Das „Tanzwerk“, eine Schule für zeitgenössischen Tanz, hatte zur „Großen Werkschau“ eingeladen. 30 Tänzerinnen im Alter von vier bis über 70 Jahre zeigten, dass sie buchstäblich jedes Thema zu einem Tanz machen können. 200 Zuschauerinnen und Zuschauer füllten den Lokschuppen bis hin zu Stehplätzen komplett aus.
Der erste Teil des Abends stand unter dem Thema „Am Anfang war ein Knall“. Und genauso war es: Die Grundschulkinder hatten sich ein Stück ohne festgelegte Choreografie gewünscht und zeigten mit roten Gymnastikbällen und zu einem beeindruckenden Lied- und Instrumentalstück des zeitgenössischen argentinischen Musikers Lito Vitale die Geschichte des Urknalls: ohne Worte, nur mit freien Bewegungen, jede Tänzerin für sich und ebenso beeindruckend zusammen als Gruppe. Mit diesem Knall ging es los und das Publikum war von Anfang an begeistert.
Musiker Harry Berger begleitet die Jüngsten
Mit zeitgenössischem Tanz zu alter Musik, was ein sehr spannendes Bild ergab, ging es weiter. Und auch hier zeigten die Tänzerinnen mit großem Können eine sowohl ruhige als auch lebendig-schwungvolle Darbietung. Von dem Heidenheimer Musiker und Saxofonisten Harry Berger begleitet, zeigten im Anschluss die Kleinsten ab vier Jahren Aufführungen: Ob bei „Pferdchen“ oder dem Lied „Kommt ein Riese“ – samt echtem „Riesen“-Tänzer, einem jungen Mann, der sichtlich Spaß hatte –, ein Strahlen breitete sich im Publikum aus.
„Tanzwerk“-Leiterin Gerlinde Tsopatalo inszenierte mit den verschiedenen Altersgruppen die unterschiedlichsten Stücke, und jedes war einmalig auf die Mädchen zugeschnitten: Die Kleinsten klatschten und hüpften, und die Größeren zwischen sechs bis zwölf Jahren zeigten ein Repertoire und eine Vielzahl choreografischer Einfälle. Tanzpädagogin Tsopatalo ist es, wie sie in ihren charmanten Zwischenansagen zum Ausdruck brachte, immer eine besondere Freude, wenn die Tänzerinnen von sich aus Wünsche und Ideen einbringen. All dies wurde im ersten Teil von den jungen Mädchen gezeigt, mit ganz einfachen, aber wirksamen Kostümen wurden einerseits Gruppenbilder geschaffen, während andererseits durch abwechselnde Tanzbewegungen und eindrucksvolle Pausen jede einzeln hervortrat, um dann wieder in die Gemeinschaft der Gruppe zurückzutreten.
Humorvolle Einlagen
Im zweiten Teil des Abends traten die größeren Tänzerinnen hervor, Jugendliche und junge Frauen ebenso wie mitten im Leben stehende Erwachsene und Junggebliebene mit siebzig Jahren. Auch hier zeigte jede Gruppe ihre eigenen Ideen, ihre Themen, teils mit humorvollen Einlagen, und präsentierte elegant und voller Freude die Bandbreite zeitgenössischer Tanzbewegungen. Das Motiv des zweiten Teils nannte sich „Schokolade und anderes“ und besonders dieser Titel, „Schokolade“, nach dem Song „I Must Stop Eating Chocolate“ („Ich muss aufhören, Schokolade zu essen“) der modernen estnischen Komponistin und Sängerin Kadri Voorand wurde mit großem Witz und vielen Einfällen umgesetzt.
Das Publikum lachte und klatschte ausgiebig. Auch die getanzten Stücke „Lu Riuscu“, zu Stings „Fragile“ „Happy“ oder, von den Jugendlichen selbst entwickelt, eine großartige Choreografie zu dem Lied „Freund“ aus dem Disney-Musical „Aladdin“ sowie der berührende Tanz zu „Heart Upon My Sleeve“ von Avicci beeindruckten. Im Finale kamen alle Beteiligten noch einmal zu einem großen Tanz auf die Bühne, und auch das Publikum wurde eingeladen. Ein Abend voller Freude und großartiger Tanzaufführungen.
Studio für zeitgenössische Tanzkunst in Heidenheim
Im „Tanzwerk“ unter Leitung der Tanzpädagogin Gerlinde Tsopatalo werden für jedes Alter verschiedene Formen an Bewegung, Tanz und Körperarbeit angeboten. Es gibt auch Workshops, zum Beispiel in jedem Dezember das „Getanzte Weihnachtsoratorium“ nach Johann Sebastian Bach.
Tsopatalo engagiert sich auch im Bereich der Integration psychisch Kranker und bietet in Zusammenarbeit mit dem Verein „Schritt für Schritt“ ein „Tanzprojekt für Psychiatrieerfahrene“ an.