Eine Insel inmitten von Wasser: Im Gegensatz zu den benachbarten Landkreisen blieb die Hochwasserlage im Landkreis Heidenheim auch am Montag, 3. Juni, weiterhin stabil. Wie das Landratsamt mitteilt, gab es nach wie vor keine größeren Geschehnisse im Zusammenhang mit der aktuellen Hochwassersituation zu verzeichnen. Kurzzeitig sah das noch ganz anders aus.
Im Verlauf des Sonntagnachmittags waren weitere Gewitterzellen mit Starkregen und Niederschlagsmengen von 50 bis 70 Litern pro Quadratmeter innerhalb weniger Stunden prognostiziert worden. Letztlich folgte nur mäßiger Niederschlag, auch in der Nacht, und die Gewitterzellen verlagerten sich Richtung Südwesten.
Dennoch sind die Auswirkungen des Regens spür- und sichtbar: Die Brenz führt wie viele weitere Oberflächengewässer nach wie vor teilweise sehr viel Wasser. Am Brenztopf in Königsbronn ist inzwischen ein konstanter Pegelstand von rund 65 Zentimetern eingetreten. Der Abfluss kann daher laut Landratsamt geordnet und für alle Anrainerinnen und Anrainer verträglich erfolgen.
Für die kommenden Tage wird für den Landkreis Heidenheim mit keinem erhöhten Niederschlagsaufkommen mehr gerechnet, sodass von einer zunehmenden Lageentspannung gesprochen werden kann, wie es in einer Pressemitteilung des Landratsamtes heißt. Und weiter: „Die Einsatzkräfte sind aber weiterhin in erhöhter Einsatzbereitschaft, bis sich die Situation im Landkreis, aber auch in den direkten Nachbarlandkreisen, vollständig entspannt.“
Dort, in den benachbarten Landkreisen, stellt sich die Situation zum Teil deutlich dramatischer dar. In einigen Fällen leisten die Feuerwehren des Landkreises Heidenheim sowie das Technische Hilfswerk Heidenheim (THW) bereist Überlandhilfe, sie unterstützen also die Nachbarregionen.
Brennpunkt der Extremwetterlage im Landkreis Göppingen ist die Stadt Ebersbach. Straßen und Häuser sind dort teilweise komplett geflutet, auf der B10 bei Ebersbach sind bereits Wassermassen durch Schallschutzwände gebrochen. Zahlreiche Menschen in den Wohngebieten sind eingeschlossen. Bei ihrer Rettung setzen die Einsatzkräfte auch auf Hubschrauber und Boote. Seit der Nacht auf Montag erhalten die Rettungskräfte Unterstützung aus dem Kreis Heidenheim. Die Feuerwehr Giengen ist mit einem Teil der Führungsgruppe und einem Führungsfahrzeug vor Ort. In Eislingen ist die Fachgruppe Notversorgung und Notinstandsetzung des THW Heidenheim mit Pumparbeiten betraut – nach dem massiven Unwetter kam es dort zu starken Überschwemmungen.
Offiziell wurde im Kreis Göppingen bislang nicht der Katastrophenfall ausgerufen, allerdings wurde die sogenannte außergewöhnliche Einsatzlage festgestellt. Diese steht unterhalb eines Katastrophenfalls.
Überlandhilfe leisten Einsatzkräfte aus dem Kreis Heidenheim auch bei den bayrischen Nachbarn. Im Landkreis Dillingen wurden am Sonntagnachmittag Kräfte der Feuerwehren Sontheim und Niederstotzingen nach Gundelfingen angefordert. Die Sontheimer Wehr ist dort nach wie vor mit einem Löschfahrzeug im Einsatz, ebenso die Werkfeuerwehr der Paul Hartmann AG mit Schlauchmaterial und Schmutzwasserpumpen. Einigen Bewohnern der Gemeinden Buttenwiesen, Unterthürheim und Pfaffenhofen wurde am Sonntag empfohlen, ihre Wohnungen zu ihrem eigenen Schutz zu verlassen.
Der Katastrophenfall gilt in Dillingen seit Samstag, im Landkreis Günzburg wurde er bereits am Freitagabend ausgerufen. Die Feuerwehren aus Sontheim und Niederstotzingen helfen auch dort aus, zudem war zeitweilig eine Einsatzeinheit des Bevölkerungsschutzes aus dem Landkreis Heidenheim zur Unterstützung der örtlichen Hilfskräfte bis in die Abend- beziehungsweise Nachtstunden im Einsatz. Unterstützung erhielt Günzburg darüber hinaus vom DRK Heidenheim, welches mit beiden Leistungsmodulen Transport bei der Evakuierung half.
Nachdem die Brunnen an der Donau bereits am Freitag aufgrund des Hochwassers abgeschaltet wurden und die Menschen zum Wassersparen angehalten wurden, spitzte sich in Leipheim die Situation hinsichtlich der Wasserversorgung am Montag weiter zu: Die Trinkwasservorräte waren schneller aufgebraucht als gedacht – und die Wasserversorgung musste komplett abgestellt werden. Wie die Stadt Leipheim mitteilte, sollen die Vorräte so schnell wie möglich aufgefüllt werden. Allerdings soll die Notversorgung wohl für einen längeren Zeitraum andauern und eine komplette Abschaltung der Wasserversorgung werde voraussichtlich ebenfalls regelmäßig notwendig werden. Die Menschen werden dazu angehalten, sich für mehrere Tage mit Mineralwasser einzudecken.
Nicht nur die Wasser-, sondern auch die Erdmassen machten den Menschen im Ostalbkreis zu schaffen. Bei Schwäbisch Gmünd wurde ein ICE bei voller Fahrt von einem Erdrutsch erfasst. Zwei Waggons entgleisten dabei, verletzt wurde niemand. Der Zug war von München nach Köln in Richtung Stuttgart unterwegs gewesen.
Rund 1000 Einsatzkräfte waren am Samstag und am Sonntag im Landkreis Neu-Ulm im Einsatz. Nach einer ersten Bilanz des Landratsamtes mussten dort 19 Menschen ihre Häuser aufgrund des Hochwassers verlassen.
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