Einigung erzielt

Großturbinenhalle: So viele Arbeitsplätze bleiben bei Voith Hydro in Heidenheim erhalten

Nach einigen Verhandlungsrunden steht bei der geplanten Verlagerung von Voith Hydro in Heidenheim nach Österreich ein Kompromiss. Nicht nur die Arbeitgeberseite spricht bei der Einigung von einem „richtigen Schritt“.

Was am Wochenende bei der Kundgebung auf dem Heidenheimer Rathausplatz angedeutet wurde, haben Arbeitgeber und Betriebsrat nun konkretisiert: Bei der geplanten Verlagerung der Fertigung von Voith Hydro nach St. Pölten in Österreich und der Schließung der Fertigung in Heidenheim ist eine Einigung getroffen worden. Das geht aus einer Mitteilung von Unternehmensführung und Betriebsrat am Dienstagnachmittag hervor. Zudem sei ein Eckpunktepapier unterzeichnet worden.

„In erneuten Gesprächen wurde eine gemeinschaftliche Lösung erarbeitet, um eine gewinnbringende Lösung für beide Betriebsparteien herbeizuführen und Voith Hydro in einem anspruchsvollen Marktumfeld zukunftssicher aufzustellen“, ist in der Pressemitteilung von Heidenheims größtem Arbeitgeber zu lesen.

Bis September 2025 soll eine Entscheidung fallen

Das angesprochene Eckpunktepapier sieht demnach Folgendes vor: Die Großturbinenhalle, die 1929 in Betrieb genommen wurde, soll durch eine neu gegründete „erweiterte Serviceeinheit“ genutzt werden. Über die weitere Arbeit im Industriedenkmal soll bis Ende des aktuellen Geschäftsjahres, also bis zum September 2025, entschieden werden – anhand der wirtschaftlichen Entwicklung.

Die wichtigste Nachricht für die Belegschaft: Vorerst sollen 30 Arbeitsplätze in der Großturbinenhalle unter Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen erhalten bleiben. Ein Zukunftsvertrag soll dies bis mindestens Ende September 2025 garantieren.

Wie auf Nachfrage seitens des Betriebsrates erklärt wird, habe die Arbeitgeberseite die Entscheidungen und Planungen gegenüber den Mitarbeitenden verständlich erklärt und habe alle Fragen beantworten können. Die Kompromissbereitschaft seitens der Arbeitgeber habe Anerkennung erfahren.

Interessenausgleich muss noch unterschrieben werden

Die „Fertigung von zukünftigen Projekten wird in St. Pölten durchgeführt“, so die Mitteilung. Und in Heidenheim? Dort soll sich fortan das Servicegeschäft konzentrieren. Dieses soll weiter ausgebaut werden. Die Umsetzung der Vereinbarungen starte nach Abschluss des Interessenausgleichs – geplant zum 1. November 2024.

„Wir begrüßen die Einigung, die aus unserer Sicht die richtigen Schritte beinhaltet, um beide Standorte in Heidenheim und St. Pölten zukunftssicher aufzustellen“, wird Andreas Wellmann, CEO von Voith Hydro zitiert. Wellmann weiter: „Dazu gehören nach unserer festen Überzeugung eine schrittweise Konsolidierung der Fertigungsaktivitäten in St. Pölten sowie konkrete Maßnahmen, um das Servicegeschäft in Heidenheim zu stärken und auszubauen.“

Betriebsrat findet Resultat der Verhandlungen „beachtlich“

„Es ist beachtlich, dass mehr als die Hälfte der Beschäftigten in der Großturbinenhalle weiter machen können, mit einem auf die Zukunft ausgerichteten erweiterten Servicegeschäft im Wachstumsmarkt Wasserkraft“, sagt Alexander Schlotz, Betriebsratsvorsitzender Heidenheim. „Im nächsten Schritt gilt es nun, die in Aussicht gestellten Investitionen zu realisieren.“ Bereits am Wochenende hatte er gesagt: „Wir haben etwas hinbekommen, was vor einigen Wochen nicht denkbar gewesen ist.“

Wellmann und Schlotz betonen, dass mit der Einigung beide Parteien ihren Beitrag zur profitablen Neuausrichtung von Voith Hydro Europa leisten und allen Beteiligten Planungssicherheit geben würden.

Zuletzt ging es um 55 Arbeitsplätze bei Hydro

Die Pläne der Geschäftsleitung, die Fertigung komplett nach St. Pölten zu verlagern, wurden im Februar auf den Tisch gelegt. Damals war von 69 Arbeitsplätzen die Rede, die zur Disposition stehen. „Einige Beschäftigte haben sich zwischenzeitlich anders orientiert. Es ging letztlich um 55 Arbeitsplätze“, so Betriebsratsvorsitzender Alexander Schlotz.

Die Arbeitnehmerseite hatte mit einer Unternehmensberatung zusammengearbeitet, welche die Pläne der Geschäftsführung geprüft und einen Gegenvorschlag dazu erarbeitet hatte. Im August war das Alternativkonzept der Arbeitgeberseite vorgelegt worden, ab dem 2. September gab es Gespräche darüber. Zu einer Einigung kam es allerdings zunächst nicht. Die Arbeitgeberseite hatte den Vorschlag abgelehnt. Seitens des Betriebsrates und der IG Metall war immer betont worden, weiter verhandeln zu wollen – was nun zu einem Ergebnis geführt hat.

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