Leserbrief

In Schnaitheim soll ein Wohn-Ghetto entstehen

Leserbrief zur geplanten Bebauung des Kleehof-Areals in Schnaitheim:

Liebe Schnaitheimer, wacht endlich auf! Ich wende mich an Sie, um meine Besorgnis hinsichtlich des Bebauungsplans Kleehof-Areal zu äußern. Es mag bislang nur wenige Schnaitheimer interessieren, was in unserer schönen Gemeinde gebaut werden soll und von der Stadt Heidenheim verbrochen wird, da die wenigsten etwas mit „Kleehof-Areal“ anfangen können. Es ist der Tarnname, der verwendet wird, um zu verschleiern, dass die Wiese hinter der IHK gemeint ist.

Es sollen auf diesem Gebiet vorsichtig gerechnet 600 Menschen leben und arbeiten. Das Ganze ohne Spielplatz für Kinder. Wenn ich an die Verkehrssituation rund um Nattheimer Straße, Kleebühlweg und Marktkauf denke, wird mir jetzt schon schwindlig. Zudem wird ein innerörtliches Kleinod für Gesundheit, Sauerstoff, Tiere und Feuchtbiotop geplant zerstört. Wo bleiben der BUND und die Umweltschützer die normalerweise gefordert sind? Haben sie bei diesem Wahnsinnsvorhaben Scheuklappen auf, oder sind sie auf anderem Wege ruhiggestellt worden? Geht es ihnen schlichtweg am Hintern vorbei?

Liebe Schnaitheimer, wir müssen uns wehren. Hier soll eine „Walther-Wolf-Straße 2.0“ entstehen. Ein Wohn-Ghetto ohne Wenn und Aber, zusammengedrückt und ohne Raum zum Atmen. In Holzständerbauweise, welche schon vor dem Aufbau wurmstichig ist. Von Rissen im Holz durchzogen, welches nie einen Pinselstrich zur Pflege erhalten wird. Der Lack blättert nach ein paar Jahren größtenteils ab, und dann wird das Ganze seiner 40-jährigen Verwitterung zugeführt, welche wir Schnaitheimer dann mit ansehen müssen.

Sozial ja, aber nicht in dieser Menge und dazu noch auf einem Haufen, der die Gefahr der sozialen Gruppenbildung hier auf das Äußerste fördert und auch eine Menge sozialen Sprengstoff beinhaltet.

Oberbürgermeister Salomo informierte mich und andere Anlieger, dass wir nach der Veröffentlichung des Bebauungsplans in der Zeitung vier Wochen Zeit haben, Einsprüche gegen dieses Bauvorhaben zu erheben. Die Bekanntmachung vom 15. Dezember gewährt uns lediglich 14 Tage Einspruchsfrist, wobei in diese Zeitspanne auch die Feiertage rund um Weihnachten fallen. Die Glaubwürdigkeit von Herrn Salomo wird hierbei nicht nur infrage gestellt, sondern erschüttert. Es drängt sich der Eindruck auf, dass die versprochenen vier Wochen für Einsprüche lediglich acht Werktage umfassen, damit keiner großartig reagieren kann.

Der gesamte Gemeinderat sei hiermit ebenfalls gemeint. Kann man noch Vertrauen in unsere gewählten Vertreter haben, oder tun die nur dies, was vorgegebener Einheitszwang ist, um Diskussionen zu vermeiden und Proteste im Keim zu ersticken?

Es scheint, als ob Herr Salomo vorrangig sein Wahlversprechen, sozialen Wohnraum zu schaffen, erfüllen möchte. Dennoch stellt sich die Frage, ob die Stadt überhaupt das nötige Budget hat. Amtspersonen sollten meines Erachtens nach nicht leichtfertig mit Geld umgehen, das ihnen nicht gehört, sondern ihnen nur anvertraut wird.

Der Bauträger wird angeblich gezwungen, fünfstöckig zu bauen, um Fördermittel von Bund und Land zu erhalten. Doch wem hilft diese Regelung wirklich? Warum werden derartige Tricks angewendet, um an reichlich finanzielle Unterstützung zu gelangen die auch wieder von uns bezahlt werden muss?

Warum eigentlich nicht Vorhandenes sanieren, anstatt neu bauen? Ich rufe alle Schnaitheimer dazu auf, ihre Einwände gegen dieses Bauprojekt bis spätestens 29. Dezember bei der Stadt einzureichen.
Winfried Ludwig, Heidenheim

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