Abschied von X (ehemals Twitter): Die Stadt Heidenheim hat vergangene Woche beschlossen, ihre Kommunikation nicht mehr über die Social-Media-Plattform X zu führen. Die Stadtverwaltung geht damit einen Weg, den bereits auch andere Kommunen wie Mainz, Augsburg oder Chemnitz gegangen sind. In Heidenheim wird die Entscheidung damit begründet, dass die Plattform zunehmend von Hasskommentaren, Desinformation und extremen Inhalten geprägt sei. Erst vergangene Woche hatte auch der Präsident des Deutschen Landkreistages, Dr. Achim Brötel, empfohlen, dass öffentliche Verwaltungen prüfen sollten, ob sie weiterhin soziale Netzwerke nutzen wollen. Die Stadt Heidenheim betont jedoch, dass ihre Entscheidung unabhängig von dieser Empfehlung getroffen wurde.
Christoph Steeger von der städtischen Pressestelle erklärt: „Die Entscheidung basiert auf einer intensiven Diskussion über Desinformation, Hasskommentare und die zunehmende Verbreitung rechtsextremer und populistischer Inhalte auf X. Auch Hochschulen, Gewerkschaften und Unternehmen haben in letzter Zeit ähnliche Schritte unternommen.“ Maja Jochem, Pressesprecherin der Stadt, ergänzt: „Wir sind uns der Problematik auf sozialen Plattformen bewusst und legen großen Wert auf verantwortungsvolles Handeln in der digitalen Kommunikation.“ Die Entscheidung, die Aktivitäten auf X einzustellen, sei aus der Notwendigkeit heraus getroffen worden, sich gegen die zunehmend toxischen Entwicklungen auf dieser Plattform zu stellen.
Verantwortungsvolle Kommunikation im digitalen Raum
Ein weiterer Grund sei der hohe Moderationsaufwand gewesen. „Das kontinuierliche Überwachen und Eingreifen bei problematischen Inhalten war auf X immer schwieriger geworden, da die Plattform zunehmend von Trollen und extremen Meinungen geprägt wurde“, sagt Jochem. Der Stellenwert von X habe in der städtischen Kommunikation obendrein eine untergeordnete Rolle gespielt.
Trotz des Rückzugs von X betont die Stadt, dass sie weiter auf transparente Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern setze, auch digital. So wolle man künftig verstärkt über die städtische Webseite, aber auch weiter über soziale Netzwerke wie Instagram, Facebook und Tiktok kommunizieren. „Wir bleiben auf relevanten Plattformen präsent und engagieren uns dort, wo die Interaktion am effektivsten und sinnvollsten ist“, so Jochem. Deshalb hat sich die Stadt entschieden, den Fokus auf Plattformen wie Tiktok zu legen, die keinen übermäßigen Moderationsaufwand erfordern.
Aktive Kommunikation auf anderen Plattformen trotz Rückzug
Die Entscheidung, auf der ebenfalls umstrittenen App Tiktok präsent zu bleiben, begründet die Verwaltung damit, dass sie dort „wichtige und diverse Zielgruppen erreicht“. Jochem dazu: „Wir sind überzeugt, dort sinnvoll und verantwortungsbewusst mit unserer Community in Dialog treten zu können.“ Außerdem sei der Stadtverwaltung die Bürgernähe zur jungen Zielgruppe wichtig.
Nach eigenen Angaben erreicht die städtische Kommunikation über Facebook monatlich etwa 100.000 Aufrufe und hat rund 10.600 Abonnenten. Auf Instagram sei die Zahl mit etwa 150.000 monatlichen Klicks und knapp 12.600 Followern noch höher. TikTok habe zwar eine kleinere Reichweite von rund 6.000 monatlichen Aufrufen, jedoch habe man auch dort 5.988 Abonnenten. Die größte Nutzergruppe auf allen Plattformen bildet dabei nach Angaben der Stadt die Altersgruppe zwischen 35 und 45 Jahren.
„Biotope der Respektlosigkeit“
In einem Interview mit der Funke Mediengruppe erklärte der Präsident des Deutschen Landkreistages, Dr. Achim Brötel, am 26./27. Januar 2025, dass die sozialen Plattformen zunehmend zu „Biotopen der Respektlosigkeit“ geworden seien.
„Die gesellschaftliche Stimmung ist momentan schon aufgeheizt. Vor allem in den sozialen Netzwerken sinkt das Niveau im Umgangston immer weiter. Sie sind inzwischen vielfach Biotope der Respektlosigkeit geworden. Wir sollten uns als öffentliche Verwaltungen deshalb ernsthaft überlegen, ob wir solche Plattformen künftig überhaupt noch bespielen wollen“, so Dr. Achim Brötel.