Hintere Gasse und Hauptstraße

Gebäude-Ensemble im Herzen Heidenheims bekommt ein neues Gesicht

In unmittelbarer Nachbarschaft zum Elmar-Doch-Haus tut sich städtebaulich was. Wie ein denkmalgeschütztes Ensemble aus zwei Gebäuden in der Heidenheimer Fußgängerzone sein Gesicht verändert.

Ein Baugerüst umhüllt seit einigen Tagen das denkmalgeschützte Eckgebäude an der Hauptstraße 28, wo im Erdgeschoss das Geschäft „Anders Männermode“ beheimatet ist. Eine Gebäudesanierung steht an: In den oberen Geschossen sollen drei Stadtwohnungen entstehen. Aktuell wurde ein Teil des Daches aufgedeckt, um zu prüfen, wie der 600 Jahre alte Dachstuhl saniert werden kann.

Diese Baustelle ist jedoch nur der Beginn einer größeren Umgestaltung in direkter Nachbarschaft zum Elmar-Doch-Haus im Herzen Heidenheims. Der nach außen hin weitaus größere Umbau ist für das Gebäude an der Hinteren Gasse 13 geplant, das direkt an der Rückseite anschließt. Von diesem aus den 1960er-Jahren stammenden Haus wird nur noch das Erdgeschoss stehen bleiben. Auf den Grundmauern soll ein Neubau mit fünf Stadtwohnungen errichtet werden.

Denkmalschutz spielt bei den Planungen eine große Rolle

Planender Architekt für das Gebäude-Duo ist Moritz Wolf vom Heidenheimer Büro Wolf Planung, Bauherr ist der Heidenheimer Hans-Joachim Reichstein, der mit dem Vorhaben bereits einen langen Atem bewiesen hat. Von der ersten Überlegung bis zur angepeilten Fertigstellung Ende 2025 werden acht Jahre vergangen sein. Hans-Joachim Reichstein ist der Umbau ein Anliegen mit Blick auf eine positive Entwicklung Heidenheims: „Das Haus wird aus Leidenschaft erbaut.“

Das Wohnhaus in der Hinteren Gasse 13 soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Markus Brandhuber

Der Grund für diesen langen Planungszeitraum liegt am Denkmalschutz, der über dem gesamten Innenstadtensemble liegt. Deshalb musste, so erzählt Reichstein, mehrmals umgeplant werden. Im ersten Entwurf war das Gebäude noch mit einem Flachdach und einer großen Dachterrasse versehen, was vonseiten des Oberbürgermeisters ins Spiel gebracht worden sei. In Abstimmung mit dem Denkmalschutz sei daraus ein Satteldach mit Gauben geworden. Mit Hinweis auf den Charakter der umliegenden Gebäude wurden schließlich auch die Fenster kleiner. „Die Planung war ein Spagat zwischen Denkmalschutz, moderner Architektur und energetischen Aspekten“, sagt Reichstein, der gerne noch moderner und mit mehr Glas gebaut hätte. Das Ergebnis sei eine gemeinsame Findung mit allen Beteiligten gewesen.

Energiesparende Architektur: So soll das neue Gebäude aussehen

„Anstelle eines zusammengeflickten Gebäudes entsteht ein moderner, nachhaltiger Neubau aus hochwertigen Materialien und hochwertiger Architektur“, zeigt sich auch Wolf zufrieden. Der Neubau wird höher als das bisherige Gebäude, das nur zwei Stockwerke hat, und erreicht ungefähr die Firsthöhe des benachbarten Gebäudes an der Hauptstraße. Es wird drei Stockwerke hoch, plus Dachgeschoss. Im Erdgeschoss wird weiterhin das Lager des angrenzenden Modegeschäftes untergebracht sein, darüber sind fünf Mietwohnungen geplant.

Gebaut wird in Holz-Hybrid-Bauweise. Energetisch werde ein Passiv-Haus angestrebt, mit Wärmepumpe und Solardachziegeln. „Das sieht optisch aus wie ein herkömmliches Ziegeldach, die Photovoltaik-Technik ist in den Ziegeln integriert“, so Wolf. Damit vermeide man die optische Störung, die durch Standard-Paneele entstehen würde.

Neubau in direkter Blicknähe zum gastronomischen Elmar-Doch-Haus

Warum könnte das Gebäude ein Blickfänger werden? Die Hintere Gasse 13 könnte einmal direkt an den neuen Platz angrenzen, der rings um das Elmar-Doch-Haus entsteht, sollte die Stadt das ehemalige Café Sonnleitner abreißen. Schon jetzt grenzt die Hintere Gasse auf der Südseite an einen freien, im Moment geschotterten Platz, der durch den Abriss der früheren Bücherei entstanden ist.

Die Piazza wäre ein Stück neues Leben.

Hans-Joachim Reichstein, Bauherr

„Die Stadt braucht eine Neufindung an der Hauptstraße“, sagt Reichstein, der überzeugt ist, dass ein freigestelltes Elmar-Doch-Haus samt gastronomischer Nutzung innen und außen eine positive Wirkung für die Stadt haben wird. „Die Piazza wäre ein Stück neues Leben.“ Und das benötige Heidenheim dringend und schnell, sagt Reichstein mit Blick auf die Stadtentwicklung.

Läuft alles nach Plan, soll mit dem Abriss in der Hinteren Gasse in den nächsten Wochen begonnen werden. Der Rohbau samt Fenster soll bis zum Jahresende stehen. Ein Jahr später könnten die Wohnungen bereits bezugsfertig sein.

SDas Anders-Gebäude in der Fußgängerzone in Heidenheim wird saniert. Markus Brandhuber

Auch für das Gebäude an der Hauptstraße 28 gibt es schon Sanierungsideen: Der historische Dachstuhl soll zwar erhalten bleiben, aber keine tragende Funktion mehr haben. Deshalb schlägt Wolf vor, einen neuen Dachstuhl darüber zu setzen. Die alten Holzbalken würden saniert und dann nur noch schmückendes Werk in der Dachgeschosswohnung.

Stadt weist Einwände der Anlieger ab

Einige Anlieger haben Einwände gegen das Bauvorhaben erhoben, die die Stadt jedoch allesamt als unbegründet zurückgewiesen hat. Unter anderem wurde die Höhe des künftigen Gebäudes bemängelt, das mit zehn Metern Traufhöhe vier Meter höher sei als das bestehende Gebäude und damit zu hoch, um sich in die Umgebung einzufügen. Aufgestoßen ist auch die Gaubengröße, wodurch die Gebäudefront optisch vergrößert werde. Befürchtet wurde zudem ein zu starker Schattenwurf an dieser engen Stelle in der Hinteren Gasse. Es entstehe eine Häuserschlucht. Auch hinsichtlich der Dachneigung passe das Gebäude nicht zum Charakter der Hinteren Gasse.

Die Stadt widerspricht und meint, dass das Gebäude nicht verunstaltend und planungsrechtlich nicht zu beanstanden sei. Es gebe in diesem Bereich einen einfachen Bebauungsplan, der Baulinien ausweist, aber sonst keine Festsetzungen zu Bauhöhe und Aussehen enthalte. Das Bauvorhaben müsse sich in die Eigenart der näheren Umgebung einfügen. Deshalb konnte die Genehmigung erteilt werden, heißt es vonseiten der Stadt.

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