Mikroabenteuer

Geocaching in Heidenheim: Auf GPS-Schnitzeljagd durch den Wald

Handy weg und raus in die Natur! Was viele Eltern ihren Kindern immer wieder predigen, könnte beim Geocaching schwierig werden. Mit dem Smartphone oder einem GPS-Gerät als Hilfsmittel geht es darum, in der Natur versteckte Schätze zu finden. Auf Schatzsuche im Grünen.

Geocaching in Heidenheim: Auf GPS-Schnitzeljagd durch den Wald

Der Wald zwischen dem Mittelrain und Steinheim ist nass und düster an diesem Nachmittag. Erst vor wenigen Augenblicken hat es aufgehört zu regnen. Auf dem Wanderparkplatz ist fast nichts los, vermutlich genießen alle ihren Feierabend im warmen Wohnzimmer. Doch es hilft nichts: Ich ziehe mich wetterfest an, setze meinen Rucksack auf und schwinge mich auf das Fahrrad. Mein Plan: Ich will einen sogenannten Multi-Cache – einen Geocache mit mehreren Stationen – finden.

In den nächsten zwei Stunden muss ich also zu sieben Stationen navigieren, dort Aufgaben erledigen und so Hinweise sammeln, wo der „große Schatz“ versteckt ist. Hilfe bekomme ich dabei von meinem Smartphone, genauer gesagt von Google Maps. Ich gebe also die Koordinaten des ersten Verstecks ein und Maps führt mich auf Kieswegen mehrere hundert Meter in den Wald. Ich mache mich auf die Suche und werde nach kurzer Zeit an einem Baumstumpf fündig. Das fühlt sich gut an, wie auf einer Schatzsuche. In der kleinen Plastikdose ist ein Infokärtchen und ein Magnetspiel versteckt. Ich muss eine bestimmte geometrische Form bauen und anschließend die Anzahl der verwendeten Magnetkugeln von den Magnetstäben abziehen – so erhalte ich die erste Lösungszahl. Mithilfe dieser und der noch verborgenen Lösungszahlen sollen dann später die Endkoordinaten zusammengesetzt werden. Ein paar Knobelminuten später habe ich das Rätsel gelöst und die Zahl notiert. Weiter geht’s!

Knobeln im Wald: Bei der ersten Aufgabe muss mithilfe eines Magnetspiels eine geometrische Form gebaut werden.

Von Rätsel zu Rätsel durch den Wald

Ich arbeite mich von Aufgabe zu Aufgabe kreuz und quer durch den Wald. Zum Glück sind die 200 bis 500 Meter zwischen den Stationen gut mit dem Rad erreichbar. Um die Dosen zu finden, muss ich aber absteigen und im Wald nahe des Weges auf die Suche gehen. So zeigt sich, dass Baumstümpfe ein beliebtes Versteck sind, auch im Schatten des Wurzelwerks eines Baumes und hängend in einem Sack verbergen sich die kleinen Schätze. Logisches Denken, Fühlen, Rechnen, Zählen – die Aufgaben sind vielseitig und verlangen höchste Konzentration.

Doch wer steckt hinter all dem? Wer hat sich die Rätsel überlegt, die Dosen versteckt und die Koordinaten veröffentlicht? Grundsätzlich kann sich jeder einen Account auf einer Geocaching-Webseite erstellen und Caches (engl. für Versteck) hochladen oder – wie in meinem Fall – die Daten für einen Cache herunterladen. Die bekannteste Cache-Art ist der Traditional Cache (einzelner Cache), auch der Multi-Cache ist weit verbreitet. Insgesamt sind allein im Landkreis Heidenheim laut geocaching.com 1070 Geocaches versteckt. Der Ersteller kann seinen Cache auf der Geocaching-Webseite beschreiben, Hinweise geben und die nötigen Koordinaten hinterlassen. Ich suche an diesem Nachmittag den Cache „Shaun wir mal“, den der Nutzer "RegiLuwi" hochgeladen hat. Der Beschreibung zufolge ist der Cache einem Bekannten von "RegiLuwi", der ein großer Fan der Kinderserie „Shaun das Schaf“ ist, gewidmet.

Gefunden! Oft sind die Geocaches im Wurzelwerk großer Bäume versteckt. Jan Beigelbeck

Auf der Suche nach dem Schatz

Auf den Spuren von Shaun und seinen Freunden habe ich mich inzwischen zum vorletzten Versteck "durchgerätselt". Meine Lösungen habe ich dabei auf einem vom Ersteller bereitgestellten Laufzettel festgehalten. Nachdem die letzte Aufgabe gelöst ist, füge ich meine Lösungszahlen in die Lücken der Endkoordinaten und trage sie in Google Maps ein. Ich halte kurz die Luft an – es hat geklappt! Die Koordinaten ergeben Sinn und 350 Meter später teilt mir Maps mit, ich hätte mein Ziel erreicht. „Den Schatz hol ich mir“, denke ich und beginne zu suchen.

Nach einer Weile bin ich jedoch etwas ratlos, der Cache ist einfach nicht zu finden. Ich orientiere mich immer wieder neu und schlage mich tiefer in den dichten Wald, aber der Schatz bleibt verborgen. Was genau in der „Schatztruhe“ versteckt ist, weiß ich dabei gar nicht. Üblich ist ein Logbuch, in das man sich eintragen kann, und ein kleines Geschenk. Unter Geocachern ist es übrigens Ehrensache, ein anderes Geschenk zu hinterlassen.

Mission gescheitert

Nachdem ich über eine halbe Stunde gesucht, mehrere Zecken abgestreift und mich durch Brennesseln gekämpft habe, gebe ich frustriert auf. Habe ich den Cache übersehen? Waren die Koordinaten falsch? Oder hat jemand den Schatz mitgenommen, statt ihn wieder zu verstecken? Ich raffe mich auf und radle enttäuscht zurück zum Parkplatz. Obwohl ich kurz vor dem Ziel gescheitert bin, hat die GPS-Schnitzeljagd den Geocacher-Ehrgeiz in mir geweckt. Lediglich mit dem Handy als Hilfsmittel habe ich im Wald ein ungeahntes Abenteuer erlebt.

Im nächsten Teil der Mikroabenteuer-Serie versucht sich unsere Kollegin Silja Kummer einen Tag lang als Hundemama.

Geocaching: Die weltweit größte Schatzsuche

Aktuell gibt es weltweit mehr als drei Millionen aktive Geocaches – der erste wurde 2000 im US-Bundesstaat Oregon versteckt. Inzwischen ist das Geocache-Angebot auf über drei Millionen angestiegen und sehr vielseitig geworden: Neben den traditionellen Caches und den Multi-Caches sind auch Rätsel-, Nacht-, Kletter- und Unterwasser-Caches zu finden. Zusammengeführt werden sie auf mehreren Webseiten – die größte Datenbank liefert die Seite Geocaching.com.

In Deutschland sind zur Zeit gut 430.000 Geocaches versteckt. Im Jahr 2022 waren über 310.000 deutsche Geocacher aktiv und haben somit mindestens einen Geocache geloggt, also einen Fund eingetragen. Wer Geocaching selbst ausprobieren möchte, muss sich nur einen Account auf www.geocaching.com erstellen, und die Schatzsuche kann losgehen.