In Ostwürttemberg hat sich das konjunkturelle Stimmungsbild zu Jahresbeginn 2025 gegenüber den Vormonaten kaum verändert: Ein durchgreifender Aufschwung ist laut IHK noch nicht in Sicht. 30 Prozent der Unternehmen in Ostwürttemberg beschreiben die aktuelle Geschäftslage weiterhin als gut. Aber 23 Prozent bewerten die aktuelle Lage mit „schlecht“. Die Lage der Betriebe hat sich damit weiter eingetrübt. Bei den Geschäftserwartungen gibt es leichten Zukunftsoptimismus: 20 Prozent der Unternehmen gehen von einer Verbesserung der Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten aus. Jedes dritte Unternehmen erwartet eine Verschlechterung.
Hauptrisiko sind laut IHK die Arbeitskosten. Hier stieg der Wert um zehn Prozentpunkte auf 64 Prozent. Weniger kritisch wird die Inlandsnachfrage gesehen, die an zweiter Stelle steht. Im Vergleich zum Herbst 2024 sehen 63 Prozent der Betriebe die Energiepreise wieder mit größerer Sorge. Auf Platz vier der Risiken landet der Fachkräftemangel, nochmals ein Rückgang um mehr als 4 Prozentpunkte. Fast 37 Prozent der Betriebe bewerten die geopolitischen Spannungen als hohes Risiko.
Risiken am Arbeitsmarkt
Auch die Risiken am Arbeitsmarkt nehmen laut IHK zu. Zwar gehen 15 Prozent der Unternehmen von steigenden Beschäftigtenzahlen aus – jedoch planen 32 Prozent der Unternehmen ihre Beschäftigtenzahlen voraussichtlich zu reduzieren. Eine besonders geringe Einstellungsbereitschaft zeigen die Unternehmen mittlerer Größe (zehn bis 199 Beschäftigte). Von drohender Insolvenz sprechen drei Prozent der befragten Unternehmen.
Trotz sinkender Zinsen und Energiepreise wollen die Unternehmen in Ostwürttemberg in den nächsten zwölf Monaten nur geringfügig mehr Investitionen tätigen als noch im Herbst 2024. Mehr als die Hälfte der Unternehmen allerdings sprechen von zunehmender oder gleichbleibender Investitionsbereitschaft in den kommenden zwölf Monaten. Im Vergleich zum Herbst sind das vier Prozentpunkte mehr.
Ein gemischtes Bild zeigt sich bei den Umsätzen und der Ertragslage im Vergleich zum Vorjahresquartal: Bei 26 Prozent der Unternehmen in Ostwürttemberg sind die Umsätze gestiegen. Bei 31 Prozent sind sie gefallen. 28 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Ertragslage mit „gut“, jedes vierte spricht von „schlechter Ertragslage“.
Blick in die Branchen
Im verarbeitenden Gewerbe beurteilen die Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage schlechter: Nurmehr 29 Prozent der Unternehmen bewerten die aktuelle Geschäftslage mit „gut“. Die Zahl der Betriebe mit „schlechter“ Geschäftslage hat sich um sechs Prozentpunkte auf 30 Prozent erhöht. Die Kapazitätsauslastung verharrt bei rund 78 Prozent. Die geopolitischen Risiken dämpfen die Exporterwartungen: Über 19 Prozent der Betriebe erwarten Exportrückgänge, insbesondere nach Nord- und Lateinamerika sowie Großbritannien.
Anders als noch im Jahr 2024 bewerten über 29 Prozent der Bauunternehmen die aktuelle Geschäftslage mit „gut“ und über 23 Prozent sprechen weiterhin von einer schlechten Lage. Damit ist die aktuelle Geschäftslage per Saldo erstmals seit dem Frühsommer 2023 wieder im positiven Bereich. Insbesondere im Handel wirken sich Preiserhöhungen, die hohe Sparneigung sowie die Schwächen in den anderen Sektoren weiterhin auf Auftragsvolumen, Umsatzerwartungen sowie Beschäftigung und Investitionen aus. Alle befragten Handelsunternehmen sprechen von einer „zurückhaltenden“ Kundschaft. Dagegen hat sich die Stimmung im Transport- und Verkehrsgewerbe erneut verbessert: kein Unternehmen spricht von einer schlechten Lage. Die Fracht- und Beförderungskapazitäten sind nochmals gestiegen.
Großer Handlungsbedarf
Thilo Rentschler, Hauptgeschäftsführer der IHK Ostwürttemberg, sieht großen Handlungsbedarf: „Der Schlüssel zum Aufschwung liegt in der Bereitschaft, sich allen Problemen aktiv zu stellen und an verbesserten Rahmenbedingungen durch die staatlichen Ebenen zu arbeiten. Zugleich brauchen wir eine Offensive für Innovationen und Gründungen sowie auch für die Transformationsaufgaben.“ Für Thilo Rentschler liegt ein zentraler Schlüsselfaktor dabei bei Bildung und Qualifizierung. „Die klugen Köpfe entscheiden, wie erfolgreich und innovativ wir als Volkswirtschaft sind.“