwaltung genutzt wird. Oberbürgermeister Michael Salomo hatte den bereits gestarteten Umbau gestoppt und die Gastro-Idee auf den Tisch gelegt und weiter verfolgt. Seither blicken die Heidenheimer auf einen Bauzaun rings um das Elmar-Doch-Haus.

Beispiel Aalen: Gastronomie im alten Rathaus seit 30 Jahren

Beim Blick auf Nachbarstädte zeigt sich, dass auch dort Geld investiert wurde, um mit Gastronomie oder anderen Angeboten die Innenstadt attraktiv zu machen. Eine der größten Parallelen findet sich in Aalen. Dort befindet sich im alten Rathaus tatsächlich eine Gastronomie, zudem aber auch noch ein Kulturzentrum. Der ehemalige Ratssaal ist Spielstätte des Theaters der Stadt Aalen, auf einem weiteren Stock befinden sich die Ausstellungsräume des Kunstvereins. Im sogenannten Napoleonzimmer - Napoleon soll einmal in Aalen übernachtet haben - befindet sich ein Trauraum. Auch im Elmar-Doch-Haus soll Heiraten künftig möglich sein.

Das historische Rathaus in Aalen (rechts) hat seit 30 Jahren eine Gastronomie. Stadt Aalen

In Aalen ist das alte Rathaus zwar schon seit 30 Jahren als Kultur- und Gaststätte fertiggestellt, doch auch dort gab es im Vorfeld viele Diskussionen übers Geld und Vorwürfe an den damaligen Oberbürgermeister Ulrich Pfeifle. 15 Millionen Mark hat der Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes am Ende gekostet und damit doppelt so viel wie ursprünglich veranschlagt worden war. Deshalb musste Pfeifle sich vorwerfen lassen, den Gemeinderat übers Ohr gehauen zu haben, wogegen sich der OB wehrte.

Parallele zu Heidenheim: Rathaus war ewige Baustelle

Nach fast acht Jahren Bauzeit wurde das alte Rathaus als „multifunktionales Kulturzentrum“ im September 1994 eingeweiht. „Über kaum ein Projekt in der Stadt haben wir so viel gestritten und diskutiert“, wird Pfeifle in einer Aalener Zeitung in einem Bericht über die Einweihungsfeier zitiert. Heute ist das alte Rathaus im Zentrum der Stadt ein beliebter Treffpunkt. Laut Auskunft vonseiten der Stadt Aalen gab es mittlerweile einen Pächterwechsel, die Vorgabe für ein Kleinkunstcafé sei weggefallen, weil diese Veranstaltungen mittlerweile etabliert seien und oft auch in großen Sälen stattfänden. Dennoch gibt es im Café Podium regelmäßig Konzerte und Kulturangebote.

Das alte Rathaus in Aalen ist älter als das Elmar-Doch-Haus, das 1846 fertiggestellt wurde. Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Gebäude 1575. Bis 1851 befand sich darin das Hotel Krone-Post, das zugleich eine Station der Thurn-und-Taxis-Post war. Von 1907 bis 1975 diente das Gebäude als Rathaus der Stadt Aalen.

Das Spion-Rathaus in Aalen mit dem Turm als Kennzeichen: Hier befindet sich die Tourist-Information und das Urweltmuseum. Stadt Aalen

Aalen besitzt noch ein zweites historisches Rathaus in Sichtweite am Marktplatz aus dem 14. Jahrhundert, das einen Turm mit dem Kopfrelief des Spions von Aalen besitzt. Bis 1907 diente das Gebäude als Rathaus. Heute ist es Sitz der Tourist-Information und des Urweltmuseums.

Schwäbisch Gmünd: Baufälliges Kloster wird Kulturzentrum

In Schwäbisch Gmünd ist das historische Rathaus noch immer Sitz der Verwaltung, dort wurde jedoch ein anderes historisches Gebäude aufwändig saniert: der Prediger, ein ehemaliges Dominikanerkloster mit Ursprüngen aus dem 13. Jahrhundert. Das Kloster wurde 1802 aufgelöst und unter anderem als Kaserne genutzt. In den 1950er-Jahren war das Gebäude baufällig, in der Bevölkerung herrschte die Meinung, man solle den alten Kasten abreißen und ein Kaufhaus bauen. Nur mit knapper Mehrheit beschloss der Gemeinderat 1965, den Prediger zu erhalten und in ein Kulturzentrum umzubauen. Nach vier Jahren Umbauzeit war das bis dahin aufwändigste Sanierungsprojekt der Stadt im März 1973 fertig.

