Hitze im Juni, Regen im Juli: Wie läuft die Waldbadsaison in Heidenheim?
War früher wirklich alles besser? Mit wachsender Lebenserfahrung lässt sich diese Frage immer entschiedener mit einem „Nein“ beantworten. Selbst die Besucherzahlen im Heidenheimer Waldbad sind schließlich nicht mehr das, was sie mal waren. Zumindest auf den ersten Blick. Beim genaueren Hinsehen zeigt sich freilich, dass der Zuspruch seit jeher so stark schwankt wie die Wetterbedingungen.
Und genau die lassen für 2023 schon jetzt eine durchschnittliche Bilanz erwarten. „Im Juni war´s heiß, im Juli ziemlich verregnet, und das schlägt sich natürlich unterm Strich nieder“, sagt Matthias Heisler, Leiter des Fachbereichs Familie, Bildung und Sport im Rathaus.
Mittlerweile mehr als 100.000 Besucher
Zwölf Wochen nach der offiziellen Saisoneröffnung am 22. Mai gab´s Blumen und einen Gutschein für eine Familienkarte für Nicole Gröner aus Bartholomä, die regelmäßig ins Waldbad kommt. Auch sie könnte durch ihr Freizeitverhalten folglich zu einem passablen Ergebnis beitragen. Womit die eingangs erwähnte subjektive Sichtweise zum Tragen kommt: Lässt man die Corona-Ausnahmejahre 2020 und 2021 mit gerade einmal 46.070 bzw. 61.815 Gästen außer Acht, dann stammt der bislang schwächste Besuch von 1968 und damit aus der vorgeblich guten alten Zeit. Damals kamen 75.076 Männer, Frauen und Kinder in das Bad. Der bisherige Höchstwert stammt von 1992 mit 295.502 Personen und ist ebenfalls schon eine ganze Weile her.
Auch die Gegenwart ist von einem steten Auf und Ab geprägt. So wurden 2018 exakt 225.592 Besucher verzeichnet, und vergangenes Jahr waren es immerhin respektable 168.822. Auf der anderen Seite steht aber die statistische Corona-Delle. Die ist mittlerweile Vergangenheit, und damit die wiedererlangte Beliebtheit der Freizeitanlage im Westen der Stadt von Dauer ist, bedarf es einer verlässlich funktionierenden Technik, zumal sie zu großen Teilen noch aus der Anfangszeit stammt – das Waldbad wurde am 16. Juli 1954 eröffnet.
Grundlegende Sanierung des Waldbads geplant
Die erhoffte Aufnahme in ein Förderprogramm des Bundes soll eine grundlegende Sanierung mit einem Gesamtvolumen von gut zehn Millionen Euro ermöglichen. Sie könnte allerdings erst 2025 beginnen, und so gilt das Augenmerk bis auf Weiteres der Wartung der vorhandenen Installationen. Offenbar mit Erfolg: „Alles von der Wasseraufbereitung bis zur Heizung funktioniert, wir haben gerade mit keinerlei Störungen zu kämpfen und können das für den gewöhnlichen Ablauf Nötige leisten“, sagt Heisler. Lediglich das obere, mit Kopfsteinpflaster ausgelegte Kinderbecken wurde außer Betrieb gestellt, weil es in einem nicht mehr vertretbaren Maße Wasser verloren hatte.
Nach der Decke strecken müssen sich die Verantwortlichen derweil, was das Personal angeht. Da entgegen der sonstigen Praxis in diesem Jahr keine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Aquarena zur Verfügung stehen, muss die Stadtverwaltung komplett auf eigene Fachkräfte setzen. Vor diesem Hintergrund ist die fortwährende Ausbildung junger Menschen eine Notwendigkeit.
Bei Bedarf Sicherheitsdienst vor Ort
Damit sich die Fachangestellten für Bäderbetriebe – der Begriff Bademeister ist längst überholt – auf die Aufsicht am Beckenrand konzentrieren können, ist an Tagen mit mehr als 10.000 erwarteten Besuchern ein Sicherheitsdienst vor Ort. „Denn bei so vielen Menschen kann auch eine große Fläche wie die Liegewiese schnell zu einem sehr kleinen Fleck werden“, begründet Heisler diese Maßnahme. Gewalttätige Übergriffe und Randale, wie sie unlängst beispielsweise aus Bädern in Berlin gemeldet wurden, hat es Heisler zufolge in Heidenheim noch nicht gegeben.
Um die Preisstruktur zu vereinfachen, wurden in diesem Jahr mehrere Sonderregelungen gestrichen. Folge: Manche Tickets sind jetzt teurer, andere etwas günstiger. Ein Erwachsener beispielsweise muss nun vier statt zuvor 3,80 Euro für die Tageskarte bezahlen, bei Alleinerziehenden mit einem Kind sind hingegen für die Saisonkarte nur noch 90 statt bislang 95 Euro fällig. Tickets gibt´s sowohl online als auch am Eingang. Eine Änderung des Kassensystems soll es Karteninhabern ab kommendem Jahr ermöglichen, eine Warteschlange zu umgehen.
Außerdem werden bereits Überlegungen angestellt, wie das Rahmenprogramm rund um den Badebesuch erweitert werden kann. Gedankenspielen, die legendären Waldbadfeste wiederzubeleben, zieht Heisler allerdings rasch den Stöpsel: „Das ist nicht realistisch. Der Aufwand wäre gewaltig, zumal es bei zwei Becken auf dem Gelände einfach ein Gefahrenpotenzial gibt. Und es gilt nun einmal: Es kann keine Kompromisse geben, was die Sicherheit betrifft.“
Saison läuft noch bis Mitte September
Letzter offizieller Öffnungstag des Waldbads ist in diesem Jahr Sonntag, 17. September. Sollte das Wetter nach einer Verlängerung rufen, werden möglicherweise noch ein paar Tag angehängt.