Wann es bei "Klein Zürich" im Heidenheimer Haintal mit dem Bebauungsplan weitergehen soll
Bauplätze sind sehr rar in Heidenheim, was dazu führt, dass viele Interessenten, die sich gerne den Traum vom Eigenheim erfüllen würden, auf einer städtischen Warteliste stehen. Die Anzahl der Neubaugebiete im Stadtgebiet hält sich in Grenzen, weitere Flächen als Neubaugebiete auszuweisen, ist nicht einfach. Doch gibt es im Haintal an der Giengener Straße ein großes Areal, das seit vielen Jahren brachliegt und das optimales Bauland wäre. Vor allen Dingen die Tatsache, dass es innerhalb bebauten Gebietes liegt und eine Bebauung somit Innenverdichtung wäre, macht das früher als „Klein Zürich“ bekannte Areal so attraktiv.
Eigentlich ist die Neubebauung der 4,5 Hektar großen Fläche schon seit etlichen Jahren Ziel der Stadtverwaltung. Doch so richtig vorangehen will das Projekt nicht. Denn noch immer gibt es keinen Bebauungsplan, obwohl der eigentlich den ursprünglichen Überlegungen zufolge schon 2019 fertiggestellt sein sollte. Noch im März dieses Jahres hatte es von Seiten der Stadtverwaltung geheißen, dass das Verfahren angestoßen, aber noch nicht abgeschlossen sei.
Kritik aus dem Gemeinderat
Kritik daran, dass es mit der Entwicklung nicht schnell genug geht, gab es jüngst auch aus Reihen des Gemeinderats. Ralf Willuth, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, forderte in seiner Stellungnahme zum Haushaltsplanentwurf, mehr Bauplätze zu verkaufen: "Unzufrieden sind wir seit Jahren mit der Entwicklung des Baugebietes im Haintal. Durch die kaum nachvollziehbare Verschleppung des Verfahrens sind wir nun mit den Schwierigkeiten einer abflauenden Nachfrage aufgrund gestiegener Zinsen und einer deutlich geschwächten Baukonjunktur konfrontiert. Wir beantragen, dass unverzüglich ein umsetzbares Konzept Haintal erstellt wird. Es liegen Ergebnisse eines Wettbewerbs vor, die durch Anpassungen an die aktuelle Situation zeitnah verwertet werden könnten. Mit den Erschließungsmaßnahmen soll dann schnellstmöglich begonnen werden."
Doch bis dahin wird wohl noch einige Zeit ins Land gehen. Denn wie jetzt auf Anfrage zu erfahren war, ist der Plan noch in Arbeit. Mit der Erstellung sei ein externes Büro beauftragt worden: „Teil dieser Arbeit ist auch das Einbringen neuer Ideen in den städtebaulichen Entwurf, wozu es noch Abstimmungsgespräche geben wird. Vorgesehen ist, dass im Frühjahr 2024 der Auslegungsbeschluss im Gemeinderat beraten wird und es damit zu einer verbindlichen Beteiligung der Öffentlichkeit kommt“, so der städtische Pressesprecher Stefan Bentele.
Es gab schon konkrete Ideen
Welche neuen Ideen das sein werden, wird von Seiten der Verwaltung derzeit noch verschwiegen. Fakt jedoch ist, dass es den städtebaulichen Entwurf bereits seit Jahren gibt. Der sieht vor, dass hier ein Wohnquartier beidseits der Giengener Straße entsteht, sowohl auf dem früheren „Klein Zürich“-Areal als auch auf dem Gelände, auf dem das Integrationszentrum stand. Im Jahr 2017 war nach einem städtebaulichen Wettbewerb ein Siegerentwurf gekürt worden, der hier ein zukunftsweisendes neues Stadtviertel vorschlug, in dem völlig neue Wohnformen entstehen sollten. 2019 wurden die Ideen dann konkretisiert: Mit einer vielfältigen Bebauung mit Gartenwohnungen, Stadthäusern aber auch Wohnblöcken sollte ein möglichst vielfältiges Quartier entstehen, das „Am Hardtwald“ genannt wird. Außerdem sahen die Überlegungen mehrere Plätze, einen Kindergarten und ein zentrales Gebäude als Quartierstreffpunkt mit Einkaufsmöglichkeit und Café vor. Der ursprüngliche Plan war, dass sich potenzielle Bauinteressenten und damit Privatpersonen ebenso wie Wohnungsbauunternehmen mit ihren Vorstellungen um Bauplätze bewerben können und der Bebauungsplan dann letzten Endes an diese Ideen angelehnt wird.
Doch hielt sich das Interesse in Grenzen, weshalb die vorgesehene Konzeptvergabe nicht umgesetzt wurde. Deshalb ist es auch unwahrscheinlich, dass diese Planung weiterverfolgt wird. Bedeutet das, dass bei der jetzt laufenden Erstellung des Bebauungsplans ein ganz reguläres Verfahren geplant ist? Darüber gibt es von Seiten der Stadtverwaltung keine Auskunft. Doch man arbeite mit einem Interessenten zusammen, so Bentele. Welche Vorstellungen der hat, und ob das gesamte Areal von einem Investor bebaut werden soll, ob inzwischen nur an Wohnungen oder auch an Bauplätze für Einfamilienhäuser gedacht wird, wird sich wohl erst im kommenden Frühjahr zeigen, wenn sich der Gemeinderat mit der Thematik beschäftigen soll.
Schon früher Wohnsiedlung
Auf der Südseite der Giengener Straße gab es früher ein kleines Wohngebiet namens "Klein Zürich". 1952 hatte der Heidenheimer Gemeinderat in Wollishofen bei Zürich die Werkbundsiedlung Neubühl besichtigt, die in den 1930er-Jahren von Architekt Rudolf Steger gebaut worden war. Eigener Kindergarten, keine Durchfahrtsstraßen, ein „Dorf in der Stadt“ mit Gemeinschaftsplätzen und -räumen: Noch heute funktioniert die Werkbundsiedlung in der Schweiz so, wie man sie einst geplant hatte.
Freilich hat das Schweizer Vorbild eine weit höhere Bauqualität als die Heidenheimer Nachbildung, die nach 50 Jahren buchstäblich zu zerbröseln drohte. Denn hier hatte man auf Einfachbauweise gesetzt. In Heidenheim hatte das neue Wohngebiet seinen Namen gleich weg: Von der „äußeren Giengener Straße“ (so nannte sich das Baugebiet eigentlich) sprach bald keiner mehr, und als bereits im Jahr 1953 die ersten Wohnungen des neuen Quartiers bezogen wurden, war selbst bei der Gemeinnützigen Baugesellschaft vom „Klein-Zürich“ die Rede.
Anfang der 2000er Jahre waren die Gebäude im "Klein Zürich" kaum noch bewohnbar. So kam es dann 2005 zum Abriss des ehemaligen Wohnquartiers. Seitdem liegt das Gelände brach, obwohl es schon die unterschiedlichsten Überlegungen bezüglich einer Nutzung gab.