Dem Heidenheimer Klinikum droht im laufenden Jahr ein finanzieller Verlust von fast zehn Millionen Euro. Diese Hochrechnung stellte Klinikgeschäftsführer Dr. Dennis Göbel am Montag im Kreistag vor. Abgeleitet ist das Minus von prognostizierten 9,8 Millionen Euro aus den Zahlen der Monate Januar und Februar.
Die Zahlen sind ernüchternd.
Dr. Dennis Göbel, Klinikgeschäftsführer
„Geplant wurde mit den Fallzahlen von 2019“, erläuterte Göbel. Jedoch zeige sich, dass die Zahl der Patienten von vor der Pandemie nicht mehr erreicht werde. So gehe es 80 Prozent der Kliniken in Deutschland, sagte der Klinikgeschäftsführer: „Die Zahlen sind ernüchternd.“ Während das Geld auf der Einnahmenseite fehle, würden die Ausgaben steigen. Bei den Personalkosten seien dies zwischen acht und zehn Prozent mehr, die von den Krankenkassen nicht gegenfinanziert würden, so Göbel.
Schon seit Jahren rote Zahlen
Das Heidenheimer Klinikum schreibt schon seit Jahren rote Zahlen. Der finanzielle Verlust wird vom Landkreis, der Träger der Einrichtung ist, ausgeglichen. 2021 waren es 1,6 Millionen Euro, die der Landkreis zuschießen musste, und dies war der beste Jahresabschluss seit Jahren: 2020 fehlten 2,64 Millionen Euro, 2019 sogar 6,35 Millionen Euro. Auch die Hochrechnung fürs zurückliegende Jahr 2023 sieht nicht gut aus: Das Ergebnis liegt voraussichtlich bei einem Verlust von rund 7,7 Millionen Euro. Für 2024 hatte man mit einem Minus von 4,7 Millionen Euro gerechnet, jedoch zeichnet sich jetzt schon ab, dass der Verlust wohl fast doppelt so hoch werden wird.
Dem Vortrag von Göbel schloss sich eine Diskussion im Kreistag an, bei dem es um die Frage der Verantwortung für die schlechte finanzielle Situation ging. Während Fraktionschef Bernhard Ilg (CDU) davon sprach, dass „vom Land und vom Bund nichts Wegweisendes“ komme, beklagte Geschäftsführer Göbel die fehlende Planungssicherheit: „Alle 14 Tage wird ein neues Konzept für die Klinikfinanzierung diskutiert.“ Von den Kliniken werde „die Quadratur des Kreises“ verlangt, während Gesundheitsminister Karl Lauterbach 25 Prozent der Kliniken „in die Knie zwingen“ wolle.
Kreisrat Andreas Stoch (SPD), der gleichzeitig Landtagsabgeordneter ist, warb hingegen um Verständnis: „Auf anderen politischen Ebenen muss man auch schauen, wie man die vorhandenen finanziellen Mittel sinnvoll verteilt“, so Stoch. Die Krankenhausreform sei zwingend notwendig. Wichtig sei, dass Heidenheim einen guten Platz in der neuen Kliniklandschaft finde.
Strategieprozess angekündigt
Matthias Kraut, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, bekannte, dass auch seine Fraktion die Finanzierbarkeit des Klinikums umtreibe. „Wir möchten nicht darüber diskutieren, Leistungen zu kürzen“, so Kraut. Margit Stumpp, Fraktionsvorsitzende der Grünen, sagte: „Wir brauchen das Klinikum“. Sie betone, dass ein realistischer Blick wichtig sei: „Wir müssen immer wieder austarieren, wohin das Klinikum sich entwickelt und wie wir das finanziell stemmen.“ Landrat Peter Polta bekannte, dass auch er und Kämmerer Jürgen Eisele die Sorge um die Klinikfinanzen teile. Er kündigte einen Strategieprozess an, der zeigen soll, „was wir uns noch leisten können.“
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