Premiere von „Ein Mord wird angekündigt“

Im Heidenheimer Sasse-Theater ist nichts, wie es scheint

Im Sasse-Theater wird „ein Mord angekündigt“ – und Agatha Christies Miss Marple und Inspektor Craddock haben alle Hände voll zu tun, den richtigen Täter zu ermitteln. Es gab schrullige Charaktere, viel zu lachen und ein paar Längen.

Die Titelmusik war unverkennbar: Es gab wohl niemanden im Saal des voll besetzten Sasse-Theaters, der die berühmte Melodie aus den vier Miss-Marple-Verfilmungen mit Margaret Rutherford nicht erkannte. Die erste Halbzeit des Herbststückes „Ein Mord wird angekündigt“ zeichnete sich durch hohes Tempo, schrullige Charaktere und die Faszination aus, was es denn mit diesem makabren Scherz, wie alle hoffen, auf sich habe: In der Zeitung wurde per Annonce am Freitag, 13. Oktober, um 19 Uhr ein Mord angekündigt – im Haus von Letitita Blacklock. Das Dorf ist in heller Aufregung. Es macht Spaß, die einzelnen Figuren zu erleben, die sich im Wohnzimmer der Gastgeberin versammeln. Zunächst Letitia Blacklock selbst: Christiane von Ohlen spielt mit großer Präsenz, oftmals versammeln sich die anderen Protagonisten um sie, um dem immer verwirrenderen Geschehen zu folgen. Bei ihr leben ihre Nichte Julia und ihr Neffe Patrick Simmons, die die Gutmütigkeit Letitias ausnutzen – gut verkörpert und mit eigenem Charakter von Emily Mundt und Agron Imami. Dann gibt es noch die junge Witwe Philippa Haymes (Jana Poxleitner), die sich zu dem erfolglosen Schriftsteller Edmund Swettenham (Nikolas von Ohlen) hingezogen fühlt.

Die Akteure glänzten in exzentrischen Rollen

Herrlich in ihren exzentrischen Rollen waren Heidi Pfeffer als Dora Bunner und Angi Brandt als manchmal fast unerträglich dramatisches Hausmädchen Mitzi mit Hollywood-Ambitionen. Hier konnte man es vor allem im ersten Teil kaum erwarten, wer denn nun wieder durch die Tür stürmen würde. Und last, not least: Miss Marple und ihr Pendant Inspektor Craddock. Erika Welches verkörpert die etwas lästige, liebenswerte, strickende Detektivin mit feinen Gesten, während Jürgen Stern gemächlich, aber beharrlich als Ermittler mit ihr zusammenarbeitet. Hier kommt weniger der typische Gegensatz, die Überlegenheit Miss Marples zum Ausdruck als vielmehr eine ausführliche, manchmal leider etwas zu lang geratene Ermittlung in gegenseitigem Respekt. Der erste Teil endet mit dem vorhersehbaren Knall (im wahrsten Sine des Wortes) und einem Toten. Im zweiten Teil geht es um die komplizierten Ermittlungen. Die Lage wird immer verworrener, nichts ist, wie es scheint, einer nach dem anderen wird verdächtigt, bis es am Schluss zur folgerichtigen Überführung des Täters kommt. Natürlich wird Miss Marple wieder in letzter Sekunde gerettet – zum Vergnügen des Publikums.

In der Inszenierung sind die einzelnen Charaktere gut herausgearbeitet

Die Inszenierung von Lara-Sophie Wöhler und Michael Geisel lebt von den prima herausgearbeiteten Figuren. Bei der komplizierten Aufklärung hätte etwas gestrafft werden können. Dennoch bietet „Ein Mord wird angekündigt“ einen vergnüglichen und unterhaltsamen Theaterabend.

„Ein Mord wird angekündigt“ ist der vierte von zwölf Kriminalromanen und 20 Kurzgeschichten um die Hobbydetektivin Miss Marple aus der Feder der „Queen of Crime“ Agatha Christie. Stets ist Miss Marple ihrem Gegenstück, dem nicht ganz so cleveren Inspektor Craddock, eine Nasenlänge voraus. Sie ermittelt mit Neugier, Menschenkenntnis, die sie in ihrem Dorf St. Mary Mead erworben hat, indem sie zuhört, meist beim Stricken, und auf eigene Faust den entscheidenden Spuren folgt. Als Klassiker gelten die vier Miss-Marple-Verfilmungen mit der britischen Schauspielerin Margaret Rutherford. Diese entsprach mit ihrer resoluten Art gar nicht unbedingt der Romanvorlage, aber bis heute zieht sie viele Fans in den Bann – ebenso wie Agatha Christies Romane selbst, deren Beliebtheit auch fast 50 Jahre nach dem Tod der Autorin ungebrochen ist.

Weitere Aufführungen im Sasse-Theater

Weitere Aufführungen von „Ein Mord wird angekündigt“ im Sasse-Theater sind samstags, vom 19. Oktober bis zum 30. November (außer am 9. November) um 20 Uhr zu sehen; sonntags vom 20. Oktober bis zum 24. November sowie am Freitag, 25. Oktober, um 18 Uhr – außer am Sonntag, 10. November, da gibt es um 11 Uhr eine Matinee-Vorstellung. Karten sind im Pressehaus der Heidenheimer Zeitung, unter laendleevents.de sowie unter tickets@sasse-theater.de erhältlich.

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