In dem Artikel geht es darum, dass Hunde oft gezielt die Nähe eines Menschen suchen, der diesen Tieren nur wenig abgewinnen kann. Mit Genugtuung lese ich, dass die Tierärztin Stephanie Grath die Besitzer eines Hundes in der Pflicht sieht: „Das Gesetz besagt, dass man seinen Hund stets unter Kontrolle haben muss. Und natürlich meint das auch, dass man dafür sorgen muss, dass der Hund niemanden stört.“ Die meisten Hundebesitzer halten sich dankenswerterweise an diese Maxime, was dem sozialen Miteinander einträglich ist.
Doch leider gibt es auch verantwortungslose Halter, die meinen, ihr Individualrecht über das Gemeinwohl stellen zu können. Seit Jahren ärgere ich mich über das Gebell von Hunden, die das gesamte Wohngebiet beschallen. Alex Busch, eine erfahrene Hundehalterin, wird in der HZ vom 5. August im Zusammenhang mit entlaufenen Hunden folgendermaßen zitiert: „Manche Leute machen sich bei der Anschaffung eines Fernsehers mehr Gedanken, als bei einem Hund.“ In etlichen Gesprächen versuchte ich, Tierhalter auf die Ruhestörungen im Wohngebiet aufmerksam zu machen.
Besonders bei sommerlichen Temperaturen liegen die Nerven manchmal blank, wenn einem der Aufenthalt auf der Terrasse, die Ruhe auf der Sonnenliege, die Unterhaltung bei geöffnetem Fenster im Wohnzimmer oder das Lesen vergällt werden. Die Bemerkungen der Halter („Der ist nervös“, „Der ist noch jung“, „Der hat gerade Junge“) verlangen nach Geduld. Hatte ich nicht schon jahrelang meine Geduld dadurch gezeigt, dass ich das Gespräch suchte, im Sinne einer guten Nachbarschaft in mich hinein fluchte, weil ich nicht als intoleranter Miesepeter und Tierfeind abgestempelt werden wollte?
Oft schon prüften wir uns darauf hin, bis der eine Nachbarshund zum x-ten Mal einen megafonartig verstärkten, angsteinflößenden Bellanfall bekam, weil am Wanderweg hinter dem Haus jemand spazierte, oder bis der andere Vierbeiner seine grenzenlose Nervosität auslebte und über längere Zeit nicht im Zaum gehalten werden konnte. Dann steigt nicht Mitleid für die Nervosität des Tieres in mir auf, sondern blanke Wut. Ab und zu hört man sogar eine genervte Nachbarstimme, die den Schützling zur Räson bringen möchte. Aber, was ist, wenn diese Ansage dem Hund schnuppe ist?
Zumindest ist es nicht allen Bewohnern der Umgebung schnuppe, die sich ebenso wie wir gestört fühlen. Gerne empfehle ich so manchem Hundebesitzer, sich für einige Stunden einem versierten Hundetrainer anzuvertrauen, der einem bestimmt gute Tipps für die Erziehung des Vierbeiners geben könnte. Ich kann nicht verstehen, dass trotz Zunahme der Hundezahl eine Teilnahme an einer Hundeschule nicht schon längst zur Pflicht gemacht wurde, obwohl dies vom Tierschutzbund empfohlen wird.
Gernot Edlinger, Herbrechtingen