Kirchenmusik

Wie das Chorkonzert in der Heidenheimer Pauluskirche zur himmlischen Spitzenklasse wurde

Der Chor „Figure humaine“ unter Leitung von Denis Rouger setzte Glanzpunkte bei seinem Konzert in der Pauluskirche

„Von Ferne klingen Glocken“ hieß das Konzert am Sonntagabend in der Pauluskirche, das doch eine stattliche Anzahl an Zuhörern anlockte. Als Ausführende dieser Veranstaltung in der Reihe Kirchenmusik Heidenheim konnte der Stuttgarter Chor „Figure humaine“ gewonnen werden. Dessen Name ist Programm: „Das menschliche Antlitz“, so der übertragene Sinn des Namens, ist das innere Leitmotiv der knapp 40 Sängerinnen und Sänger unter der Leitung von Denis Rouger. Und der Name stellt auch gleich klar, dass es sich um menschliche Figuren handelt. Und das ist gut so. Denn wenn man sie hört, könnte man den Eindruck gewinnen, es handle sich um Himmelswesen.

Das geistliche A-cappella-Programm umfasste Werke von Robert Schumann und Gabriel Fauré sowie des deutschen Komponisten und Pianisten Wilhelm Berger, vor allem des französischen Komponisten Philipp Mazé, der eng mit dem Dirigenten Denis Rouger befreundet ist und es sich nicht hatte nehmen lassen, dem Konzert in Heidenheim persönlich beizuwohnen.

Makellose Klarheit

Und wie auch das übrige Publikum klatschte er am Ende begeistert über den makellosen Vortrag des Chores. Dabei hat Komponist Philip Mazé es nicht gerade leicht gemacht. Für achtstimmigen Chor geschrieben wurden seine „Hymne“ nach einem Text von Grégoire de Naziance sowie auch sein „Sonnengesang“ nach Franz von Assisi sowie ein Gebet nach Bernhard von Clairvaux, die allesamt große Herausforderungen darstellen. In Tempo, Dynamik und der Vielstimmigkeit brillierte der Chor durchweg – die berühmte Stecknadel hätte einen Heidenlärm gemacht angesichts der Stille, in der das Publikum andächtig und staunend lauschte. Die Vertonung von Psalm 8 hat Mazé direkt den Sängerinnen und Sängern von „Figure humaine“ gewidmet. Und das heißt: ebenfalls achtstimmig, ebenfalls höchstes Niveau. Volle Strahlkraft fordert die Komposition ebenso wie getragene Ruhe, die Rhythmik ist in ihren Wechseln ebenfalls anspruchsvoll. Der Chor setzt das beeindruckend um, in einer Präzision, die atemlos beim Zuhören machen kann, in einer Stimmgewaltigkeit und Klarheit, die an den titelgebenden Glockenklang erinnert.

Mit Mazé hatte der Chor auch den Abend begonnen: Dessen Messe für Doppelchor hatte es auch schon in sich. Als sängen die Sängerinnen und Sänger aus einer Kehle, so gestochen scharf und kristallklar gelang bereits das Kyrie. Energiegeladenes Volumen steckte in Gloria und Sanctus, wogegen das Agnus Dei ganz tief im Herzen berühren konnte, so zart und weich wurde es umgesetzt.

Brillante Kostbarkeit

Gänsehaut konnte sich einstellen bei Faurés „Ave verum“ – „engelsgleich“ mag eine abgenutzte Beschreibung sein, und dennoch träfe sie hier ins Schwarze. Auch Faurés heiter und kindlich anmutende Weise wurde hier zur brillanten Kostbarkeit. Mit Wilhelm Bergers „Trost der Nacht“ und „Von ferne klingen Glocken“ war abermals höchster Anspruch erreicht, und auch der wurde scheinbar mühelos pariert. Wilhelm Bergers „Capelle am Strande“ stand direkt Robert Schumanns „Capelle“ gegenüber – lieblich und an Idyll erinnernd die eine, ätherisch zart die andere, sodass auch hier der Gedanke an Himmelsgebilde nahe lag.

Dass sich „Figure humaine“  unter Gründer und Leiter Denis Rouger, Kind einer Pariser Musikerfamilie und Professor für Chordirigeren an der Musikhochschule Stuttgart, in den acht Jahren seines Bestehens in ganz Baden-Württemberg einen Namen gemacht hat, das mag man nach diesem Vortrag gerne glauben. Dieses herausragende Konzert hätte noch mehr Besucher verdient gehabt. Vielleicht gibt es ja noch einmal eine Chance für diejenigen, die es verpasst haben.

Überschrift

Die „Cantiones Sacrae“ von Heinrich Schütz stehen beim nächsten Konzert der Kirchenmusik Heidenheim auf dem Programm. Ausführende sind die Heidenheimer Kantorei unter Leitung von Leonard Hölldampf sowie Tim Krüger an der Orgel. Das Konzert findet am Samstag, 12. Oktober, in der Galluskirche in Brenz und am Sonntag, 13. Oktober, in der Pauluskirche Heidenheim statt. Beginn ist jeweils um 18 Uhr. Eine Einführung dazu gibt es bereits am Dienstag, 24. September, ab 20 Uhr im Paulusgemeindehaus. Und weiterhin findet immer samstags von 10.30 Uhr bis 11 Uhr die Musik zur Marktzeit in der Pauluskirche statt.

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