Seit drei Jahren ist die Küche in der einst beliebten Sportgaststätte am westlichen Stadteingang Heidenheims kalt. Nun zeichnet sich das Ende der Durststrecke ab. Wie HSB-Vorsitzender Jörg Schneider vermeldet, sind neue Pächter gefunden. Betreiben wird das Jahnhaus von einem vierköpfigen Team: Dusko und Darko Cuckovic haben das Lokal gepachtet und werden es in den nächsten Monaten modernisieren, um es gemeinsam mit dem befreundeten Wirtsehepaar Natalija und Jasmin Begisholli aus Böhmenkirch im Herbst wiederzueröffnen.
Die Mitglieder im HSB-Vorstand seien froh über die gefundene Lösung, sagt Schneider: „Das Jahnhaus wieder bewirtschaftet zu sehen, bedeutet eine enorme Aufwertung und Abrundung des Angebots des HSB-Sportvereinszentrums im Sparkassen-Sportpark.“
Cuckovic: Der Name steht für gute Zeiten beim AC Milan
Die neuen Pächter sind vor allem in Fußballerkreisen weithin bekannt. Beide prägten beim AC Milan als Spieler und Trainer eine erfolgreiche Zeit, bevor sie 2022 ihren Rückzug antraten. Darko Cuckovic bestritt über 630 Partien für den kleinen Verein und feierte mit ihm als Kapitän vier Aufstiege, davon drei in die Bezirksliga. Sein Bruder Dusko war als Trainer für zwei dieser Aufstiege mitverantwortlich.
Essen, Trinken und Ausgehen: Im Leben der Brüder ist das kein völlig fremdes Terrain. 2020 gründete Darko Cuckovic zusammen mit Aleksandar Glamoclija und einer weiteren Heidenheimer Fußballlegende, Marc Schnatterer, die MAD Vending Group GbR, über die eine eigene Kaffeemarke vertrieben wird. Seit 2023 vertreibt er mit der Firma „Dadi-Tating“ Schnaps und Likör aus dem serbischen Stara Pazova (Dadi ist der Spitzname von Darko Cuckovic). Bruder Dusko Cuckovic betrieb vier Jahre lang den Club Rakoon.
Nun also gut bürgerlich: Wie die Sportstätten gehört das Lokal zur Vereinsinfrastruktur. Das Jahnhaus war nicht nur jahrzehntelang fester Treffpunkt für Sportlerinnen und Sportler, sondern war auch eine feste Adresse in der Gastronomieszene Heidenheims. Lange Zeit verlief die Suche im Sande, bis im November schließlich den HSB-Vorsitzenden Jörg Schneider eine Anfrage von Dusko Cuckovic nach einem Besichtigungstermin zusammen mit seinem Bruder Darko erreichte. Eigentlich waren die Brüder nach eigenen Angaben in der Heidenheimer Innenstadt auf der Suche nach einem Standort, dabei sei ihr Blick auch aufs Jahnhaus gefallen.
Balkanküche mit deutschen Klassikern im Heidenheimer Jahnhaus
Nach ein paar Treffen sei schnell klar gewesen, dass man sich einig werden würde, berichtet HSB-Vorsitzender Jörg Schneider. Auch hinzugezogene Berater aus der Brauerei- und Gastroszene seien von den Ideen und dem Antrieb der Brüder angetan gewesen. „Das gastronomische Konzept passt zum Jahnhaus“, ist Schneider überzeugt: Es werde Balkanküche, erweitert um deutsche Klassiker, geben. Auf der Speisekarte finden soll sich zudem leichte Kost nicht nur für Sportler sowie vegetarische Gerichte. Für die Küche und Bewirtung verantwortlich sein werden Natalija und Jasmin Begisholli, die laut Darko Cuckovic jahrelange Erfahrung in der Gastronomie haben. Um Irritationen zu vermeiden: Jasmin ist im Bosnischen ein Männervorname, die männliche Variante von Jasmine.
Vor der Eröffnung steht eine grundlegende Renovierung an, wobei die Brüder selbst das Modernisierungskonzept erarbeitet haben. Außen soll das Jahnhaus sein Aussehen behalten. „Aber innen wird es nicht wiederzuerkennen sein“, sagt Darko Cuckovic. Der Stil werde wesentlich heller werden, Wände würde herausgerissen oder neu gesetzt werden. Und auch die Einrichtung soll komplett durch eine neue ersetzt werden. Die Brüder sind vom Fach und werden die Renovierung deshalb selbst in die Hand nehmen: 2018 haben sie das väterliche Unternehmen übernommen, den GSR Theo, Gipser- und Stuckateurbetrieb. „Die nicht unerheblichen Renovierungskosten werden von den Pächtern getragen. Im Gegenzug erhielten die Pächter einen langfristigen Pachtvertrag“, so Schneider.
Friz, Holubek und Rejn
Das Fundamt für das Jahnhaus wurde im Jahre 1935 gelegt. Damals hatte der HSB das heutige Vereinsgelände am Fuße des Rehbergs gekauft, das zu der Zeit noch weit vor den Toren der Stadt lag.
Der alte Jahnplatz ist längst zum modernen Sparkassen-Sportpark mit Sportplätzen, Hallen und Geschäftsstelle geworden. Einzig das Jahnhaus ist abgesehen vom neuen Anstrich weitgehend ungeschliffen geblieben und erinnert an Zeiten, als Pächter-Dynastien dort ganze Berge von Schnitzel versetzt haben. Namen wie Eva und Manfred Friz, Dieter Holubek und zuletzt Victor Rejn standen für das Jahnhaus. Nun reiht sich dazu der Name Cuckovic an.
In der Zeit des Leerstands war das Jahnhaus vorübergehend Impf-Stelle zu Zeiten der Corona-Pandemie und wurde vom Verein „Heidenheim für Ukraine“ als Umschlagplatz für Hilfsgüter genutzt.