Offener Brief

Geplante Produktionsschließung bei Voith Hydro: Jetzt nimmt der Betriebsrat Stellung

Zwei Wochen, nachdem Voith Pläne bekannt gemacht hatte, dass die Produktion im Bereich Hydro geschlossen werden soll, hat jetzt der Betriebsrat reagiert. Was im offenen Brief an die Geschäftsführung steht:

Nachdem die Geschäftsführung von Voith am 28. Februar angekündigt hatte, die Produktionshalle für Wasserkraftanlagen im Konzernbereich Hydro in Heidenheim zu schließen, hat der Betriebsrat nun seine Sichtweise in einem offenen Brief an die Geschäftsführung von Voith Hydro dargelegt. Das Schreiben im Namen des Betriebsrats und der Beschäftigten legt die Argumente der Arbeitnehmervertretung dar, die gegen die Schließung der Fertigung in der Großturbinenhalle sprechen.

Alexander Schlotz, Betriebsratsvorsitzender von Voith, ist von der Vielzahl der Reaktionen auf die angekündigte Schließung der Produktion, die an den Standort St. Pölten in Österreich verlagert werden soll, überwältigt: „Man wird auf der Straße darauf angesprochen, der Betriebsrat hat viele Nachrichten bekommen und direkte Reaktionen von Kollegen“, berichtet er. Die geplante Schließung sei Stadtgespräch und würde vielen Menschen Sorgen bereiten. „Nach unserer Meinung sind die Auswirkungen nicht zu 100 Prozent bedacht“, so Schlotz.

Betriebsrat: „Vieles nicht zu Ende gedacht“

Diese Besorgnis wird auch im Brief an die Geschäftsführung thematisiert: „Es entsteht der Eindruck, dass vieles insbesondere im Hinblick auf die drohenden negativen Auswirkungen für den Standort Heidenheim nicht zu Ende gedacht ist und die zuständigen Verantwortlichen der Fachabteilungen in der Planungsphase nicht angehört wurden.“ Laut Betriebsrat sorgen sich nicht nur die Mitarbeitenden in der Fertigung, deren rund 70 Arbeitsplätze direkt von der Schließung betroffen wären, sondern auch die anderen Abteilungen des Unternehmens, „von Vertrieb und Engineering über Einkauf, Projektmanagement und Logistik bis hin zu Qualität und Field Service“. Jeder dieser Bereiche sehe potenzielle negative Auswirkungen, die eine Schließung der Großturbinenhalle mit sich bringen würde.

Die markante Halle inmitten des Voith-Betriebsgeländes mit der Aufschrift „Großturbinenhalle 1929“ sei „nicht nur ein Ort der Fertigung, sondern repräsentiert das Herz unseres Unternehmens“, ist in dem Brief zu lesen. Für die Voith-Mitarbeitenden ist die Halle ein Symbol für ihr Können und ihre Leistungsfähigkeit: „Die komplexesten Teile unseres Produktportfolios werden in der Großturbinenhalle gefertigt und wir sind stolz darauf, diese Herausforderung täglich zu meistern.“

Alexander Schlotz, Betriebsratsvorsitzender von Voith, war von den vielen Reaktionen auf die geplante Produktionsverlagerung überwältigt. Foto: HZ-Archiv/Sabrina Balzer

Aber natürlich geht es den Beschäftigten nicht nur um symbolische Werte, sondern auch um praktische Auswirkungen einer Schließung: Die Produktion sei ein integraler Bestandteil der Wertschöpfungskette von Voith Hydro. Die Schließung, so die Argumentation des Betriebsrats, hätte erhebliche Auswirkungen auf die Fähigkeit, Kundenaufträge termingerecht und in der gewohnten Qualität zu erfüllen. „Nach dem Dafürhalten unserer Vertriebs- und Projektmanagementteams können wir ohne die Fertigungskapazitäten der Großturbinenhalle die Anforderungen unserer Kunden nicht mehr erfüllen“, so das Schreiben des Betriebsrats. Verwiesen wird zudem auf das Wissen und die Expertise der Mitarbeitenden, das verloren gehen würde – auch wenn das Unternehmen versichert hatte, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen geben werde und den betroffenen Mitarbeitenden alternative Beschäftigungsmöglichkeiten angeboten werden.

Ein unternehmerisches Risiko?

Für den Betriebsrat ist die Schließung der Fertigung mit einem „hohen unternehmerischen Risiko“ verbunden, weshalb er die Geschäftsführung bittet, die Entscheidung zu überdenken und „in einen offenen Dialog über ein wettbewerbs- und zukunftsfähiges Konzept der Fertigung in der Großturbinenhalle“ zu treten. Alexander Schlotz führt diesen Wunsch noch aus: Ziel für die Arbeitnehmervertretung sei es, das Gebäude zumindest mit einem Teil der Fertigung zu erhalten, der für Serviceanwendungen notwendig sei. „Es steht außer Frage, dass etwas getan werden muss“, so Schlotz. Die Arbeitnehmer würden sich aber eine langfristige und nachhaltige Lösung für den Standort Heidenheim wünschen.

Am Freitag will der Betriebsrat die Suche nach einem externen Sachverständigen abschließen, der dann ein Gutachten für die Arbeitnehmerseite anfertigt. Die ersten Verhandlungen mit der Geschäftsführung finden am Freitag, 22. März, statt. Für die Arbeitnehmerseite wurde dafür ein Verhandlungsteam mit Vertretern des Betriebsrats, der Gewerkschaft IG Metall und einem Rechtsbeistand aufgestellt.

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