Flaute auf dem Bau trübt Stimmung im regionalen Handwerk
Im Landkreis Heidenheim beurteilen 62 Prozent der befragten Betriebe ihre aktuelle Geschäftslage als gut, zehn Prozent bewerten sie als schlecht. 14 Prozent der Betriebe rechnen mit einer Verbesserung in den nächsten Wochen, zehn Prozent gehen von einer Verschlechterung aus. Klaus Liebhaber, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Heidenheim, sagt: „Wer sich für eine handwerkliche Ausbildung interessiert, findet in nahezu jedem Gewerk eine spannende Lehrstelle. Einfach Wunschbetrieb ansprechen, Praktikum machen und so den passenden Ausbildungsberuf entdecken. Die Gelegenheit ist besser denn je.“
Zinswende und gestiegene Preise als Belastung
Die Geschäftslage im gesamten regionalen Handwerk hat sich im zweiten Quartal des laufenden Jahres erwartungsgemäß etwas aufgehellt, obwohl die Zinswende und gestiegene Preise insbesondere die Baubranche belasten. Das teilt die Handwerkskammer Ulm mit und verweist auf ihre aktuelle Konjunkturumfrage. Sieben von zehn Handwerksbetrieben zwischen Ostalb und Bodensee beschreiben demzufolge ihre Geschäftslage als gut. Von einem schlechten Geschäftsverlauf für die Monate April bis Juni sprechen vier Prozent. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren 73 Prozent mit ihrer Geschäftslage zufrieden und sieben Prozent unzufrieden.
Die Erwartungen für die kommenden Monate deuten auf eine Fortsetzung der aktuellen Entwicklung hin: Für das dritte Quartal rechnen 73 Prozent der Befragten im Kammergebiet mit einer gleichbleibenden Geschäftslage. Rund 17 Prozent gehen von einer Verbesserung aus. Zehn Prozent befürchten dagegen, dass sich die Geschäftsaussichten verschlechtern werden. Dazu sagt Joachim Krimmer, Präsident der Handwerkskammer Ulm: „Die Stimmung im regionalen Handwerk zeigt sich zur Jahresmitte gewerkeübergreifend insgesamt solide, trotz weiterhin hoher Inflation und Kaufzurückhaltung der Verbraucher.“
Verbesserte Lage im Kfz-Gewerbe
Die Auftragslage in den regionalen Handwerksbetrieben konnte weitgehend an die Entwicklung aus dem Vorjahresquartal anknüpfen. Jeder dritte Befragte meldete gestiegene Auftragseingänge zwischen April und Juni, jeder fünfte der Befragten berichtet von Auftragseinbußen. Die Auftragslage im Ulmer Kammergebiet lag damit im Landesdurchschnitt. Eine spürbare Verbesserung der Geschäftslage kommt laut Umfrage insbesondere aus dem Ausbau- und Kfz-Gewerbe. Dagegen verzeichneten das Bauhauptgewerbe und das Gesundheitshandwerk eine Verschlechterung.
Die Auftragserwartungen für die kommenden Wochen und Monate haben sich abgeschwächt, die Betriebe blicken weitgehend zurückhaltend in das dritte Quartal 2023. So rechnen knapp 19 Prozent der Befragten mit einem Auftragsplus (Vorjahr: 23 Prozent). Weniger Aufträge in den Monaten Juli, August und September erwarten hingegen 22 Prozent (21 Prozent).
Viele Betriebe planen Einstellungen
Die Zahl der Beschäftigten ist in den vergangenen Monaten leicht zurückgegangen. So haben knapp neun Prozent der Befragten im zweiten Quartal zusätzliches Personal eingestellt (Vorjahr: zwölf Prozent), während 14 Prozent von einem Personalrückgang berichten (Vorjahr: zehn Prozent). In den kommenden Monaten wollen die Handwerksbetriebe ihr Personal aber deutlich aufstocken: Gut 21 Prozent planen, zusätzliche Fachkräfte einzustellen (Vorjahr: 15 Prozent).
Knapp fünf Prozent der Betriebe rechnen damit, dass sie ihre Beschäftigtenzahl verkleinern werden (Vorjahr: acht Prozent). „In unseren Betrieben werden nach wie vor qualifizierte Fachkräfte gebraucht. Für Jugendliche, die eine handwerkliche Lehre beginnen wollen, ist das eine echte Chance. Im Handwerk können sie bei allen wichtigen Zukunftsthemen mit anpacken“, so Krimmer.