Kulturschiene Heidenheim

Hier gilt's der Kleinkunst

Die Veranstaltungsreihe "Kulturschiene" lockte in heidenheim zuletzt mehr Besucher als in der zeit vor Corona. Nun steht das Programm für die Saison 2023/24 fest. Maren Kroymann fängt an.

Hier gilt's der Kleinkunst

Ein Stargast ist schon mal nicht schlecht. Und der Name? Maren Kroymann. Ein weiblicher Stargast also. Oder sagt man schon Gästin? Egal. Maren Kroymann kommt so oder so nach Heidenheim. Samt Band übrigens. Denn Maren Kroymann ist nicht nur als Schauspielerin bekannt oder als Kabarettistin. Sie singt auch erfolgreich. Und mit ihr am Mikrofon wird am 22. Oktober die neue Saison der Reihe „Kulturschiene“ eröffnet.

Im Heidenheimer Kulturamt wertet man das durchaus als Coup. Nicht selbstgefällig, aber stolz. „Maren Kroymann steht mit diesem Programm nicht sehr oft auf der Bühne“, sagt Oliver von Fürich. „Um Heidenheim herum eigentlich nur in München und Berlin.“ Beinahe so wie im Fußball also, wo sich Heidenheim ab sofort ebenfalls nur noch mit der Crème misst. Und tatsächlich wiegt ja auch der kulturelle Stellenwert der Stadt durchaus schwer. „Nicht geschadet hat bei der Verpflichtung von Maren Kroymann sicherlich die Tatsache, dass deren Agentin etwas mit Heidenheim und vor allem mit den Opernfestspielen anfangen konnte.“

Nischenprogramm

Und was wird Maren Kroymann in Heidenheim singen? „In my sixties“ lautet der Titel der Show, die musikalisch aus dem Hit-Fundus der 1960er Jahre schöpft, der Zeit, in der die nicht zuletzt aus der Fernsehserie „O Gott, Herr Pfarrer“ bekannte Schauspielerin ein Teenager war. „50 Jahre Pubertät“ lautet denn auch der Untertitel des Abends, der sicherlich nicht ausschließlich aus Noten bestehen wird.

Das gilt für die ganze Veranstaltungsreihe. Und das galt für die „Kulturschiene“ eigentlich schon immer. Hier gilt’s der Kleinkunst. Die „Kulturschiene“ ist ein Nischenprogramm, und in diesem Zusammenhang immer hilfreich zu wissen sein könnte, dass es sich bei dieser städtisch verantworteten Veranstaltungsserie um eine mit, wenn man so will, eingebautem Spagat handelt. Denn es ist für die Macher immer wieder ein rechter Balanceakt, die Kluft zu überbrücken, die sich vor dieser Kleinkunstreihe auftut und die darin besteht, a) gleichzeitig an nackten Besucherzahlen gemessen zu werden, b) aber andererseits auch einen kulturpolitischen Auftrag zu haben, der wiederum von vornherein einen großen kommerziellen Erfolg ausschließt und ganz bewusst jenes Spektrum abdecken soll, von dem kommerzielle Anbieter eher die Finger lassen.

Neugier und Qualität

Um sich jedoch nicht nur auf Neugierige oder Kulturabenteurer verlassen zu müssen, von denen es unterm Strich weniger als Auf-Nummer-sicher-Geher gibt, fährt das Kulturamt, was die „Kulturschiene“ betrifft, immer auch ein wenig zweigleisig und streut, gewissermaßen aus bilanztechnischen Gründen, zwischen die Termine mit unbekannten oder weniger bekannten Größen solche mit Hausnummern, von denen man garantiert schon etwas gehört oder gesehen hat. Zum Beispiel Maren Kroymann.

So viel zu dem, wie die Macher der „Kulturschiene“ ihren Auftrag sehen. Und mitunter wird dann Beharrlichkeit sogar belohnt. Denn siehe da: Von der „Kulturschiene“ darf man behaupten, was sonst auf dem kulturellen Sektor so gut wie nie behauptet werden kann, nämlich, dass die Veranstaltungsreihe nach Corona sogar mehr Publikum anlockt als vor Corona. Woran das liegt? Womöglich ja doch an der Qualität des Programms.

Das Programm

Die will Programmchef Oliver von Fürich auch in der Saison 2023/24 hoch halten. Nach dem Auftakt mit Maren Kroymann, der übrigens im Konzerthaus über die Bühne gehen wird, zieht die „Kulturschiene“ wieder in den Lokschuppen, wo am 9. November der Kabarettist Nektarios Vlachopoulos folgende Behauptung aufstellen wird: „Das Problem sind die Leute.“

Es folgt die Abteilung Jazz: „To Satch and Duke“ lautet das Motto, wenn am 30. November der Trompeter Axel Schlosser samt Band im Lokschuppen aufspielen wird. Dass Weihnachten dann bereits vor der Tür stehen wird, thematisiert am 7. Dezember ein keltischer Abend mit der Band „The Outside Track“, die die Essenz der irischen und schottischen Art, Weihnachten zu feiern, verspricht.

Bereits 2024 wird es sein, wenn am 27. Januar der „Tatort“-Star Martin Brambach „die schönsten Liebesbriefe der Weltliteratur“ mit in den Lokschuppen bringen will. Lesen wird sie Brambach nicht allein, sondern gemeinsam mit seiner Gattin Christine Sommer. Um die Absurditäten des Alltags will sich am 22. Februar David Kebekus kümmern, während am 7. März Hans Klaffl etwas zum Schulwahnsinns sagen möchte. „Nachts sind alle Tasten grau“ wird schließlich am 22. April der Musikkabarettist William Wahl behaupten. Darüber hinaus gibt‘s im Lokschuppen noch dreimal Poetry-Slam, und zwar am 25. Oktober, am 6. Dezember und am 13. März. Alle Veranstaltungen der „Kulturschiene“ beginnen um 20 Uhr. Der Vorverkauf beginnt heute. Es sind auch verschiedene Abonnements zu haben. Eintrittskarten sind im Ticketshop des Pressehauses und bei der Stadt-Information erhältlich. Details zum Programm kann man im Internet unter www.heidenheim.de abrufen.