Finanznot

Heidenheimer Klinikum rutscht immer tiefer ins finanzielle Minus

Das wirtschaftliche Ergebnis des Heidenheimer Klinikums bereitet dem Kreistag Sorgen. Das Jahresergebnis 2023 ist tiefrot. Eine Entspannung ist für 2024 nicht in Sicht, im Gegenteil. Wie geht es weiter?

Der Landkreis Heidenheim ist mit dem Klinikum Heidenheim für die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung zuständig. Doch das wird angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung des Klinikbetriebs eine immer größere Herausforderung. Kreiskämmerer Jürgen Eisele trug dem Kreistag - der letztmals nach der Kommunalwahl in der alten Besetzung zusammentrat - das Jahresergebnis vor: Das Defizit des Heidenheimer Klinikums hat sich verdoppelt. Es betrug im vorigen Jahr rund 6,54 Millionen Euro und hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr um 3,32 Millionen Euro verschlechtert. Und das bei einer Bilanzsumme von 277,6 Millionen Euro.

Wie kann das Defizit ausgeglichen werden? Das Klinikum greift laut Eisele in die Kapitalrücklage, die dadurch jedoch immer dünner wird. Das Eigenkapital betrug zum Jahresende 2023 – den Verlustvortrag bereits eingerechnet – 5,44 Millionen Euro. Im Vorjahr war das Finanzpolster noch 10,56 Millionen Euro dick. „Das zehrt sich damit deutlich auf“, so Eisele.

Klinikfinanzierung: Was für 2024 auf den Landkreis Heidenheim zukommt

Sorgen macht das deshalb, weil sich die finanzielle Situation im laufenden Jahr weiter verschlechtert. Für 2024 wird laut Eisele mit einem prognostizierten Jahresverlust von 9,8 Millionen Euro gerechnet. Um das Klinikum zu stützen, bereitete der Kämmerer den Kreistag schon jetzt auf die Bereitstellung von weiteren Geldern durch den Landkreis Heidenheim vor. Schon 2023 beschloss der Kreistag, die Kapitalrücklage des Klinikums mit 1,4 Millionen Euro aufzufüllen. Ebenso gab der Landkreis einen Zins- und Tilgungszuschuss in Höhe von 650.000 Euro.

Noch profitiere der Landkreis von seinen guten Jahresabschlüssen der früheren Jahre, um diese Verluste finanzieren zu können, so der Kämmerer. Doch auch dieser Puffer schmilzt. Eisele sprach davon, dass der Landkreis nun alle rechtlichen Mittel prüfen müsse, um das Eigenkapital des Klinikums auskömmlich zu stabilisieren. Auch in der Vorlage für den Kreistag wird gewarnt: „Kurzfristig wird die im Haushalt 2024 eingeplante Eigenkapitalaufstockung nicht ausreichen, um die zu erwartenden Verluste auszugleichen.“ Deshalb wird der neue Kreistag neue Beschlüsse fassen müssen.

Ursache für die Finanznot vor Ort in Heidenheim

„Bund und Land setzen meiner Einschätzung nach auf eine kalte Marktbereinigung“, sagt Eisele und prognostiziert, dass der Landkreishaushalt das Defizit auf längere Sicht nicht ausgleichen könne. „Auch unser Klinikum wird sich in der veränderten Krankenhauslandschaft positionieren müssen und in den nächsten Jahren passende Lösungen anbieten, sowohl für Patienten als auch für diese drastisch steigenden Verluste.“

Wie diese Strategie aussehen soll, dazu soll es im Herbst Antworten geben. Die finanziell schlechte Entwicklung im Klinikum, so die Anmerkung von Landrat Peter Polta, bereite Sorgen, sei jedoch nicht hausgemacht. Der Landkreis hat sich bereits externe, fachliche Hilfe geholt. Erste Lösungen sollen bei der Klausurtagung des Kreistags vorstellt werden.

Sinkende Patientenzahlen im Heidenheimer Klinikum

Zu kämpfen hat das Klinikum Heidenheim auf längere Sicht mit sinkenden Patientenzahlen, wobei im vorigen Jahr sich dieser Trend abschwächte. Mit 19.886 Patientinnen und Patienten ist die Zahl der stationären Fälle 2023 um 42 leicht gesunken. Allerdings ist die Patientenzahl weit von früheren Zahlen entfernt. Im Jahr 2019, dem letzten Jahr vor der Corona-Pandemie, lag die Zahl der stationären Fälle bei 22.500.

5,5 Tage: So lange dauerte im Durchschnitt die Behandlung von Patientinnen und Patienten im Heidenheimer Klinikum im Jahr 2023. Damit stieg die Verweildauer im Vergleich zum Vorjahr leicht an. 5,3 Tage betrug 2022 dieser Durchschnittswert.

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