Günstige Wohnungen und Rufbus: Wenn das nicht gern genommene Geschenke sind
Als ich diese Woche las, dass ein privater Investor hinter dem Heidenheimer IHK-Gebäude 88 Wohnungen bauen will, für die die Miete 40 Prozent günstiger als der Ortsdurchschnitt sein soll, die energetisch hochwertig und obendrein aus nachhaltigen Materialen gebaut werden sollen, konnte ich es erst gar nicht glauben. Es klingt zu gut, um wahr zu sein. Denn wann bekommt eine Gemeinde – und alle Gemeinden haben derzeit das Problem, nicht genug günstigen und zugleich guten Wohnraum zu haben – schon ein solches Geschenk? Man muss es angesichts der Lage auf dem Wohnungsmarkt wirklich so formulieren: Es ist ein Geschenk.
Ja, zu dem Geschenk gehört auch, dass eine große Wiesenfläche zugebaut wird. Aber was ist besser? Den nächsten Ortsrand für ein Baugebiet auszufransen oder doch besser eine Lücke zu füllen, die vorhandene Infrastruktur zu nutzen, Wege kurz zu halten und möglichst vielen Menschen auf einmal eine bezahlbare Wohnmöglichkeit zu bieten? Wenn das so klappt, wie jetzt vorgestellt, wenn es auch noch so schnell geht und schon 2025 die ersten Wohnungen bezogen werden können, dann ist das ein echtes Geschenk für immerhin 88 Heidenheimer Mietparteien.
Ein echtes Geschenk bekommen auch die, die den Gerstetter Rufbus nutzen. Der fährt von Gerstetten über Gussenstadt nach Geislingen. Das Angebot wird nämlich nicht etwa eingestellt wie die zig öffentlich finanzierten Car-Sharing-Versuche landauf landab. Nein, das Rufbus-Angebot wird sogar testweise noch ausgeweitet. Zum einen soll der Bus testweise fix zehn Fahrten pro Tag morgens und abends im Linienverkehr machen. Zum anderen kann man den Bus zusätzlich noch rufen – und zwar bis nachts um 1 Uhr und auch an Wochenenden.
Gemessen an dem, was die Gemeinden Gerstetten, der Landkreis Heidenheim und der Landkreis Göppingen sich das kosten lassen und was der Fahrgast dafür hinlegen muss – nämlich gerade mal ein Deutschlandticket oder 3,10 Euro für die einfache Fahrt - ist das ein sattes Geschenk der öffentlichen Hand. Das muss man so mal ganz deutlich sagen. Das hätten viele Bewohner in anderen Teilen des Landkreises sicher auch gerne. Neid wäre hier allerdings falsch. Stattdessen wären besser: Wertschätzung – und: Inanspruchnahme. Wenn’s nämlich nicht genug nutzen, kann’s auch wieder vorbei sein.
Schönes Wochenende.