Heidenheimer Musical-Profi Stefan Tolnai ergattert zwei Rollen in Tina – Das Tina-Turner-Musical

Sie herrschte über die Donnerkuppel, blickte ins goldene Auge und fragte uns, was das alles bitteschön mit Liebe zu tun hat: Tina Turners Erfolgsgeschichte umspannte sechs Jahrzehnte, ehe die Sängerin im Mai dieses Jahres verstarb. In den Herzen zahlloser Fans lebt Turner weiter, in den Herzen, und auf der Bühne. Seit März steht im Stuttgarter Stage-Apollo-Theater mit Tina – Das Tina-Turne-Musical die Lebensgeschichte des Rockstars auf dem Programm. Einer, der diese Biografie bald miterzählen wird, ist der Heidenheimer Musical-Darsteller Stefan Tolnai.

Ab 30. Januar 2024 schlüpft Tolnai gleich in zwei Rollen im Tina-Musical: zum einen in die Figur John Carpenter in der Erstbesetzung und zum anderen in die des Phil Spector als Cover – allgemein eher als Zweitbesetzung bekannt. „Beides sind Schauspielrollen. Ich werde also auf der Bühne nicht solistisch singen, sondern nur im Ensemble“, erläutert Tolnai.

Die Absagen waren zu diesem Zeitpunkt schon raus. Ich saß dementsprechend auf heißen Kohlen.

Stefan Tolnai, Musical-Darsteller

Ursprünglich hatte sich der Heidenheimer auf die Rolle des Musikproduzenten Spector beworben. Nach einer ersten Castingrunde in Hamburg und dem Finale in Stuttgart, wo die Kandidaten ihr schauspielerisches wie tänzerisches Können unter Beweis stellen mussten, bekam Tolnai einen Anruf. „Die Absagen waren zu diesem Zeitpunkt schon raus. Ich saß dementsprechend auf heißen Kohlen“, erzählt der Musical-Darsteller.

Kurz darauf durfte er sich gleich über eine doppelte Zusage freuen. Zwischen zwei Rollen zu alternieren, ist laut Tolnai zwar nicht unbedingt Standard, aber auch nicht ungewöhnlich. Gerade bei Besetzungs-Engpässen oder Krankheitsfällen sei Flexibilität gefragt. Für Tolnai selbst ist die Doppelrolle eine Premiere – zumal beide Charaktere gegensätzlicher nicht sein können.

Doppelrolle für Stefan Tolnai im Tina-Turner-Musical

Während Plattenproduzent John Carpenter im Musical wenig Vertrauen in Tina Turners Solokarriere hat, ist Phil Spector Feuer und Flamme für die Soul-Diva. „Spector ist ein kranker Typ, sehr impulsiv und abgedreht“, erzählt Tolnai. Ihn zu mimen, ohne dabei selber lachen zu müssen, sei mitunter eine Herausforderung.

Herausfordernd wird auch die Lebensumstellung sein, die so eine Musical-Verpflichtung mit sich bringt. Acht Shows pro Woche stehen für Stefan Tolnai ab Ende Januar an. „Dafür muss man zwangsläufig sein Leben anders organisieren und sich beispielsweise fit halten.“ Freunde und Familie? Die wird Tolnai 2024 seltener sehen als bisher. „Trotzdem bin ich total dankbar für die Chance und das Vertrauen und freue mich, endlich wieder auf die große Bühne zurückzukehren.“

Die Pandemie hat bei Tolnai wie bei so vielen seiner Musical-Kolleginnen und -Kollegen Spuren hinterlassen. Für Engagements gab es innerhalb der Branche noch nie einen Garanten – Musical-Profis erhalten deutlich mehr Ab- als Zusagen. So richtig erholt hat sich die Musical-Szene von Corona noch nicht. Die vergangenen zwei Jahre habe er hart an seinem Bühnen-Comeback gearbeitet, berichtet Tolnai. Gesangs- und Tanzunterricht, diverse Workshops – der Heidenheimer hat die auftrittfreie Zeit genutzt.

Trotz seines Engagements bei „Tina“ wolle Tolnai auch weiterhin etwa beim Rettungsdienst und bei seiner eigenen Agentur für Künstlervermittlung tätig sein. Beide hatten sich während den Hochphasen der Pandemie als bewährte zusätzliche Standbeine offenbart.

Tina-Turner-Musical läuft noch bis 15. September 2024

Die kommenden Wochen wird Stefan Tolnai primär mit Proben beschäftigt sein. Insgesamt etwa sechs Wochen stehen dem neuen Cast dafür zur Verfügung, ehe er Ende Januar den bisherigen „Tina“-Cast ablöst. Das Musical läuft in Stuttgart noch bis September nächsten Jahres. Solange wird Tolnai Teil des Ensembles und somit auch Teil der Abschlussshow sein.

„Im SI-Center in Stuttgart auftreten zu dürfen, damit erfüllt sich ein Kindheitstraum von mir“, freut sich Tolnai. Als Kind habe er dort die Musicals "Miss Saigon" und "Die Schöne und das Biest“ besucht und den Entschluss gefasst, dort eines Tages selbst auf der Bühne zu stehen. „Damit schließt sich ein Kreis. Das ist etwas sehr Besonderes für mich.“