Über 300.000 Bienen

Imkern als Ausgleich im Alltag: Was Christel Ballweg-Braun aus Schnaitheim an ihrem Hobby fasziniert

Christel Ballweg-Braun hat zehn Bienenvölker am Asang in Schnaitheim. Die begeisterte Hobby-Imkerin sieht die Imkerei als guten Ausgleich zum Bürojob. Was sie daran reizt, welche Aufgaben anfallen und worüber sie sich Sorgen macht.

Es herrscht wildes Treiben, wenn man die Wiese am Asang in Schnaitheim betritt. Das Summen wird immer lauter, je näher die Bienenvölker von Christel Ballweg-Braun kommen. Die 60-Jährige besitzt zehn Bienenvölker, je Volk sind das dann circa 30.000 bis 40.000 Bienen. Seit 1992 betreibt die Imkerin dieses Hobby.

Die studierte Agraringenieurin hat ihre ersten Bienenvölker über einen Arbeitskollegen vermittelt bekommen, dessen Freund damals alters halber mit der Imkerei aufhören wollte. Mit drei bis vier Völkern hat sie vor über 30 Jahren klein angefangen. Sie bekam anfangs von dem damaligen Imker eine kleine praktische Einführung, das theoretische Grundwissen hat sie sich bei zahlreichen Imkerkursen über viele Jahre hinweg erworben. „Beim Thema Biene lernt man nie aus. Es ist faszinierend, wie so ein ganzes Bienenvolk zusammenarbeitet.“ Jede Biene im Bienenvolk hat ihre Zuständigkeit, welche die Brutpflege, das Honigsammeln, den Wabenbau oder den Wächterdienst beinhaltet, je nach Alter der Biene. Die Bienenkönigin ist das einzige fruchtbare Weibchen und kümmert sich ausschließlich um die Eiablage. Die Drohnen, die männlichen Bienen, sind alleinig für die Befruchtung der jungen Königin zuständig.

Wie es um den Imker-Nachwuchs steht

Ballweg-Braun ist langjähriges Mitglied im Imkerverein Heidenheim. Um die Nachwuchs-Imker müsse man sich in den letzten Jahren weniger Sorgen machen: „Die Entwicklung ist erfreulich, es gibt zunehmend Jung-Imker in der Gegend, die an regelmäßigen Schulungen des Imkervereins zahlreich teilnehmen.“ Früher war das anders. „Als ich in den 90er Jahren damit angefangen habe, waren die meisten Imker im Rentenalter.“ Mittlerweile würden immer mehr Menschen Gefallen an den produktiven Insekten finden. „Ich bin immer wieder fasziniert davon, wenn ich einen Bienenschwarm sehe, der durch die Luft wirbelt. Und natürlich schlägt das Herz jedes Imkers höher, wenn der goldene Honig aus der Honigschleuder fließt“, sagt Ballweg-Braun mit leuchtenden Augen.

Das ganze Jahr über ist die 60-Jährige mit ihren Bienen beschäftigt. Die Honigproduktion läuft von Frühjahr bis Spätsommer, für die Hobby-Imkerin eine sehr anstrengende Zeit. Sie muss Honigwaben ernten und den Honig schleudern, der Vorgang, bei dem der Honig aus den Waben heraus gelöst wird. Danach wird der Honig zur Weiterverarbeitung abgefüllt.

Trotz all der Arbeit und dem Zeitaufwand möchte Ballweg-Braun ihr Hobby auch weiterhin ausüben: „Mich entspannt es, wenn ich bei meinen Bienen bin, auch wenn es im Frühjahr und Sommer stressig sein kann.“ Ihre vier Kinder sind mittlerweile alle aus dem Haus und die Imkerei sei ein guter Ausgleich zu ihrem Bürojob.

„Bienen sind von sich aus nicht aggressiv oder gefährlich“

Gestochen wurde die 60-Jährige dabei von ihren Bienen schon mehrmals. „Mittlerweile reagiert mein Körper auf die Stiche gar nicht mehr. Es schwillt nichts an und ist schnell vergessen“, erzählt Ballweg-Braun lächelnd. Ihr ist wichtig, ein Vorurteil aus dem Weg zu räumen: „Bienen sind von sich aus nicht aggressiv oder gefährlich und stechen die Menschen nicht böswillig. Sie stechen nur, wenn sie sich bedroht fühlen, weil man zum Beispiel auf sie tritt.“

Ohne Schutzmaske: Christel Ballweg-Braun Rudi Penk

Zunehmende Sorgen bereitet Ballweg-Braun der Klimawandel. Die milden Winter lassen die Frühlingspflanzen früher blühen, wodurch die Bienenvölker noch nicht ausreichend ernährt und damit nicht stark genug sind, um viel Nektar einzusammeln. Zudem würden lang anhaltende Trockenperioden die Nektarproduktion erheblich beeinträchtigen.

Auch die mittlerweile im Süden Deutschlands, aber noch nicht in der Region auftretende asiatische Hornisse behält die Hobby-Imkerin im Blick. Die heimische Hornisse ist für Bienen unbedenklich. Asiatische Hornissen hingegen können in kürzester Zeit ganze Bienenvölker vernichten, so Ballweg-Braun.

Weitere wertvolle Bienenprodukte

Weil Ballweg-Braun eine zusätzliche Ausbildung als Fachberaterin für Bienenprodukte gemacht hat, weiß sie, dass nicht nur der Honig ein sehr wertvolles Produkt aus dem Bienenvolk ist, sondern auch Propolis, das Kittharz der Bienen. „Propolis kann eingesetzt werden, damit Wehwehchen schnell vergessen sind“, erklärt die Hobby-Imkerin. Aber auch der von den Bienen gesammelte Pollen sei wertvoll für die Ernährung.

Regionalen Honig kaufen

Für die Zukunft würde sich Ballweg-Braun wünschen, dass die Menschen regionalen Honig kaufen und die örtlichen Imker unterstützen. „Unser Honig ist unverfälscht und jeder Verbraucher weiß genau, was drin ist“, wirbt sie. Ein Großteil des in Supermärkten verkauften Honigs sei zwar günstiger, werde aber oft im Ausland ohne eine naturgemäße Bienenhaltung erzeugt und sei häufig ein Mischhonig.

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