Neubebauung in Heidenheim-Schnaitheim

Hagen AG kritisiert Bebauungsplan für Schnaitheim und Vorgehen der Verwaltung

Das Bebauungsplanverfahren für eine Neubebauung im Schnaitheimer Hagen ist einen Schritt weiter. Erneut meldet sich eine Bürgerinitiative zu Wort. Warum sich die Anwohner nicht ernst genommen fühlen und was sie kritisieren.

Hagen AG kritisiert Bebauungsplan für Schnaitheim und Vorgehen der Verwaltung

Auf dem Gelände der ehemaligen Zigarrenfabrik im Schnaitheimer Hagen wird bereits seit Monaten gebaut. Hier errichtet die Stuttgarter Phoenix Living GmbH drei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 54 Wohnungen, zudem entstehen auf dem Gelände sechs Doppelhäuser. Doch die Pläne des Unternehmens gehen noch weiter. Auf der gegenüberliegenden Seite der Fabrikstraße sollen entlang der Bahngleise mehrere große Gebäude entstehen, in Richtung Norden sollen die Häuser dann kleiner werden. Geplant sind insgesamt rund 99 Wohneinheiten, die sich in unterschiedlicher Struktur entlang der Fabrikstraße aufreihen.

Beginnend im Norden mit neun Kettenhäusern, die über einen Wechsel von Zwei- und Dreigeschossigkeit und eine spielerische Anordnung auf den Grundstücken eine aufgelöste und zugleich geschlossene Bebauung ermöglichen, sollen dann im Anschluss Richtung Süden Mehrfamilienwohnhäuser folgen, die durch differenzierte Anordnung und Ausrichtung Wohneinheiten von Ein- bis Vierzimmerwohnungen ermöglichen.

Gebäude bis zu 13 Meter hoch

In der letzten Sitzung des Gemeinderats vor der Sommerpause ging es einmal mehr um die Fortschreibung des Bebauungsplanverfahrens für diesen Bereich. Der Bebauungsplan sieht vor, dass die geplanten Kettenhäuser eine maximale Gebäudehöhe von sechs bis neun Metern aufweisen, die sich anschließenden Mehrfamilienhäuser dürfen demzufolge zwischen zehn und 13 Meter hoch sein.

Initiative beklagt “Monsterbauten”

Nicht zuletzt daran stören sich die Anwohner des Hagen, die eine Bürgerinitiative namens Hagen AG ins Leben gerufen haben, und die verhindern wollen, dass entlang der Bahnlinie „Monsterbauten“ entstehen. Diese Initiative hatte sich auch im Verfahren der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit eingebracht und Bedenken geäußert. Sie betrafen einerseits die Höhe der geplanten Mehrfamilienhäuser, aber auch den Verkehr, da nach Ansicht der Anwohner nicht ausreichend Straßenraum vorhanden ist, um zusätzliche Fahrzeuge von Anwohnern aufzunehmen. Auch stehen nach Ansicht der Initiative nicht ausreichend Parkflächen zur Verfügung, und in Sachen städtebauliche Entwicklung sei die geplante Bebauung eine Verschlechterung.

Verwaltung berücksichtigt Bedenken nicht

Von städtischer Seite werden diese Argumente nicht geteilt: „Den geäußerten Bedenken stehen Argumente der Standortbeurteilung, rechtliche Vorgaben sowie anderweitige öffentliche Belange gegenüber, die höher gewertet werden. Dahingehend finden die geäußerten Bedenken im Rahmen der weiteren Planung keine Berücksichtigung bzw. bewirken keine Änderung der Planung. Die Anzahl der Wohneinheiten wurde bereits im Verlauf des Verfahrens reduziert“, heißt es in der Vorlage für den Gemeinderat.

Das wiederum führt dazu, dass sich die Hagen AG nicht ernst genommen und übergangen fühlt. In einer schriftlichen Stellungnahme der Initiative wird beklagt, dass anderslautende Vorschläge zur Neubebauung „nie in Erwägung gezogen“ worden seien: Man habe sich „für eine Bebauung einsetzen wollen, welche in das Areal passt und für das Wohnviertel und Bewohner ein Gewinn ist. Das war von Seiten der Ämter nicht gewünscht, die Stadträte von CDU/FDP sowie der Freien Wähler waren nicht einmal zu einem Dialog bereit. Das von OB alibiartig verwendete Wort schwebendes Verfahren  (deshalb keine Stellungnahmen seinerseits) hat nun ausgeschwebt und hinterlässt ein bitteres Ergebnis“ heißt es in dem Schreiben.

Vorwürfe an den Gemeinderat

Die Hagen AG habe fristgerecht im Februar 2021 eine gesetzlich vorgesehene Stellungnahme zum Bebauungsplan abgegeben. Diese sei von der Stadtverwaltung bisher unbeantwortet, ebenso wie Schreiben betreffs Zufahrt in die Steigstraße aus der Heidenheimer Straße. „Der unzumutbare Durchgangsverkehr in der Steigstraße wurde nicht in die Abwägungen zum Verkehrsproblem im Wohnviertel Hagen einbezogen“, beklagt die Vereinigung. Generell ist in dem Schreiben mehrfach erwähnt, dass es keinerlei Reaktion von Seiten der Stadtverwaltung oder von Oberbürgermeister Michael Salomo auf die Bedenken gegeben habe. „So bleibt festzustellen, dass vom Gemeinderat über ein so umfassendes und großes Projekt interessen- und teilnahmslos abgestimmt wurde“, so der Vorwurf der Hagen AG.

Der Gemeinderat stimmte in seiner Sitzung bei einer Gegenstimme von DKP-Stadtrat Reinhard Püschel dem Auslegungsbeschluss des Bebauungsplans zu. Im nächsten Schritt erfolgt eine weitere Beteiligung der Öffentlichkeit am Verfahren. Die Planunterlagen werden zu diesem Zweck für die Dauer von mindestens einem Monat öffentlich ausgelegt.

Fläche lag bisher brach

Auf der Westseite der Fabrikstraße in Schnaitheim stand bis vor wenigen Jahren noch die ehemalige Zigarrenfabrik Schaefer. Rauchwaren wurden hier schon lange nicht mehr produziert, doch waren in den Gebäuden unterschiedliche Mieter untergebracht. Die Gebäude wurden abgerissen um hier neue Flächen für Wohnbau zu erhalten, bebaut werden sie derzeit von der Phoenix Living GmbH. Die Fläche, um die es im aktuellen Bebauungsplanverfahren geht, lag bisher brach.

Jetzt einfach weiterlesen
Jetzt einfach weiterlesen mit HZ
- Alle HZ+ Artikel lesen und hören
- Exklusive Bilder und Videos aus der Region
- Volle Flexibilität: monatlich kündbar