Die Tafel in Heidenheim: Mehr Platz, mehr Bedürftige, mehr Herausforderungen
Nur einen Katzensprung von der alten Wirkungsstätte entfernt hat der Heidenheimer Tafelladen auf der gegenüberliegenden Seite der Wilhelmstraße sein neues Domizil gefunden. Die beengten Verhältnisse sind damit Geschichte, ebenso jedoch auch der kurze, prägnante Name W52, der an die Adresse angelehnt war. „Heidenheimer Tafel“ lautet der neue Name, der auf der Schaufensterscheibe am Eckgebäude Wilhelmstraße 49 in großen Lettern samt Logo zu lesen ist. Früher war hier einst eine Videothek. Grund des Umzugs war laut Caritas-Sprecherin Anita Knauß eine Änderung der Besitzverhältnisse. Dass gleich gegenüber ein neues Ladenlokal gefunden wurde, habe den Umzug erleichtert. Nur wenige Tage musste die Tafel geschlossen bleiben. Der neue Laden sei aber auch deshalb ein Glücksfall, weil er mehr Platz biete. Die Lebensmittel-Regale, die Backwaren-Theke und die Secondhand-Angebote unter dem Namen Fairkauf können nun besser präsentiert werden, erzählt Knauß. Im alten Laden ging es teils schon sehr eng zu.
Geflüchtete aus der Ukraine erhöhen die Kundenzahl
Mehr Kundschaft bei gleichzeitig weniger Spenden – an dieser Lage hat sich laut Knauß aber auch am neuen Standort nichts geändert. Denn die aktuelle Weltlage macht sich beim Tafelladen weiterhin bemerkbar. Weil viele Lebensmittel in den Supermärkten teurer geworden sind, kommen mehr Menschen zum Einkaufen. Zudem habe der Krieg in der Ukraine einen Zustrom an Geflüchteten im Tafelladen geschaffen.
Mehl, Zucker, Milchprodukte: Diese Waren sind Mangelware
Auf der anderen Seite gehen nicht mehr so viele Spenden ein. „Die Händler kalkulieren besser“, berichtet Knauß, weshalb nicht mehr so viele Lebensmittel aussortiert würden. Auffällig sei, dass Waren rund um die Kühltheke oftmals Mangelware seien. Molkereiprodukte wie Joghurt, Milch und Quark gebe es deutlich weniger. Schon immer spärlich war das Angebot bei den Produkten mit langem Mindesthaltbarkeitsdatum wie Nudeln, Mehl, Zucker, Haferflocken, Kaffee. Fleisch und Wurst sind weiterhin Besonderheiten. Und selbst Obst und Gemüse sei nicht mehr so reichlich vorhanden wie noch vor einigen Jahren. „Wir trommeln deshalb ganz laut, um Spenden zu bekommen“, sagt Knauß, die froh ist, dass es im Landkreis Heidenheim weiterhin viele Einzelpersonen und auch Unternehmen gibt, für die die Unterstützung eine Herzensangelegenheit sei.
Warten auf Einlass vor der Heidenheimer Tafel
Täglich zwischen 150 bis 200 Menschen stehen am Tafelladen an und hoffen, das zu bekommen, was sie fürs tägliche Leben benötigen. Einfach reinmarschieren wie in einem normalen Supermarkt kann man auch am neuen Standort des Tafelladens nicht. Damit nicht immer die Ersten in der Schlange die besten Waren bekommen, sondern eine gerechtere Verteilung erreicht wird, müssen die Wartenden Nummern ziehen für die Einlass-Reihenfolge. Deshalb hat sich auch nichts daran geändert, dass kurz vor der Öffnung um 11 Uhr Andrang herrscht vor der Eingangstüre. Auch wenn Lebensmittel an erster Stelle stehen, so soll die Tafel laut Knauß mehr bieten. „Es geht nicht nur ums Sattmachen, sondern auch um die Möglichkeit, sich mit anderen auszutauschen.“ Gerade den ärmeren Menschen fehle oftmals das helfende Netzwerk. Auch für diesen Austausch sei am neuen Standort nun mehr Platz.
Offizielle Eröffnungsfeier folgt
Umgezogen ist die Heidenheimer Tafel bereits Anfang Oktober. Offiziell eröffnet werden die Räume an der Wilhelmstraße 49 am Montag, 20. November, bei einer Feier. Neben Caritas-Regionalleiter Markus Mengemann und dem Tafelladen-Leiter Dietmar Wotsch sind neben Landrat Peter Polta und Heidenheims Oberbürgermeister Michael Salomo auch die rund 25 Helferinnen und Helfer geladen, die den Tafelladen am Laufen halten.
Der Tafelladen wird in gemeinsamer Trägerschaft vom Caritas-Zentrum Heidenheim und der katholischen Kirchengemeinde St. Maria in Heidenheim betrieben.