Reißt den alten Kasten ab, hieß es vor 20 Jahren in der Bevölkerung: Heute ist das ehemalige Kloster Kulturstätte in Schwäbisch Gmünd.
Reißt den alten Kasten ab, hieß es vor 20 Jahren in der Bevölkerung: Heute ist das ehemalige Kloster Kulturstätte in Schwäbisch Gmünd. Stadt Schwäbisch Gmünd

Ab 2010 wurde der Komplex erneut saniert, um Brandschutz und energetische Verbesserungen zu schaffen, aber auch, weil sich die Nutzung änderte. Bücherei, Volkshochschule und Tourist-Information waren ausgezogen, das Museum im Prediger wurde neu ausgerichtet.  Weiter hat der Prediger einen großen Festsaal für Konzerte, Kongresse und Tagungen. Ebenso gibt es einen Trauraum im barocken Stil. Das Land bezuschusste den Umbau mit 2,1 Millionen Euro.

Augsburg: Restaurant im Keller des Rathauses

Seit Jahren eine funktionierende Gastronomie hat Augsburg im Keller seines Renaissance-Rathauses, das Verwaltungssitz und eines der Wahrzeichen der Stadt ist. Im Ratskeller wurde schon vor rund 80 Jahren bayerische Küche serviert.

Ruth Plössel/Stadt Augsburg

2006 wurde der Keller grundlegend saniert, für eine gastronomische Nutzung ausgeschrieben und seither dauerhaft verpachtet. In einer Pressemitteilung aus dem Jahr 2006 kurz vor der Eröffnung hieß es, mit der Enchilada Franchise GmbH sei eine neue Pächterin gefunden worden, die sich „zu hohen Eigeninvestitionen bereit erklärte“. Der Umbau des gesamten Innenraums samt Küchenbereich und Verlegung des Eingangs sei erforderlich gewesen. Die Stadt Augsburg habe als Eigentümerin der Immobilie in grundlegende Maßnahmen zur Sicherstellung einer gastronomischen Nutzung investiert, heißt es vonseiten des Wirtschaftsreferats der Stadt Augsburg, ohne jedoch eine genaue Summe zu nennen.

Giengen: Freude auf Barfüßer-Brauerei

In Giengen wird derzeit ebenso Geld in die Hand genommen, um eine Gastronomie als Magneten in der Innenstadt anzusiedeln: eine Barfüßer-Brauerei samt Hotel und Wohnungen. Den ersten Schritt des Vorhabens auf dem Lamm-Areal bildete im Mai 2018 der Beschluss des Gemeinderates zur Innenstadtentwicklung. Im November 2019 erwarb die Stadt Giengen die Grundstücke und im März folgte 2020 die europaweite Ausschreibung. Das Verfahren endete im März 2022: Die Grundstücke im Herzen der Stadt wurden an die Barfüßer Gastronomie-Betriebs GmbH & Co. KG. Eberhard verkauft, die ihren 20 Millionen Euro teuren Investitionsplan vorstellte.

So soll die Barfüßer-Brauerei samt Hotel und Wohnungen auf dem Giengener Lamm-Areal einmal aussehen. hrb bauwerk GbR Projektplanung

Seit Sommer wird gebaut. Im kommenden Jahr soll die Eröffnung gefeiert werden. Die Stadt hat die Gebäude abgerissen, Leitungen verlegt. Wie viel das gesamte Innenstadt-Paket gekostet hat, das wurde dem Gemeinderat bislang nur in nicht öffentlicher Sitzung vorgestellt. Öffentlich bekannt ist die Summe von 537.000 Euro für die Baureifmachung.

Elmar-Doch-Haus: Wie hoch sind die Umbaukosten?

Wie viel die Stadt in den Umbau des Elmar-Doch-Hauses investieren muss, kann im Moment nur annähernd geschätzt werden. Zehn Millionen Euro stehen im Raum, bevor es genauere Kostenangaben geben kann, müssen erst die Detailverhandlungen mit dem künftigen Pächter abgeschlossen sein, heißt es vonseiten der Stadt.

Der ursprüngliche Plan war, dass Teile der Rathausverwaltung ins Elmar-Doch-Haus ziehen. OB Salomo hatte den laufenden Umbau im Sommer 2021 gestoppt. Da für die Gastronomie andere Anforderungen bestünden, müsse noch einmal neu geplant werden. Die eventuellen Schadenersatzansprüche plus die Kostensteigerungen lägen nach derzeitigem Stand bei 1,18 Millionen Euro. 182.000 Euro an Ausgaben wurden für das Ausschreibungsverfahren eingeplant.

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