Es ist ein architektonisches Kleinod, das im südlichen Eingangsbereich des Brenzparks ein Schattendasein führt: das ehemalige Badehaus der WCM: Erbaut Anfang des 20. Jahrhunderts wurde es seit der Schließung der damaligen Textilfabrik auf unterschiedlichste Weise genutzt. Doch nun steht das Gebäude bereits seit mehr als zehn Jahren leer.
Erst im Jahr 2013 war es der Stadt gelungen, das Badehaus nach langen Verhandlungen vom vorherigen Eigentümer zu erwerben. Doch zu welchem Zweck? Swen Profendiener, Leiter des Geschäftsbereichs Liegenschaften bei der Stadtverwaltung, erinnert sich: „Damals wurde das Badehaus auf Vorrat gekauft. Die Stadt wollte die Möglichkeit haben, selbst zu bestimmen, wie es genutzt werden soll.“ Außerdem sei schon damals davon die Rede gewesen, dass die Duale Hochschule einen Erweiterungsbau bekommen und auf dem früheren WCM-Gelände ein Campus entstehen soll. „Die Überlegung war, dass das Badehaus vielleicht integriert und eventuell von der DH-Verwaltung genutzt werden kann“, sagt Profendiener. Doch seien diese Überlegungen nicht mehr aktuell, seit vom Land klar signalisiert worden ist, dass das historische Gebäude nicht benötigt werde.
Raumzuschnitt ist das Problem
Generell ist es nicht einfach, eine geeignete Nutzung für das im Jahr 1900 im Jugendstil gebaute Gebäude zu finden. Grund dafür ist der architektonische Zuschnitt. Der Großteil der Räume ist gerade mal knapp sechs Quadratmeter groß, was daran liegt, dass in ihnen früher Badewannen standen, in denen sich die Mitarbeiter der Württembergischen Cattunmanufaktur (WCM) waschen konnten. Insgesamt verfügt das Badehaus zwar über eine Fläche von rund 740 Quadratmetern auf zwei Stockwerken, doch wirken die meisten Räume eher wie Zellen denn wie Zimmer. Eine Ausnahme bildet ein größerer Raum mit Kuppel an der Nordseite des Gebäudes.
Doch warum lässt sich das Gebäude nicht umbauen und so einfacher einer Nutzung zuführen? „Das gesamte Badehaus steht unter Denkmalschutz und damit ist es nicht möglich, Wände herauszureißen und neue Zuschnitte zu schaffen“, erklärt Profendiener. Insbesondere die Kacheln an den Wänden der Badestuben sind geschützt, auch wenn diese derzeit nicht zu sehen sind, weil sie von einer Holzvertäfelung geschützt werden. Die war während der früheren Nutzungen des Gebäudes angebracht worden. In den vergangenen Jahrzehnten waren hier zeitweise gastronomische Betriebe tätig, später dann wurde das Gebäude als Stripclub und Bordell genutzt, bevor es, allerdings nur sehr kurz, einen Club namens „Sonderbar“ beheimatete. Seit 2012 ist der Bau ungenutzt.
Immer wieder Interessenten
Interesse am Badehaus gab es Profendiener zufolge in der Vergangenheit immer wieder. „Wir hatten Anfragen von Interessenten, die das Badehaus als gastronomischen Betrieb nutzen wollten, aber niemand konnte uns ein schlüssiges Nutzungs- oder ein Finanzierungskonzept unterbreiten.“ Auch habe es vereinzelt Anfragen bezüglich einer Büro-Nutzung gegeben, „weil das Gebäude von außen sehr schön ist. Diese Anfragen hatten sich jedoch erledigt, nachdem die Interessenten die Raumaufteilung gesehen hatten“, so der Geschäftsbereichsleiter. Auch die Idee, das Gebäude jungen Menschen als eine Art Jugendhaus zur Verfügung zu stellen, kann nicht umgesetzt werden: „Alle Instandsetzungsarbeiten müssten mit dem Landesdenkmalamt abgestimmt werden, da kann man nicht so einfach zu den jungen Leuten sagen: ,Macht mal´“, sagt Profendiener.
Und wie soll es nun weitergehen mit dem – von außen – durchaus noch schmucken Gebäude? „Aktuell gibt es von Seiten der Stadtverwaltung keine Überlegungen für eine Nutzung.“ Das müsse nicht bedeuten, dass das Badehaus noch Ewigkeiten im jetzigen Zustand verharrt. „Sollte ein Interessent kommen, der eine gute Idee und das notwendige Kapital hat, um diese umzusetzen, sind wir offen für eine neue Nutzung“, so Profendiener. So lange allerdings wird das historische Gebäude noch leer am Eingang zum Brenzpark wachen.
Historisches Gebäude
Erbaut wurde das Badehaus der Württembergischen Cattunmanufaktur (WCM) im Jahr 1900. Die einzige Stoffdruckerei kümmerte sich vorbildlich um ihre Arbeiter. So stand das "Werkbad" mit seinen 17 Badezimmern allen Mitarbeitern zur Verfügung. Hier wurden wöchentlich etwa 600 Wannen-Einzelbäder und außerdem auf ärztliche Verordnung hin auch medizinische Bäder abgegeben. In dem Gebäude gab es nicht nur kaltes, sondern auch warmes Wasser, sowie Duschen.