Katastrophenalarm in Niederösterreich

Heidenheims Partnerstadt: So dramatisch ist die Hochwasserlage in St. Pölten

Heidenheims Partnerstadt St. Pölten hat massive Probleme mit Hochwasser, das weite Teile der niederösterreichischen Landeshauptstadt unter Wasser setzt. Oberbürgermeister Michael Salomo bot seinem Kollegen Matthias Stadler Hilfe an. Warum dieser ablehnte:

Während man sich in Heidenheim höchstens ein wenig über das regnerische Wetter beklagen kann, hat die Partnerstadt St. Pölten (Österreich) richtig große Probleme. Ganz Niederösterreich wurde am Sonntag zum Katastrophengebiet erklärt, in St. Pölten haben die Überflutungen massiven Einfluss auf das Leben der Bewohnerinnen und Bewohner. Die Webcam der Stadtverwaltung, die sich auf dem Hochhaus Neugebäudeplatz befindet, zeigt einen von dunklen Wolken verhangenen Himmel über der Stadt, auch die Kamera trifft der Dauerregen.

Lebensgefahr am Ufer der Traisen

Höchste Lebensgefahr herrscht nach Mitteilung der Stadtverwaltung St. Pölten auf beiden Uferseiten der Traisen, der Rad- und Fußgängerweg soll nicht betreten werden. Am Sonntagmorgen um 4 Uhr wurde aufgrund der anhaltenden Niederschläge in St. Pölten Katastrophenalarm ausgerufen, bereits um 8 Uhr standen beachtliche Teile der Stadt unter Wasser. Bis zum Mittag wurde der Busverkehr eingestellt, viele Straßenzüge waren nicht mehr befahrbar. Auch die Stromversorgung, Internet und Mobilfunk waren gestört.

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Am Sonntagnachmittag fiel ein Pumpwerk für die Abwasserentsorgung aus, kurze Zeit später wurden die Dusch- und WC-Anlagen des Freibads für die Bevölkerung geöffnet. Noch in der Nacht auf Montag wurden an fünf Standorte in der Stadt WC-Container-Anlagen in Betrieb genommen. Die Trinkwasserversorgung hingegen konnte aufrechterhalten werden, nicht einmal das Abkochen des Wassers ist notwendig.

Ein regulärer Betrieb von Schulen und Kindergärten konnte aufgrund des Hochwassers und der enormen Niederschläge am Montag nicht aufrechterhalten werden, manche Einrichtungen blieben geschlossen, andere boten nur eine Notfallbetreuung an. Bürgermeister Matthias Stadler dankte am Montagmorgen allen Einsatzkräften und Freiwilligen. „Ich habe vor Ort unglaublich viel Zusammenhalt, Nachbarschaftshilfe und Solidarität erlebt“, so Stadler.

Michael Salomo telefonierte mit Matthias Stadler

Im Heidenheimer Rathaus hat man die Lage in der österreichischen Partnerstadt schon seit dem Wochenende im Blick. Oberbürgermeister Michael Salomo versuchte am Montag, mit seinem Amtskollegen Stadler zu telefonieren.

Verbindung brach mehrmals gleich zu Beginn des Gesprächs ab

Stefan Bentele, Pressesprecher der Stadt Heidenheim

„Das Gespräch mit St. Pölten gestaltete sich schwierig. Die Verwaltung der Landeshauptstadt in Niederösterreich hatte mehrfach versucht, in Heidenheim zurückzurufen, die Verbindung brach aber mehrmals gleich zu Beginn des Gesprächs ab“, berichtet der städtische Pressesprecher Stefan Bentele.

Das Bild zeigt Bürgermeister Matthias Stadler (li.) aus St. Pölten mit OB Michael Salomo im Jahr 2022, als er den Ehrenring der Stadt Heidenheim erhielt. Stadt Heidenheim

Am Nachmittag gelang die Kontaktaufnahme doch noch. Bürgermeister Stadler sagte, dass zusätzlich zu den regulären Hilfskräften sieben Katastrophenschutzzüge in St. Pölten im Einsatz seien. Das aktuelle Hochwasser überschreite das der Jahre 1997 und 2002 bei Weitem.

Die Stadt investiere seit Jahrzehnten in den Hochwasserschutz, um sich gegen ein Jahrhunderthochwasser zu sichern, doch selbst diese Kapazitäten reichten aktuell nicht aus. Hilfe aus der Partnerstadt Heidenheim lehnte Stadler dankend ab und sagte, dass mehr Hilfskräfte aktuell nicht möglich seien. Er dankte OB Michael Salomo dennoch für das Angebot aus Heidenheim.

Lage in Jihlava ist entspannt

Ebenfalls die Fühler ausgestreckt hat das Rathaus in die tschechische Partnerstadt Jihlava, wo der Fluss Jihlava (wörtlich: Igel) ebenfalls Hochwasser führt. So dramatisch wie in St. Pölten ist dort die Lage aber offenbar nicht, tschechische Medien berichteten, dass der Wasserstand der Jihlava sinke. OB Salomo war ebenfalls mit Jihlavas Oberbürgermeister Petr Ryška in Kontakt, der ihm mitteilte, dass die Situation dort entspannt sei.

Kein Hochwasser in Döbeln

Kein Hochwasser gibt es in der sächsischen Partnerstadt Döbeln. Nach Auskunft der dortigen städtischen Pressestelle habe die Freiburger Mulde einen Pegelstand von 1,36 Meter, problematisch werde es ab 2,10 Meter. Trotzdem haben die Döbelner die Lage aufmerksam beobachtet, das letzte schlimme Hochwasser traf die Stadt vor elf Jahren.

Studienfahrt des Werkgymnasiums fiel ins Wasser

Auswirkungen bis nach Heidenheim hatte das österreichische Hochwasser in Bezug auf 19 Schülerinnen und Schüler des Werkgymnasiums: Diese standen am Sonntagmorgen bereit zur Abfahrt am Heidenheimer Bahnhof, als der Reiseveranstalter CTS Gruppen- und Studienreisen GmbH ihre Studienfahrt nach Wien absagte. „Natürlich sind wir alle enttäuscht, aber schlimmer wäre es, wenn die Gruppe losgefahren und mitten im Hochwasser gelandet wäre“, sagte Schulleiter Ralf Kiesel am Montag. Zudem relativiere sich das Problem einer abgesagten Studienfahrt schnell, wenn man die Not der betroffenen Menschen in Niederösterreich sehe.

Im Lauf des Montags konnte für die Schülerinnen und Schüler der Abiturklasse ein alternatives Reiseziel gefunden werden, von Dienstag bis Samstag werden sie Frankfurt erkunden. Ralf Kiesel indes hegt die Befürchtung, dass solche Situationen in Zukunft häufiger eintreten könnten, „schließlich ist das Hochwasser eindeutig ein Fingerzeig des Klimawandels“, so der Schulleiter.

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