Tiere

Hund entlaufen – hier findet man im Landkreis Heidenheim Hilfe und Tipps

Was ist zu tun, wenn ein Hund entlaufen ist? Darin ist Alex Busch Expertin. Vor acht Jahren hat sie die Gruppe „Hund entlaufen – Heidenheim und Umgebung“ gegründet und schon viele Tiere wieder sicher nach Hause gebracht.

Dieses Jahr ist es noch verhältnismäßig ruhig, aber das kann sich schnell ändern. In der Regel beraten Alex Busch und ihr sechsköpfiges ehrenamtliches Team rund 100 Tierbesitzer pro Jahr und stehen ihnen auch aktiv zur Seite. Bis zu 30 Hunde gehen pro Jahr in eine der Lebendfallen der Gruppe „Hund entlaufen – Heidenheim und Umgebung“. Ihr Einsatzgebiet erstreckt sich auf rund 40 Kilometer rund um Heidenheim, Blaubeuren und auch Landsberg.

Vor allem ängstliche Hunde büxen aus

Alex Buschs langjähriger Erfahrung nach sind es vor allem ängstliche Hunde aus Osteuropa, die entlaufen. „Die machen gut 80 Prozent aus“, sagt die Heidenheimerin. „Manchmal haben sie noch nicht mal das Haus betreten, sondern flüchten sofort aus dem offenen Kofferraum und rennen weg.“ Natürlich seien nicht alle Tiere aus dem Ausland derart ängstlich. „Es kommt auf die Länder und auf die Sozialisation an. Aber manche Hunde aus Bulgarien oder Rumänien haben noch nie in einer Wohnung gelebt. Da sind Probleme vorprogrammiert.“

Nicht hinterherrennen, sondern warten und Ruhe bewahren

Aber auch Hunde, die schon länger bei Herrchen und Frauchen leben, können natürlich stiften gehen. Und dann verhalten sich die Halter oft nicht richtig. „Es ist ganz falsch, dem Hund hinterherzurennen oder -zufahren. Manchmal werden Freunde und Bekannte eingeschaltet und dann laufen ganze Horden teils fremder Menschen dem Hund hinterher, der immer noch mehr Angst bekommt. Der Hund ist im Fluchtmodus und wird so weiter weg gedrängt. Wir hatten schon einige Fälle, bei denen die Tiere wegen so einer Einfangaktion auf Bahnschienen oder Straßen gerannt sind und vom Zug oder einem Auto erfasst wurden.“

In der Regel kommen Hunde zum Entlaufort zurück.

Alex Busch

Oberstes Gebot, wenn ein Hund wegläuft: „Ruhe, Ruhe und nochmals Ruhe“, sagt Alex Busch, die auch einen Gassiservice anbietet. Ist der Hund noch in Sichtweite, sei Blickkontakt nicht sinnvoll, man sollte sich eher abwenden oder auf den Boden setzen und abwarten, bis der Hund kommt. Ist der Hund aber etwa im Wald verschwunden, sollte man unbedingt am Entlaufort bleiben. „Wir raten, 24 Stunden dort zu bleiben und hier auf jeden Fall Futter und eine Decke zu deponieren. In der Regel kommen die Hunde an den Ort zurück.“ Hat sich der Hund etwa mit seiner Leine verheddert und kommt nicht mehr vom Fleck, plant Alex Busch gezielte Suchaktionen. „Wir teilen ein Gebiet dann in Abschnitte ein und haben noch fast jeden Hund so gefunden.“ Und auch hier gelte es, Ruhe zu bewahren.

Außerdem sollte die Polizei gerufen und bei der Registrierungsdatei Tasso eine Vermisstenmeldung verfasst werden und man sollte sich an die zahlreichen ehrenamtlichen „Hund-entlaufen-Stellen“ wenden – telefonisch (im Falle von Alex Busch wäre das unter Tel. 0177.3640558) und/oder auf Facebook.

Grundsätzlich rät Alex Busch, Hunde mit einem GPS-Tracker auszustatten. „Vor allem die Auslandshunde, aber auch für jagdbegeisterte Hunde – und das sind ja fast alle – sind sie sehr sinnvoll und die Geräte sind mittlerweile auch nicht mehr teuer.“ Zudem sollte man den Hund nicht nur chippen, sondern auch beim kostenlosen Haustierregister Tasso registrieren lassen, damit er auch dem Halter zugeordnet werden kann.

Vier Lebendfallen hat die Gruppe zur Verfügung. Foto: Busch

Ist der Hund aber wirklich über alle Berge, geht die Arbeit für die Gruppe rund um Alex Busch richtig los. Einfach nur Falle aufstellen und warten, so läuft die Tierrettung nämlich nicht. Nach der ersten Sichtung eines vermissten – oder auch nicht vermissten – Hundes werden am Sichtungsort Flyer ausgehängt und in Zeitungen, auf Facebook, Ebay und Dogorama veröffentlicht. Taucht der Hund wieder auf, sollen sich Anwohner direkt an das Team wenden. Kaum ein Tier bleibt allerdings am selben Fleck. Wenn es an anderen Stellen auftaucht und gesehen wird, wird also eine Sichtungskarte erstellt.

Überwachung mit Wildtierkameras und Live-Cams

Lässt sich der Hund öfter in einer bestimmten Gegend sehen, werden mehrere Futterstellen eingerichtet. Ausgestattet mit Wildtierkameras, die sofort ein Foto schießen und es direkt auf die Handys des Rettungsteams senden. Wenn der Hund dann eine Futterstelle angenommen hat und öfter vorbeischaut, kommt die Lebendfalle zum Einsatz. Auch sie wird ausgerüstet mit Wildtierkameras und Live-Cams. Geht der Hund in die Falle, erhalten die Mitglieder der Gruppe ein Video und können sofort ausrücken. Vier solcher Lebendfallen hat die Gruppe rund um Alex Busch. „Die kosten rund 1500 Euro. Die Anschaffung ist nur möglich, weil es liebe Leute gibt, die unsere Arbeit mit Spenden unterstützen.“

Manche Leute machen sich bei der Anschaffung eines Fernsehers mehr Gedanken als bei einem Hund.

Alex Busch

„Es ist schon ziemlich zeitaufwendig“, sagt Alex Busch über ihr ehrenamtliches Engagement. „Wenn wir eine Suchanfrage bekommen, sind wir in unserer Freizeit oft Tage oder Wochen mit nichts anderem mehr beschäftigt. Aber wenn wir es geschafft haben, einen Hund in der Lebendfalle zu sichern, löst das einfach Glücksgefühle aus. Dazu kommen die Halter, die oft so dankbar sind und vor Freude weinen.“

Allerdings hat bei manchen die Freude auch Grenzen. Es gibt Halter, die möchten die entlaufenen Hunde nämlich nicht mehr zurück. „Wenn ihnen klar wird, was es bedeutet, einen Angsthund zu haben, geben sie ihn lieber ins Tierheim.“ Schlimm für Tierfreunde wie Alex Busch. „Man holt sie aus anderen Ländern und dann sitzen sie hier in der Zelle. Das kann wirklich nicht sein. Manche Leute machen sich bei der Anschaffung eines Fernsehers mehr Gedanken als bei einem Hund.“

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