„Höchst fragwürdig und äußerst bedenklich“: Heidenheimer Schulen kritisieren Salomos Gastro-Pläne
In der Debatte um die Zukunft des Elmar-Doch-Hauses haben sich jetzt auch die städtischen Schulen eingeschaltet. In einem Schreiben an Oberbürgermeister Michael Salomo und den Gemeinderat äußerten die 16 Schulleiterinnen und Schulleiter ihren Unmut über die Gastronomie-Pläne mit dem Elmar-Doch-Haus. Die Schulleitungen wünschen den Entscheidungsträgern „den Mut und die notwendige Entscheidungskraft, bereits eingeschlagene Wege zu korrigieren, wenn diese nur zu Lasten der Stadtgemeinschaft zu begehen sind, ohne dafür einen entsprechenden echten Ausgleich zu gewährleisten.“
Gemeinsamer Entschluss der Heidenheimer Schulen
Aus Schulleiterkreisen heißt es, das Thema sei während einer Dienstbesprechung aufgekommen und man sei sich einig gewesen, in Form eines gemeinsamen Briefes an die Stadt tätig zu werden. Die Schulen betonen in dem Schreiben ihr Unverständnis darüber, dass die Stadt für das Projekt Elmar-Doch-Haus Geld verwenden will, dass „die Institutionen und Vereine als freiwillige Leistungen der Stadt erhalten sollen“. Dass finanzielle Mittel, die „einem großen Teil der Heidenheimer Bürgerschaft zu Gute kommen, nun auf den Prüfstand kommen, um einen einzelnen Gastronomen zu subventionieren“, bezeichnen die Schulleitungen als „höchst fragwürdig und äußerst bedenklich“.
Den Vorwürfen der Schulleiter hält Oberbürgermeister Michael Salomo unter anderem die angespannte Haushaltslage entgegen. Zur Verbesserung der finanziellen Lage werden – unabhängig von beabsichtigten Investitionen – gegebenenfalls Aufwandskürzungen erfolgen müssen, so Salomo, der ergänzt: „Wir werden sicherlich nicht bei Vereinen oder Bildungseinrichtungen zuerst ansetzen.“
Negative Auswirkungen auf Heidenheimer Kinder und Jugendliche
Den Schulleitungen zufolge würde sich die Einschränkung der Freiwilligkeitsleistungen der Stadt vor allem auf die persönliche, kulturelle und sportliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen negativ auswirken. Die Kürzungen würden die Nutzung von Institutionen wie dem Waldbad, der Musikschule, dem Naturtheater sowie Sport- und Musikvereinen erschweren.
Bereits während der Corona-Pandemie hätten die Kinder und Jugendlichen am meisten unter diesen Einschränkungen gelitten, schreiben die Schulleiterinnen und Schulleiter. „Mit den psychischen und physischen Folgen haben wir zur Zeit an den Schulen in erheblichem Ausmaß zu tun“ berichten sie. Auch die Arbeit der Vereine, teilweise in Kooperation mit den Schulen, würde hier positiv einwirken und der gesamten Gesellschaft erhebliche Kosten für Psychotherapien, ärztliche Behandlungen und Ähnliches ersparen.
Auch Schulsozialarbeit könnte von Streichungen betroffen sein
Die Schulsozialarbeit trägt laut den Schulleitungen einen wichtigen Teil dazu bei, unter anderem die Folgen der Pandemie zu bewältigen. Da dieser Bereich ebenfalls zu den Freiwilligkeitsleistungen der Stadt gehört, befürchten die Verfasser des Briefes, dass auch er von Streichungen betroffen sein könnte.
Generell spielen die Schulsozialarbeiter als Ansprechpartner für Kinder und Jugendlichen in schwierigen Situationen oder bei der Prävention eine wichtige Rolle, so die Schulen. „Als Verantwortliche für diese Kinder und Jugendlichen, wollen wir nicht einfach dabei zusehen, dass bei den derzeitigen Plänen der Stadtverwaltung und einer Mehrheit des Gemeinderats das Wohl vieler (junger) Menschen, bewusst dem Wohl nicht nur eines einzigen Wirtschaftszweiges, sondern tatsächlich eines einzelnen Unternehmens geopfert wird.“
Schwierigkeiten bei der Anschaffung von Lehr- und Lernmitteln
Die Schulleiterinnen und Schulleiter befürchten, dass sich Streichungen finanzieller Leistungen auch auf die Anschaffung von Lehr- und Lernmitteln und die Sprachförderung für Kinder ohne ausreichende deutsche Sprachkenntnisse auswirken könnte. Bereits im Haushalt für 2023 wurden den Schulen zufolge Streichungen bei wichtigen Anschaffungen vorgenommen.
Gegen Ende des ausführlichen Briefes an den Oberbürgermeister und den Gemeinderat betonen die Schulen nochmals in aller Deutlichkeit ihren Unmut über die aktuellen Pläne der Stadtverwaltung: „Aus unserer Sicht ist es nicht nachvollziehbar, dass die junge Generation übermäßig belastet wird, nur weil eine ehrgeizige Entscheidung, die sich mittlerweile als falsch beziehungsweise nicht wirklich realisierbar herausgestellt hat, von den dafür verantwortlichen (erwachsenen) Entscheidungsträgern nicht rückgängig gemacht wird.“
Salomo hält an seinen Plänen fest
Derweil hält der Oberbürgermeister in seiner Stellungnahme zum Brief gegenüber der HZ an seinen Plänen fest. Er erklärt, dass das Elmar-Doch-Haus verpachtet werden könne, da der dort ursprünglich eingeplante Verwaltungssitz im früheren LBBW-Gebäude am Rathausplatz unterkommt. Dadurch würde für das Elmar-Doch-Haus laut Salomo ein Mehraufwand von jährlich etwa 148.000 Euro entstehen.
Durch die Verpachtung an einen Gastronomen verspricht er sich, dass die Innenstadt attraktiver wird und mehr Besucher, Studierende und Fachkräfte für die Unternehmen angezogen werden.
Über das Schreiben hinaus, das der Redaktion vorliegt, wollten sich die Schulleiter nicht weiter äußern. Man wolle erstmal die Reaktion der Stadt abwarten und dann gegebenenfalls ins Gespräch mit den Entscheidungsträgern gehen.
Klausurtagung im Mai
Wie es nun mit dem Elmar-Doch-Haus in der Heidenheimer Fußgängerzone weiter geht, soll am 9. Mai entschieden werden. Dann trifft sich der Gemeinderat zu einer nichtöffentlichen Klausurtagung.