Brücken in alle Welt

Hennning Hartmann aus Schnaitheim: Vom Ausbilder bei der Bundeswehr zu einem internationalen Konzern in die Schweiz

Für die Bundeswehr war der gebürtige Schnaitheimer am anderen Ende der Welt. Wie es Henning Hartmann von Japan über Stetten bis in die Schweiz verschlagen hat und was er dort macht, verrät er in den "Brücken in alle Welt":

Hallo oder wie man hier sagt „Grüezi wohl“. Ich freue mich, dass ich, Henning Hartmann, nach zehn Jahren wieder hier mitschreiben darf. Damals lebte ich noch in Japan und durfte von dort berichten. Seit damals hat sich in meinem Leben einiges geändert.

Als ich 2017 zum ersten Mal nach längerer Zeit nach Deutschland zurückkehrte, stand ich erstmal wieder vor dem Problem, hier Fuß zu fassen und Arbeit zu finden. Da ich auch schon damals zwischendurch bei der Bundeswehr immer wieder eine Reserveübung abgeleistet hatte, lag es nahe, dass ich mich dort wieder meldete. Nach kurzer Vorbereitung leistete ich als Ausbilder in der Grundausbildung eine dreimonatige Reserveübung an meinem alten Standort in Stetten am kalten Markt beim Artillerie-Bataillon 295 ab. Allerdings musste ich im Anschluss nochmals nach Japan zurück, um dort alles für die endgültige Rückkehr zu organisieren.

Ich hatte schon im Vorfeld bei der Bundeswehr angefragt, ob ich nach der Rückkehr wieder eine Reserveübung ableisten könne. So ging es für mich sofort wieder nach Stetten. In dieser Zeit lernte ich dort auch meine zukünftige Ehefrau kennen. Zum Ende der Reserveübung hatte ich mich als Metzger beworben. Ich arbeitete dann für eine Zeitarbeitsfirma als mobiler Metzger.

So richtig glücklich und zufrieden war ich aber nicht. In dieser Zeit folgte eine Anfrage aus Berlin nach Ausbildern in der Grundausbildung. Ich meldete mich für diese Aufgabe und wurde im Wach-Bataillon Ausbilder. Da die Zeiten für Reserveübungen jeweils auf maximal zehn Monate begrenzt sind, musste ich entsprechende Vorkehrungen treffen, wie es danach weitergeht. 

So bewarb ich mich wieder als Metzger, diesmal in der Nähe meiner Freundin. Ich arbeitete in einer kleinen Landmetzgerei, sowohl in der Herstellung als auch im Verkauf. Aufgrund der wirtschaftlichen Lage wurde mir dort gekündigt und ich kehrte wieder zur Bundeswehr zurück, diesmal nach Bonn ins Bundesministerium für Verteidigung, wo ich auch noch heute als Reservist beordert bin. Am 10. Oktober 2020 heirateten meine Freundin und ich im Marstall auf Schloss Hellenstein.

Im Oktober gaben sich Henning und Simone in Heidenheim das Ja-Wort. privat

Ich kehrte nach Bonn zurück, um dort meine restliche Reserveübung abzuleisten. In dieser Zeit kamen auch die ersten Überlegungen, mich in der Schweiz zu bewerben. Da wir in Hohentengen direkt an der Grenze wohnten, war dies kein Problem. So kam es, dass ich mich in Zürich beworben und dort eine befristete Zusage erhalten habe. Ich arbeitete in einem großen Einkaufszentrum als Metzger, allerdings gab es schon am Anfang Zerwürfnisse, sodass es nach kurzer Zeit wieder zur Auflösung kam. Es folgte eine weitere Zeit in Bonn als Sachbearbeiter und Ausbilder sowie die Möglichkeit, in der Schweiz an einem Lehrgang für militärisches Führungspersonal teilzunehmen.

In dieser Zeit habe ich mich bei einem anderen Dienstleister als Mitarbeiter im Sicherheitsdienst beworben. Dort wurde ich angenommen und arbeitete für ein großes Chemieunternehmen. Im Zuge von Corona wurden die Zusagen zur Übernahme nicht eingehalten und so habe ich mich wieder in der Schweiz, diesmal als Mitarbeiter im Sicherheitsdienst, beworben. Ich erhielt eine Zusage zu einem Vorstellungsgespräch und wurde dort eingestellt.

Für die Arbeit zieht das Ehepaar Hartmann in die Schweiz

Ich begann über den Dienstleister ab Juli 2022 in Zürich für ein internationales Technologieunternehmen zu arbeiten. Eine der vorgegebenen Voraussetzungen war der Umzug in die Schweiz. Also begann die Suche nach einer Wohnung, die wir dann auch in Koblenz in der Schweiz fanden. Es folgten der Umzug und die Abmeldung aus Deutschland.

Seither lebe ich hier. Sprachlich gibt es vieles, was sehr artverwandt ist zum Schwäbischen. Wer hier einkaufen geht, der geht zum „boschten“ und man ruft hier nicht an, sondern man „lütet oder läutet“ an, auch das Handy kennt man zwar, aber heißt hier „Natel“. Wer hier Hühnchen kaufen möchte, der kauft „Poulet“. Daher gibt es einige Begriffe, die ich hier lernen musste. Ein weiteres ist, dass hier die Strafen für Verkehrsverstöße sehr viel teurer sind als in Deutschland, da ist man für 7 Km/h zu schnell eben mal 120 Schweizer Franken los. Viele Preise sind gegenüber Deutschland sehr hoch. Eine normale Pizza kostet hier in Zürich schnell mal 20, ein belegtes Brötchen auch mal sieben bis zehn Schweizer Franken.

"Die Schweizer Verwaltung arbeitet schneller und flexibler"

Sehr positiv ist, dass die Schweizer Verwaltung sehr viel flexibler, schneller und unbürokratischer ist. Vieles kann man hier per E-Mail oder online erledigen. Die Anmeldung des Autos dauerte zum Beispiel knapp zehn Minuten. Ein weiterer Vorteil ist, dass ich mir bei einem Einkauf in Deutschland den Steuerunterschied auszahlen lassen kann.

Allerdings muss man auch sehen, dass es hier je nach Arbeitsbereich sehr viel weniger Urlaub gibt (bei mir 20 Urlaubstage) und dass hier die 42-Stunden-Woche ganz normal ist. Es wird mehr Leistung verlangt, aber auch besser bezahlt.

Nach der Einarbeitung und der Anerkennung meiner deutschen Ausbildungen im Bereich Sicherheit (wie den Meister für Schutz und Sicherheit/Bachelor Safety, Security and Protection) stieg ich im Unternehmen nach kurzer Zeit auf und arbeite jetzt in der Sicherheitsleitstelle als Senior Security Officer. Derzeit befinde ich mich berufsbegleitend in der Ausbildung zum eidgenössischen Fachmann für Bewachung und hoffe, diesen erfolgreich im März 2024 abzuschließen.

So hat das Herumvagabundieren „fast“ ein Ende gefunden, zumindest das alleinige. Denn jetzt geht es gemeinsam mit meiner Frau und dem Wohnmobil auf Tour.

Einen guten Rutsch und ein gutes neues Jahr nach Heidenheim!