Band "Mayu/Fluss"

Musiker Diego Carabajal: "Heidenheim soll auf den Tischen tanzen"

Der gebürtige Argentinier Diego Carabajal hat sich mit seiner Band "Mayu/Fluss" vorgenommen, südamerikanisches Feuer auf der Ostalb zu etablieren. Wie ihm das gelingen soll, und warum ihn Fans nach Konzerten manchmal nicht erkennen.

Musiker Diego Carabajal: "Heidenheim soll auf den Tischen tanzen"

Es gab schon Musiker, die sich kleinere Ziele gesetzt haben: „In jeder Show müssen die Leute auf den Tischen tanzen“, sagte der Heidenheimer Diego Carabajal. Die Energie, die er auf der Bühne freisetzt und überträgt, bringt er auch in Gespräche mit. Man spürt, wie Carabajal für die Musik brennt. Sein Motto „Gas gebbä!“ ist in Teilen der Heidenheimer Szene so etwas wie ein geflügeltes Wort.

Der Heidenheimer bewegt zwischen Metal und Oper

Musikalisch ist der 42-Jährige dabei gar nicht so leicht zu verorten: Seit vielen Jahren ist er Sänger der Heidenheimer Metal-Band „Need2Destroy“, mit „Hot Rod Mayhem“ hat er einige Zeit lang räudigen Thrash gespielt, zusammen mit Jan Nowak nahm er den Song „Ultra Divo“ auf und stellte im Video eine Frau dar. Die Vielfalt ist kaum verwunderlich, denn schon in Argentinien, wo Carabajal geboren wurde, spielte er viel Theater und sang an der Oper. Was noch fehlte? „Ich wollte immer ein Projekt mit Latino-Musik machen“, sagt er. Daraus entstand „Mayu/Fluss“.

„Mayu“ bedeutet im Dialekt seiner Heimatregion „Fluss“, das Wort bildet eine Verbindung zu einem Stadtteil der nordargentinischen Provinzhauptstadt Santiago del Estero, in dem Carabajal aufgewachsen ist und wo er musikalisch sozialisiert wurde. Mitreißender Rhythmus hat sich für immer in sein musikalisches Empfinden eingebrannt.

Handy weg und tanzen!

Diego Carabajal, Musiker

Mit „Mayu/Fluss“ ist es sein Wunsch, südamerikanisches Feuer auf der Ostalb zu verankern. „Wir haben im Leben selten gute Momente – Krieg, Inflation, Stress“, sagt er, sein Projekt sei der Versuch, die Menschen all das vergessen zu lassen. Sein Motto: „Handy weg und tanzen!“

„Ich liebe Musik in jeder Form“, sagt Carabajal. In jedem Land, das er besucht, interessiert er sich für die Volksmusik, versucht, tief in Klänge und Traditionen einzutauchen. „Jede Art von Musik transportiert andere Gefühle“, glaubt er. „Niemand hört nur Metal“, sagt er und ist überzeugt, mit „Mayu/Fluss“ auch die Hüften eingefleischter Headbanger zu lockern.

Vor einigen Jahren bei einer Giengener Musiknacht: Diego Carabajal mit “Mayu/Fluss”. Sabrina Balzer

Vor 13 Jahren kam der Argentinier nach Heidenheim. Die Liebe führte ihn her. „Ich kam mit null Deutsch an“, erinnert er sich. Als erstes meldete er sich damals für einen Deutschkurs an. Bei einer Firma für Flüssigkristallanzeigen fand er eine Stelle, nebenbei bändelte er aber auch wieder musikalisch an. Ein Nachbar war Metal-Fan, sie fuhren zusammen zu einem Konzert von „Need2Destroy“ im Heuchlinger „Schlicker“, und weil er eh Bands wie „Slipknot“ oder „Tool“ möge, gefiel ihm die Heidenheimer Band. Bald gehörte er als Sänger dazu.

Der Hang zum Theater, den er in der Heimat schon entwickelte, kommt hier zum Tragen. „Ich habe in der Band verschiedene Charaktere“, sagt er. Er schminkt sich oft, trägt unterschiedliche Bühnenklamotten, manchmal überschüttet er sich auch mit Kunstblut. Er sei bei diesen Konzerten mit „Need2Destroy“ sehr auf sich fokussiert, manchmal würden ihn Besucher hinterher kaum erkennen. Im Theater sei er immer „der Liebe“ gewesen, heute lebt er als Metal-Sänger seine dunkle Seite aus.

Ein Konzert vom “Mayu/Fluss” kann locker drei Stunden gehen

„Mayu/Fluss“ hat einen anderen Ansatz. Das Theatralische tritt in den Hintergrund, Carabajal will mit seinem Projekt vielmehr die Menschen dazu bringen, sich auszudrücken. Stichwort: auf dem Tisch tanzen. Viele der Stücke stammen aus eigener Feder, inhaltlich gehe es ausschließlich um die Liebe. Die Band latinisiert aber auch Rock- und Metal-Songs und setzt sie mittels Rumba oder Ska rhythmisch neu zusammen. Ein Konzert gehe gerne mal über drei Stunden

Über die vergangenen zehn Jahre hinweg spielten viele Musiker mit. Aktuell gehören Percussionist Armin Spengler und Bassist Ottmar Bauschatz zur Band. „Das funktioniert nur mit Musikern, die Latino-Musik auch lieben“, sagt er.  „Wir hatten bislang ein gutes Jahr“, sagt Carabajal. Es gab Auftritte in München, Augsburg, Ravensburg und Ulm. Für nächstes Jahr gibt es eine Einladung nach Spanien, in Kroatien würden sie gerne auch einmal auftreten.

Ein Leben ohne Musik kann sich Diego Carabajal gar nicht vorstellen. „Als Kind wollte ich Schlagzeuger werden“, erzählt er. Sein Idol war Stewart Copeland von „The Police“. „Ich habe zu Hause alle Töpfe kaputt gehauen“, sagt er und lacht. Zu Hause sei er „24 Stunden am Tag“ von Musik umgeben gewesen. Das habe ihn auch immer wieder mit anderen, neuen Stilen in Kontakt gebracht. Mit 15 oder 16 wollte er dann Sänger werden. Und das ist heute mehr als nur ein Hobby für ihn: Natürlich singt er beim Autofahren, auch wenn er zum Laufen ins Eselsburger Tal geht, singt er munter. „Manchmal applaudieren mir die Leute da“, sagt er lachend.

„Von der Musik zu leben, wäre natürlich ein Traum“, sagt Carabajal. Das sei aber nicht sein Ziel, er mache Musik „für das Gefühl“, als Hobby zum Stressabbau. Einen großen Wunsch hat er aber dennoch: Einmal mit „Mayu/Fluss“ beim FCH zu spielen. „Gebt uns die Chance, dann geben wir euch die Party!“, verspricht er.

Das nächste Konzert von “Mayu/Fluss”

Der nächste Auftritt wird in einem kleineren Rahmen sein: Am Samstag, 22. Juli, tritt „Mayu/Fluss“ ab 19 Uhr im Heidenheimer Bistro im Zollamt auf.