Leserbrief

Heidenheim braucht stärkeres Bürgerengagement

Leserbrief zu persönlichen Erwartungen für 2024 und zu den Beiträgen „Verfahren gegen Söhnstetter Hirschbrauerei teilweise eingestellt“ (Ausgabe vom 18. Dezember) sowie „Für Steuerzahler wird es 2024 teurer“ (Ausgabe vom 22. Dezember):

Zwei Beiträge, die man zusammenlegen könnte wie Puzzlesteinchen. Erstens: Der Richter stellt das Verfahren der Stadtverwaltung gegen einen Gastronomen ein, weil man im Heidenheimer Rathaus beim Genehmigungsverfahren gebummelt habe. Zweitens: In der Gemeinderatssitzung schieben sich Gemeinderat und Stadtverwaltung, die eigentlich an einem Strang für Heidenheim ziehen sollten, gegenseitig den Schwarzen Peter zu bei der Frage: Wo könnten im Rathaus Kosten gesenkt werden? Stattdessen erhöhen sie die Steuern, damit alles so weitergehen kann wie bisher – auch wenn das keine Zukunft haben kann.

Daraus leite ich meine Vorhersagen für 2024 ab. Gemeinderat und Stadtverwaltung zeigen, was sie gemeinsam bewirken können. Dafür gebührt allen ein Dankeschön, die daran noch mitzuwirken bereit sind. Um aktuelle und zukünftige Herausforderungen zu gestalten, reicht das nicht aus. Nicht nur Genehmigungsverfahren für die Gastronomie werden zäh bleiben, egal wie wohlfeil die Imagekampagnen sind.

Im Sommer 2024 wählen die Menschen in Heidenheim einen neuen Gemeinderat. Die Kandidatenlisten werden im Frühjahr aufgestellt. Wenn sie gutwillig sind, stellen sich auch Menschen zur Wahl, die bisher lediglich meckern. Ich vermute, dass das wenige sind, was ich freilich gut verstehen kann. Umso dankbarer bin ich jenen, die sich zur Wahl stellen. Sie werden im nächsten Gemeinderat ihr Bestes geben.

Die Wahlbeteiligung bei der Gemeinderatswahl könnte im Juni höher liegen als in den Vorjahren, weil sich weitere Kandidierenden-Listen zur Wahl stellen könnten. Was das dem nächsten Gemeinderat bringt, steht auf einem anderen Blatt.

Ich erwarte, dass alle Parteien weniger Stimmen bekommen und die Freien Wähler (die ja keine Partei sind) mehr Stimmen erhalten. Das kann dem Gemeinderat und damit auch der Stadtverwaltung guttun, weil Weiterwurschteln keine Lösung ist. Die Freien Wähler habe ich in der Haushaltsdebatte als mutig und konstruktiv erlebt. Und ich erwarte, dass Menschen erkennen, dass ihnen das „bekannte Unglück“ in Heidenheim zwar Sicherheit gibt, dass es jedoch den Mut zum „unbekannten Glück“ braucht.

Von Stadtverwaltung und Gemeinderat in Zukunft mehr zu erwarten als sie heute liefern, dürfte sich als fruchtlos erweisen. Stattdessen werden Menschen selbst beitragen, den Heidenheimer Karren aus dem Dreck zu bekommen: Bürgerengagement, Bürgerinitiativen, Bürgergenossenschaft. Unabhängig von bisherigen Platzhirschen.
Jens Flammann, Heidenheim