Die IHK Ostwürttemberg hat die Federführung beim Thema Wohnungsbau und Immobilienwirtschaft in Baden-Württemberg übernommen und einen Expertenkreis etabliert.
Die IHK Ostwürttemberg hat am 9. Januar einen Expertenkreis „Wohnen und Bauen“ ins Leben gerufen. Das Gremium, an dem rund 30 Vertreter aus Unternehmen der Wohnungsbau- und Immobilienwirtschaft, Makler, Banken, Architekten sowie Projektentwicklern aus der Region mitwirken, hat beim ersten Treffen Ideen gesammelt und wurde über bisherige Aktivitäten der IHK Ostwürttemberg zum Thema informiert. Bei künftigen regelmäßigen Treffen sollen nun konkrete Arbeitspunkte diskutiert und Positionen gegenüber der Politik formuliert werden.
Die IHK Ostwürttemberg ist seit Beginn des Jahres 2024 federführend innerhalb des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK) für das Thema Wohnungsbau und Immobilienwirtschaft tätig. Dies war durch die BWIHK-Gremien sowie die IHK-Vollversammlung Ende November 2023 beschlossen worden. IHK-Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler informierte den Expertenkreis, dass das Thema innerhalb des Masterplans für die Zukunftsoffensive Ostwürttemberg eine entscheidende Rolle spielt.
Breite Ausrichtung des Expertenkreises
Die Zusammensetzung des Expertenkreises ist breit angelegt. In den folgenden Terminen werden politische Mandatsträger und Vertreter aus der öffentlichen Verwaltung als Gäste begrüßt werden, um die Themen mit der kommunalen Familie zu diskutieren. Dabei spielt auch der neue Regionalplan für Ostwürttemberg eine Rolle, der derzeit vom Regionalverband aufgestellt wird. Der Expertenkreis arbeitete einige Punkte heraus, die den aktuellen Wohnungsmarkt bestimmen. Beispielsweise haben sich Vermarktungszeiten für Neubauten deutlich verlängert, Projekte wurden wegen großer Kostensteigerungen und langer Genehmigungsverfahren auf Eis gelegt. Auf dem vor Weihnachten gestoppten Wachstumschancengesetz liegen große Hoffnungen der Branche. Auszubildende in der Baubranche zu halten, wird immer schwieriger. Arbeitsplätze sind gefährdet.
Sorge um Attraktivität der Region
Ulrich Betzold, Geschäftsführer der Arnulf Betzold GmbH und IHK-Vizepräsident, stellte die Sicht eines Unternehmers dar, der wachsen möchte, dessen potenzielle neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus anderen Regionen jedoch keinen Wohnraum finden. Er sorgt sich innerhalb dieses Szenariums um die Attraktivität der Region. Jeder neu geschaffene Wohnraum sei wichtig und schaffe durch Umschichtung auch wieder bezahlbaren Wohnraum.
Markus Frei, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Ostalb, berichtete über den Rückgang im Baufinanzierungsgeschäft um 50 Prozent. Für die Altbausanierung wurden 2023 die meisten Mittel beantragt. Es gebe weniger Kapitalanleger für Wohnimmobilien. 2023 sei die Bauwirtschaft um rund 10 Prozent geschrumpft, dies werde sich 2024 und womöglich 2025 fortsetzen. Es stünden zu wenig Fördermittel für den Wohnungsbau bereit. Drei Parameter haben sich laut Markus Frei gleichzeitig verschlechtert: Steigendes Zinsniveau, sinkendes Einkommen durch die hohe Inflation und drastisch steigende Baukosten charakterisieren die Lage. Ziel sei, die Inflation in den Griff zu bekommen, was sinkende Zinsen zur Folge hätte. Markus Frei forderte mehr zinsverbilligte Darlehen der KfW, höhere Zuschüsse für Sanierungen, eine Eindämmung von Standards und Vorschriften sowie eine Einführung der degressiven Abschreibung von Neubauten.
Bisherige Vorarbeiten in Form einer Erklärung
Es wurde 2023 ein Positionspapier auf regionaler Ebene vorbereitet. Eine gemeinsame Erklärung „Initiative ‚Wohnraum jetzt!‘“ der OBs, Landräte und der IHK zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum (für Fachkräfte) in der Region Ostwürttemberg liegt in der Entwurfsfassung vor und steht zur Unterzeichnung an. Über den BWIHK und als federführende IHK erfolgt regelmäßig ein Input in den Strategiedialog des Landes zum bezahlbaren Wohnraum. Ulrich Grath gehört zudem seit 2023 dem Immobilienausschuss der DIHK an.
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