Ohne Kontroversen geht es nicht, wenn um die Zukunft des Elmar-Doch-Hauses verhandelt wird. Diesmal ging es im Gemeinderat darum, grünes Licht für die europaweite Ausschreibung nach einem Gastronomen zu geben. Schlussendlich stimmten 20 Stadträte für die Ausschreibung und die damit verbundenen Kriterien für die Bewerber, neun Stadträte votierten dagegen.
Obwohl der Gemeinderat im Juli schon entschieden hatte, dass Heidenheims historisches Rathaus im Herzen der Stadt eine Gastronomie werden soll, fuhren die Gegner am Dienstag noch einmal mit ihren Argumenten auf, wobei vor allem die Kosten und das Risiko im Vordergrund standen. Oberbürgermeister Michael Salomo warb vielfach um Verständnis für seine Idee der Stadtentwicklung. Es würden 50 Millionen Euro in Rathaussanierung und Straßenbeläge gesteckt. Jetzt dürfe man nicht die zusätzlichen zwei Millionen Euro scheuen, um etwas zum Nutzen für alle Bürger zu schaffen, nämlich eine Gastronomie im Elmar-Doch-Haus, von der er sich Auswirkungen auf die Struktur der Innenstadt verspricht. „Lasst uns das gut zu Ende bringen und nicht an drei Steckdosen in der Küche sparen.“
Die europaweite Suche beginnt jetzt
Um Verfahrensfehler zu vermeiden, hat die Stadt den Fachanwalt Dr. Stefan Meßmer von der Stuttgarter Kanzlei Baker Tilly dem Gemeinderat eingeschaltet, der ein zweistufiges Verfahren vorgeschlagen hatte. Im Gemeinderat erklärte er, wie es nun weitergeht. Bis Ende Januar können Bewerber ihre Teilnahme beantragen. Davon werden drei bis fünf ausgewählt, mit denen es dann in einer zweiten Stufe in die Detailverhandlungen geht. Wer der künftige Wirt des Elmar-Doch-Hauses wird, entscheidet der Gemeinderat vor oder spätestens nach der Sommerpause.
Das verlangt die Stadt Heidenheim vom künftigen Pächter
Die Bewerber müssen eine Umsatzerklärung ihrer vergangenen beiden Geschäftsjahre abgeben, pro Geschäftsjahr muss der Umsatz mindestens 400.000 Euro betragen haben. Um sicherzugehen, dass der Bewerber das Gastronomiegeschäft beherrscht, muss er Referenzen vorweisen über Leistungen der vergangenen zwei Jahre.
Entscheidend sein wird jedoch laut Meßmer das Gastronomiekonzept, das in der Bewertung das meiste Gewicht haben wird. Dabei gehe es um Alleinstellungsmerkmale des Gastro-Angebots, dessen Schlüssigkeit, um Sonderthemen und Nachhaltigkeit. Angesprochen werden müsse damit ein möglichst breites Publikum. Auf Nachfrage aus dem Gremium versicherte der Fachmann, dass ein Tanzlokal, eine Eventlocation sowie extrem hochpreisige Gastronomie ausgeschlossen seien. Auch Fast-Food-Ketten könne man ausschließen.
Das erwartet die Stadt Heidenheim an Pachteinnahmen
Die Höhe der Pacht steht bei den Auswahlkriterien an zweiter Stelle. Als Mindestpacht schlägt die Stadtverwaltung einen Quadratmeterpreis von 17,50 Euro vor, was bei 627 Quadratmetern Fläche eine Monatspacht von 10.970 Euro bedeute. Dies entspreche vergleichbaren Pachtbeträgen auf dem Markt. Allerdings müsse der Bewerber eine höhere Pacht bieten, um bei den Zuschlagskriterien zu punkten, so Meßmer. Die zwei Millionen Euro, die die Stadt an Mehrausgaben in die Hand nehmen muss für den Umbau in eine Gastronomie statt eines Verwaltungsgebäudes, werde man allein durch die Pachteinnahmen wieder einnehmen, so der Hinweis von Ralf Willuth (Freie Wähler)
Pachtdauer und Außenbewirtung
Der ausgewählte Gastronom pachtet das Erdgeschoss und den ersten Stock des Obergeschosses für zunächst zehn Jahre und hat eine Verlängerungsmöglichkeit von fünf Jahren. Danach besteht die Aussicht, die Pacht um weitere drei Jahre zu verlängern. Die Stadt hat das angrenzende Sonnleitner-Gebäude erworben und will es abreißen, um einen neuen Platz zu schaffen. Dieser wird nicht automatisch mit angemietet, sondern es besteht die Möglichkeit einer Außenbewirtung über Sondernutzung. Der Haken: Das kleine Wäschegeschäft, das unmittelbar zum Sonnleitner-Gebäude gehört, gehört der Stadt nicht. Ohne das funktioniert der Abriss allerdings nicht und es kann auch kein Platz entstehen.
Wann wird die Gastronomie eröffnet?
Wenn alles gut läuft, kann laut Meßmer mit einer Inbetriebnahme im Dezember 2027 gerechnet werden. In der Ausschreibung ist der Februar 2028 als Eröffnungstermin ausgewählt. Vier Jahre also heißt es noch zu warten.
Umbaukosten und Schadenersatz
Wie hoch die Umbaukosten sein werden, kann im Moment nur annähernd geschätzt werden. Zehn Millionen Euro werden genannt. Zuerst müssten die Vertragsverhandlungen mit dem künftigen Pächter geführt werden, sagte Oberbürgermeister Michael Salomo. Dann wisse man, was die Stadt in den Umbau investieren müsse und was der Gastronom übernehme. Sicher ist laut Fachmann Meßmer jedoch, dass die bestehenden Verträge zum Umbau in ein Verwaltungsgebäude mit den Architekten und Fachplanern aufgelöst werden müssten.
Der ursprüngliche Plan war, dass Teile der Rathausverwaltung ins Elmar-Doch-Haus ziehen. OB Salomo hatte den laufenden Umbau im Sommer 2021 gestoppt. Da für die Gastronomie andere Anforderungen bestünden, müsse noch einmal neu geplant werden. Die eventuellen Schadenersatzansprüche plus die Kostensteigerungen lägen nach derzeitigem Stand bei 1,18 Millionen Euro.